1265 - Im Visier der Schattenhexe
Alles andere erledige ich.«
Sie fasste zu.
Und diesmal erstarrte Glenda vor Entsetzen, als das Grauenvolle geschah. Die blonde Bestie tötete Jaxx durch einen Genickbruch und schleuderte ihn dann zur Seite.
Glenda Perkins sah gar nicht, wohin er fiel. Sie dachte plötzlich daran, dass auch der Abbé Bloch auf diese furchtbare Art und Weise von der Cavallo getötet worden war, und sie merkte plötzlich, dass sie sich nicht mehr lange auf den Beinen halten konnte. In dieser Welt wollte sie nicht mit vollem Bewusstsein bleiben. Sie wünschte sich so weit weg und konnte auch nicht verhindern, dass ihr die Tränen aus den Augen liefen. Sie hatte verloren, und sie würde immer gegen diese verfluchte blonde Bestie verlieren, die so verdammt dicht vor ihr stand und sie aus funkelnden Augen anstarrte.
»Wer sollte mich denn noch besiegen?« höhnte Justine Cavallo. »Kannst du mir das sagen?«
Glenda war nicht fähig, zu antworten. Sie schluchzte auf. Sie sah das Kreuz durch den Tränenschleier vor Justines Brust. Sie konnte auch nicht mehr klar denken, denn ihr Leben hatte sich plötzlich auf die andere Seite gedreht. Die helle, die freundliche und normale, die war endgültig vorbei.
»Glenda, Schätzchen!«, höhnte die Cavallo. »Reiß dich doch zusammen. Du hast erlebt, wie stark wir sind. Selbst in der unteren Dimension der Engel finden wir uns zurecht und setzen unsere Zeichen. Die Vampirwelt ist uns nicht genug. Wir dehnen uns aus, und weil dies so ist, müssen wir uns stärken. Mit deinem Blut, zum Beispiel, das ich sogar riechen kann.«
»Hör auf!«, fauchte Glenda Justine an. »Ich… ich… will es nicht hören.«
»Das brauchst du auch nicht mehr. Du kannst dich schon mal darauf vorbereiten, dass du bald so sein wirst wie ich.« Sie leckte sich über die Lippen.
Eine Sekunde später hatte sie Glenda im Griff. Die Hände schlugen gegen die Schultern, und mit einem heftigen Ruck drehte sie Glenda herum und in die richtige Position.
Zudem trat sie noch Glendas rechten Fuß zur Seite, sodass sie nach hinten kippte. Sie wurde geschickt aufgefangen und fiel in die fangbereiten Arme hinein.
Justine Cavallo beugte ihren Kopf vor. Langsam öffnete sie dabei die Lippen, denn Glenda sollte nichts entgehen, und sie sah auch die beiden Zähne, die wie Waffen aus dem Oberkiefer ragten.
»Du wirst mich sättigen, kleine Glenda, und danach werden wir Partnerinnen sein…«
***
Ich hatte die zweite Dose Bier geleert!
Nicht, dass ich mich betrinken wollte, aber ich konnte in dieser Nacht nicht schlafen. Es war schrecklich für mich, allein in der Wohnung zu hocken und immer daran zu denken, was passiert war. Zudem vermisste ich den gewohnten Druck an meiner Brust, und es stellte sich die große Frage, ob ich mein Kreuz irgendwann einmal wiedersah und wenn ja, ob ich es dann wieder in meinen Besitz bekam.
Es war zum Heulen, zum Verzweifeln. Ich war aus dem Rennen, man hatte mich ausgeschaltet, kalt gestellt, und auch die letzte Spur zu Justine und Glenda war gekappt worden.
Sie war durch Mallmann entführt worden. Sie steckte in seiner Welt, und sie war dort ein verdammt willkommenes Blutopfer.
Ich knickte die Dose zusammen, stand auf und brachte sie in die Küche. Im Kühlschrank gab es noch vier Dosen Bier, und ich überlegte wirklich, ob ich mir noch eine gönnen sollte, aber es ist einfach verkehrt, denn das lässt die Probleme zwar verschwommener erscheinen, bringt aber keine Lösung.
Durst hatte ich trotzdem, und deshalb griff ich zur Wasserflasche. Die Nacht würde lang werden, das stand fest, und ich wusste auch, dass ich kein Auge zumachen würde.
Ich ging wieder zurück ins Wohnzimmer. Zum Glück kam ich an keinem Spiegel vorbei, denn ich hätte mich vor meinem eigenen Anblick erschreckt. Graue Haut, Müdigkeit in den Augen, verbissener Ausdruck.
Das Wasser zischte, als ich den Verschluss abgedreht hatte. Ich setzte mich wieder in den Sessel und dachte darüber nach, was ich alles falsch gemacht hatte.
Eigentlich nichts.
Okay, ich hätte vorsichtiger sein können, aber es gab keinen anderen Weg. Ich hatte in diese leere Fabrikhalle gehen müssen, um zumindest zu versuchen, Glenda zu befreien.
Okay, Suko und ich lebten. Aber was war mit Glenda?
Diese Frage drückte mir aufs Gemüt. Und wenn die Stunden sich noch so lange hinzogen, ich würde nicht ins Bett gehen, sondern hier im Zimmer bleiben. Denn ich konnte mir vorstellen, dass in der Nacht noch etwas passieren würde. Irgendwie spürte ich
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