1265 - Im Visier der Schattenhexe
vorbei.«
»Zurückgehalten?«
»So ist es.«
»Dann bist du jemand, mit dem ich bisher noch keinen Kontakt gehabt habe.«
»Keinen direkten. Aber ich habe dich nie aus der Kontrolle gelassen. Ich habe deinen Weg immer verfolgt, und zwar aus sehr bestimmten Gründen. Bisher sah ich keinen Grund, mich einzumischen. Es war möglicherweise ein Fehler von mir, aber ich sage dir ehrlich, dass diese Zeiten vorbei sind, und das weiß auch Dracula II. Davon gehe ich zumindest aus. Jeder soll seine Macht haben, aber ich will nicht, dass sie an einer Stelle einfach zu groß wird.«
»Was soll das?«
»Du hast das Kreuz.«
Die blonde Bestie hatte ihren Spaß. »Ja, das habe ich, und das halte ich auch für wichtig. Es ist der große, der ganz große Sieg, den ich jetzt noch verfeinern werde. Du kannst sagen, was du willst, aber ich habe hier das Sagen.«
»Noch!«
»Nein, es wird so bleiben!«
Die andere Person blieb ruhig. Sie ließ sich zudem Zeit mit der Antwort. »Jeder sollte seine Grenzen kennen, und wenn nicht, dann müssen sie ihm aufgezeigt werden. So und nicht anders liegen die Dinge. Du bist gekommen und hast dich eingeschlichen und dabei immer mehr Macht an dich gerissen. Nicht mal Dracula II hat sich dagegen gewehrt. Er hat dich als Partnerin akzeptiert, aber er hat auch andere vergessen, und so etwas ist nicht gut.«
»Hat er dich vergessen?«
»Ich sehe es so.«
»Gut, dann möchte ich gern von dir erfahren, wen er vergessen hat. Oder hast du keinen Namen?«
»Doch, den habe ich!«
»Und wie lautet er?« höhnte die blonde Bestie.
»Assunga!«
***
Beinahe hätte Glenda Perkins aufgeschrieen, doch sie riss sich im letzten Moment zusammen.
Assunga, die Schattenhexe!
Die Dämonin, die einen Zaubermantel trug, Vampirin und Hexe zugleich. Dank ihres Mantels war es ihr möglich, zwischen den Dimensionen zu reisen. Sie hatte Dracula II dabei unterstützt, die Vampirwelt zu erschaffen. Sie gehörte zu den besonderen Vampiren, denn ein mächtiger Dämon hatte sie zu einer besonderen Blutsaugerin gemacht, die sich von Seelen der Menschen ernähren konnte, sodass bei den Opfern schließlich nur ein Gerippe zurückblieb.
Sie war gefährlich. Sie war grausam. Sie nahm keine Rücksicht auf irgendwelche Menschenleben, und Glenda Perkins wäre ihr vollkommen egal gewesen, hätte sie nicht eigene Interessen verfolgt, die durch Justine berührt worden waren.
Assunga tendierte zu den Hexen hin, aber auch zu den Vampiren. Sie pendelte zwischen diesen beiden Fronten, und sie war jemand, der dabei für einen Machterhalt sorgen musste. Verbündet hatte sie sich mit Mallmann, aber von einer Freundschaft konnte man im Reich der Schwarzblüter nicht sprechen. Da verfolgte jeder seine eigenen Interessen, und jeder musste sein Gebiet gut abstecken.
Das schien Justine Cavallo in diesem Fall nicht getan zu haben, und deshalb war die Schattenhexe plötzlich erschienen.
Glenda wusste dies. John Sinclair und Suko hatten oft darüber gesprochen. Beide waren Assungas Feinde, und beide hatten sie bekämpft bis aufs Messer. Das war auch jetzt noch so und würde so bleiben. Dass Assunga plötzlich erschien und eingriff, um jemanden von Sinclairs Freunden zu retten, konnte Glenda noch nicht begreifen. Das musste sie erst verarbeiten.
Durch die Gespräche über Assunga wusste Glenda auch über ihr besonderes Kleidungsstück Bescheid. Es war der Zaubermantel, in den sie sich einhüllte. Außen schwarz, innen gelb. Eine goldene Brosche hielt ihn unter dem Kinn zusammen. Der Mantel war aus der Haut eines Schamanen gefertigt worden. Der Kontakt mit dem Körper musste vorhanden sein, damit er seine gesamte Kraft entfalten konnte. Dann war er auch in der Lage, die Zeit zu verändern und eben durch diese Zeit zu reisen.
Das hatte auch Lilith gewusst, die erste Hure des Himmels, die Göttin der alten Hexen. Sie hatte ihn als Erste getragen, später war er in die Hände des echten Dracula gelangt, und Assunga hatte ihn in dem Schacht eines Pavillons gefunden. In diesem Gebäude hatte sich der Vlad früher amüsiert und war dabei seinen grausamen Hobbys nachgegangen. Assunga konnte sich auf den Mantel verlassen.
Er verlieh ihr eine große Macht, die sie stets für sich und auch Mallmann eingesetzt hatte.
Zu ihren großen Feinden gehörten natürlich der Geisterjäger und seine Freunde. Zu ihnen zählte Glenda Perkins. Normal wäre es gewesen, wenn Assunga sie sich geholt hätte, um ihren Körper als Skelett zu hinterlassen, aber es
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