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1266 - Schleichende Angst

1266 - Schleichende Angst

Titel: 1266 - Schleichende Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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tatsächlich am Rand einer Lichtung. Sie war leer und war es trotzdem nicht, denn hier sah der Boden anders aus. Er zeigte eine graue Farbe, denn die Asche war nicht durch irgendwelchen Regen weggespült worden, sondern hatte sich auf die Moose und Pflanzen gelegt und ihnen dieses Kleid übergezogen.
    Und jetzt hatte ich den Eindruck, noch den kalten Rauch riechen zu können, der sich hier gehalten hatte.
    Von einem Scheiterhaufen war nicht mehr viel zurückgeblieben, aber ich sah etwas anderes. Vor mir stand der Baum, an dem man das Opfer festgebunden hatte. Von Malcolm Butt wusste ich, dass die Frau mit Draht festgebunden worden war, denn einige Reste waren von den Kollegen gefunden worden.
    Ich wollte nicht quer durch die Asche laufen, umrundete sie und schaute mir den Baum näher an. Er war weder an- noch abgebrannt und nur in der unteren Hälfte leicht angekohlt. Es herrschte hier auch eine merkwürdige Stille. Sie kam mir vor, als wäre die Natur dabei, den Atem anzuhalten.
    Ich blickte mich in alle Richtungen hin um. Was ich genau suchte, wusste ich selbst nicht. Dass die Leiche noch hier in der Nähe lag, war eine Illusion, dann wäre sie von den Kollegen gefunden worden. Jemand hatte sie weggeschafft. Wahrscheinlich die gleichen Personen, die den Körper auch in Brand gesetzt hatten.
    Aber wer waren sie?
    Normale Menschen, die irgendwelchen versponnenen und gefährlichen Ritualen nachgingen? Oder waren es tatsächlich so genannte Hexen, die am Teufelsglauben festhielten?
    Ich fasste mein Kreuz an, aber es gab leider keinen Wärmestoß ab. Ich war die einzige Person in dieser einsamen Gegend. Wenn es andere gab, dann hielten sie sich zurück.
    Und trotzdem wollte ich nicht unterschreiben, dass ich mich mutterseelenallein hier aufhielt. Hinter dem Baum wurde der Wald dichter, da wuchsen die Bäume und auch das Unterholz näher zusammen, und dort konnte es Verstecke geben.
    Ich wollte es genau wissen und machte mich deshalb auf die Suche. An meinen Füßen klebte noch die alte Asche, als ich den Baum passierte und in den düsteren Teil des Waldes eindrang. Hier hatten auch die Farben ein anderes Aussehen erhalten. Das Grün war nicht mehr so hell. Auch die Rinde der Birken kam mir dunkler vor.
    Es lauerte mir niemand auf, aber ich ging trotzdem weiter in diesen möglichen Hexenwald hinein.
    Einen normalen Weg gab es nicht, ebenfalls keinen Wildwechsel. Hier war der Wald einfach sich selbst überlassen worden. Ich merkte auch, dass das Unterholz allmählich zurückwich, die Bäume jetzt mehr Platz hatten und auch kein Laub mehr zeigten, sondern Nadeln. Hohe Kiefern reckten sich gegen den Himmel. Ihre Stämme waren in der unteren Hälfte glatt. Weiter oben waren sie bewachsen, und von unten her betrachtet erinnerten sie mich an riesige Kerzen.
    Der Boden war mit feinen Nadeln bedeckt, die einen weichen Teppich bildeten. Ich ging noch zwei, drei Schritte weiter und blieb abermals stehen. Jetzt kam ich mir vor wie in einem großen Dom, der von Menschen nicht besucht worden war. Ich hielt unwillkürlich den Atem an. Mein Blick war nach vorn gerichtet, aber ein Ende dieses Waldstücks sah ich nicht.
    Dann hörte ich die Stimmen!
    So plötzlich, dass ich erschrak. Es waren weibliche Stimmen, das verstand ich, obwohl sie nur flüsterten. Von irgendwoher kamen sie auf mich zu. Ich hörte sie sprechen, ich hörte auch ihr Lachen, aber es war niemand zu sehen.
    Diesmal ließ mich das Kreuz nicht im Stich. Es hatte sich tatsächlich leicht erwärmt, und das bildete ich mir nicht ein.
    Nichts zeigte sich.
    Ich blieb allein.
    Ich suchte die Lücken zwischen den Stämmen ab, ohne dort eine Bewegung zu sehen. Aber die weiblichen Stimmen blieben, und es kam mir schon vor, als wollten mich irgendwelche Wesen auslachen.
    Wer herrschte hier?
    Ich wusste es nicht, aber es gab einen Umwelt- und Naturdämon, der hin und wieder kräftig mitmischte. Er hieß Madragoro und war nicht unbedingt mein Feind, weil ich seine Ziele akzeptierte, die Mittel dahin allerdings ablehnen musste. Jemand wie Madragoro ging über Leichen. Es war nicht ausgeschlossen, dass er sich auch hier aufhielt.
    Nein, er kam nicht.
    Dafür wurde ich von einer Bewegung vor mir zwischen den Baumstämmen überrascht. Plötzlich sah ich die Körper, die durch den Wald tanzten. Leicht wie Federn führten sie ihren Ringelreigen auf.
    Sie lachten, sie tanzten um einen Baum herum, und sie hielten sich dabei an den Händen umfasst.
    Um mich kümmerten sie sich nicht, und

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