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1266 - Schleichende Angst

1266 - Schleichende Angst

Titel: 1266 - Schleichende Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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will mich auch nicht in Ihre Angelegenheiten mischen und wollte Ihnen nur einen Vorschlag machen«, erklärte Sally Corner lächelnd.
    Der Biologe brauchte einen Moment, bis er allen Mut zusammengenommen hatte. »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, war das nichts anderes als eine Warnung.«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Nur ein guter Rat. Es wäre schade um Sie, mein Lieber. Packen Sie Ihre Sachen und fahren Sie für ein paar Tage weg. Kann ja ruhig London sein und nicht das weite Land. Aber hier haben Sie keine guten Karten, Mr. Shaw.«
    Er sagte nichts. Es war ihm einfach nicht möglich, etwas zu antworten, aber er hatte die Warnung sehr deutlich verstanden, und er glaubte auch, dass diese Sally Corner mehr wusste, als sie zugegeben hatte. Möglicherweise steckte sie sogar mit anderen Personen unter einer Decke, die für die grausame Tat auf dem Scheiterhaufen verantwortlich waren.
    Er merkte, dass sein Herz schneller klopfte, auch wenn Sally ihm jetzt von der Theke her zulächelte, hinter der sie stand.
    Er konnte nicht mehr sprechen. Die Angst war zu groß geworden. Er fühlte sich wieder von ihr umklammert. Er schaute auf den Tisch, während die Gedanken durch seinen Kopf jagten. Er musste sich selbst kneifen, um festzustellen, dass er sich in keinem Film befand, sondern mitten in der Wirklichkeit.
    Das war eine Warnung gewesen. Ohne Zweifel. Auch wenn sie so verklausuliert ausgesprochen worden war. Stan hatte sogar den Verdacht, dass Sally Corner etwas mit dem Verbrechen zu tun gehabt hatte, aber er würde sie auf das Thema nicht mehr ansprechen.
    Sie stand hinter der Theke, hörte leise Musik und war dabei, die Spülmaschine einzuräumen.
    Plötzlich war ihm das Café nicht mehr geheuer. Er wollte so schnell wie möglich weg und stand auf.
    »Ich muss noch zahlen.«
    Sally richtete sich hinter der Theke auf. Vom längeren Bücken hatte sie einen roten Kopf bekommen. »Ja, natürlich, aber ich schenke Ihnen das Frühstück.«
    »Warum?«
    »Das Frühstück und auch den Rat.«
    Stan war einige Schritte auf die Tür zugegangen. Jetzt blieb er zwischen ihr und der Theke stehen.
    Sehr langsam schüttelte er den Kopf. »Ich kann das alles nicht begreifen«, sagte er mit leiser Stimme. »Mir kommt es vor, als wüssten Sie mehr.«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Sie lügen! Das sagte er nicht, sondern dachte es nur. Er hätte sich nicht getraut, ihr so etwas ins Gesicht zu sagen, aber er merkte schon das Kribbeln auf seinem Rücken.
    »Warum soll ich dann gehen?«
    Sie lachte leise. »Es liegt einfach an Ihnen, mein Lieber, und daran, was Ihnen Ihr Leben wert ist.«
    »Sehr viel.« Dann richten Sie sich danach. Kehren Sie dem Ort hier für einige Tage den Rücken.
    »Ja«, sagte Stanley Shaw und kam sich dabei sehr mutig vor. »Dann ist die Walpurgisnacht vorbei.«
    Die Frau sagte nichts. Sie stand hinter der Theke und starrte ihn nur an. Ihre grünen Augen schienen zu leuchten, als wollten sie in den jungen Biologen hineinstrahlen.
    »Geh lieber - geh…«
    Das tat er auch. Es trieb ihn aus dem Café, das für ihn zu einer kleinen Hölle geworden war. Hier hielten sie ihn umklammert, hier konnte er nicht mehr atmen, und erst an der frischen Luft ging es ihm besser, sodass er tief durchatmete.
    Sie weiß mehr!, dachte er. Sie weiß bestimmt mehr. Und das ist auch bei den anderen Frauen so. Sie alle wissen mehr. Hier im Dorf, hier stecken sie. Ich bin der Einzige, der nichts weiß. Verdammt noch mal, ich hasse das!
    Er lief weg. Nach Hause kommen. Nachdenken und darüber nachgrübeln, ob er den Ratschlag tatsächlich befolgen sollte.
    Es ging ihm gegen den Strich. Aber sein Leben war ihm ebenfalls lieb, und da musste es ihm eigentlich egal sein, ob hier in Oxbow Hexen wohnten oder nicht…
    ***
    Ich war noch vor dem Mittag in Richtung Nordosten losgefahren und hatte gehofft, staufrei aus der Stadt herauszukommen, was mir aber nicht gelang, denn es gab einen Stau kurz vor der A 102. Ich nahm dann die nächste Abfahrt, die nach knapp einer halben Stunde vor mir erschien, und fuhr in Richtung Oxbow, diesem Nest im Oxbow Forest, das nördlich von Barkins lag.
    Auf Nebenstraßen näherte ich mich dem Ziel.
    Ich hatte mir vorgenommen, zunächst den Tatort zu besuchen. Im Wald war die Frau verbrannt, die dann verschwunden war, und ich wusste ungefähr, wo die Stelle lag, denn darüber hatte ich mit dem Kollegen Malcolm Butt gesprochen.
    Es tat gut, mal normal fahren zu können. Dem Rover gefiel das auch, er schnurrte über den

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