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1266 - Schleichende Angst

1266 - Schleichende Angst

Titel: 1266 - Schleichende Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weil dies so war, ging ich auf die Gruppe zu.
    Ihre Stimmen wurden lauter. Sie jubelten. Sie riefen sich immer wieder etwas zu und sprachen von der Nacht der Nächte, die kurz bevorstand.
    Eigentlich hätten sich die tanzenden Personen für mich deutlich herauskristallisieren müssen, aber das trat nicht ein. Sie blieben so blass wie Geister oder Gespenster. Und ihr Gesang klang für mich nicht mehr hell und freundlich, sondern schon bösartig. Leicht kreischend, als wollten sie aus dem Reich der Toten eine finstere Botschaft in die Welt der Lebenden schicken.
    Ich ging schneller und achtete auch nicht mehr darauf, leise zu sein. Ich wollte, dass sie mich sahen und irgendetwas gegen mich unternahmen.
    Es war recht einfach, auf dem Boden zu laufen. Auch die Bäume störten mich nicht, weil es genügend große Zwischenräume gab. So kam ich dicht an die tanzenden Gestalten heran, die mich plötzlich bemerkten und ihren Tanz schlagartig abbrachen.
    Auch ich blieb stehen.
    Sie lösten sich voneinander, gingen um den Baum herum, trafen sich vor ihm und bildeten eine Reihe, die sich auf mich zubewegte.
    Sehr genau schaute ich hin.
    Waren es Menschen? Geister? Oder irgendwelche Wesen, die zwischen den Welten existierten?
    Jedenfalls sahen sie recht bleich aus, und auch ihre Kleidung wirkte grau und an einigen Stellen sogar durchscheinend.
    Ich konzentrierte mich auf ihre Gesichter und schüttelte leicht den Kopf, weil ich schon etwas durcheinander kam.
    Die drei besaßen menschliche Gesichter, aber es war nicht zu erkennen, ob sie alt oder jung waren.
    Ich musste auch daran denken, was mir der Kollege Butt gesagt hatte. Auch Stan Shaw hatte die Stimmen gehört, aber er hatte diejenigen, denen sie gehört, nicht zu Gesicht bekommen. Das war bei mir anders.
    »Warum?«
    War ich ein anderer Mensch? Hatte ich etwas an mir? Ich merkte, dass die Distanz zwischen uns gleich blieb. Um herauszufinden, ob es auch so bleiben würde, trat ich einen Schritt nach vorn.
    Sofort wichen sie zurück!
    Ich tat den nächsten Schritt. Auch dann glitten sie nach hinten. Weiterhin wirkten sie wie neutrale Wesen auf mich, bei denen nur die Augen lebten. Wenn ich genauer hinschaute, sah ich darin den matten Glanz, und plötzlich war es mir auch möglich, die Stimmen zu verstehen.
    »Ein Mann…«
    »Ja, er ist da.«
    »Schön - oder?«
    »Weiß nicht…«
    »Auch schöne Männer müssen sterben.«
    »Er ist was für die Nacht…«
    Gekicher erreichte meine Ohren. Der letzte Satz war sicherlich anders gemeint, als er sich angehört hatte. Wenn ich etwas für diese Wesen bedeutete, dann nicht als Mensch, sondern als Opfer in der Walpurgisnacht.
    Dann zogen sie sich zurück. Das lief blitzschnell über die Bühne. Sie wuchteten ihre Körper nach hinten, wobei ich nichts hörte, und einen Moment später drehten sie sich um die Baumstämme. So jedenfalls sah es aus, bevor sie sich auflösten.
    Ich blieb allein zurück und schaute ziemlich dumm aus der Wäsche. Aber das verging, denn jetzt war sicher, dass ich es hier mit etwas Übersinnlichem zu tun hatte.
    Ich streifte die Kette mit dem Kreuz über den Kopf und bewegte mich in unmittelbarer Nähe wie ein Wünschelrutengänger. Ich hoffte auf eine weitere und auch stärkere Reaktion meines Talismans, doch da hatte ich Pech. Sie trat nicht ein.
    Der Wald um mich herum war wieder normal geworden. Ich glaubte auch nicht, dass noch etwas passieren würde. Die drei hatten sich auf die nächste Nacht festgelegt, die so wichtig für sie werden würde.
    Aber warum? Was würde dann passieren? Eine Tote hatte es bereits gegeben. Würden noch weitere hinzukommen? War die Nacht extra dafür geschaffen, um Blut fließen zu lassen? Oder würden die Hexen dort für den Teufel tanzen?
    Ich hatte keine Ahnung und musste mich deshalb überraschen lassen. Mein Gefühl teilte mir mit, dass ich hier im Wald nichts mehr zu suchen hatte und auch nichts finden würde. Deshalb blieb mir nur noch der Rückweg übrig.
    Außerdem hatte ich noch keinen Blick in den Ort Oxbow geworfen, denn dort lebte ein wichtiger Zeuge. Und diesem jungen Mann galt mein nächster Besuch…
    ***
    Stanley Shaw blieb vor der Gasse stehen, weil er sich plötzlich nicht mehr hineintraute. Er kannte den Grund nicht, denn die Gasse selbst war leer.
    Dennoch gab es etwas, das ihn störte, und das war die Erinnerung an seine kurze Zeit im Café.
    Die beiden weiblichen Gäste, mit denen Sally Corner gesprochen hatte, wollten ihm nicht aus dem Sinn. Ebenso

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