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1266 - Schleichende Angst

1266 - Schleichende Angst

Titel: 1266 - Schleichende Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wenig wie die grünen Augen der Wirtin. Von ihren Blicken fühlte er sich regelrecht verfolgt und begann zu zittern, als er daran dachte.
    Dann gab er sich einen Ruck. Er schalt sich einen Narren. Es war in seiner Umgebung nichts los.
    Nichts wies darauf hin, dass er angegriffen werden sollte. Sogar die Sonne lugte ab und zu durch Wolkenlücken, und die Menschen, die er auf der Straße sah, begegneten ihm so wie immer. Zudem war er froh, nicht mehr auf den Leichenfund angesprochen zu werden.
    Trotzdem war er gewarnt worden. Für ihn war es kein Ratschlag, sondern eine Warnung gewesen, und sie konnte nur jemand geben, der Bescheid wusste.
    Über Sally Corner war er nicht informiert. Er wusste nur, dass sie zusammen mit ihrem Mann in Oxbow ein Café eröffnet hatte, in dem es nicht den Mief der alten Pubs gab. Dort sollten sich die Menschen wohl fühlen, und dies in einer völlig neuen und lockeren Atmosphäre. Er mochte das kleine Café, und jetzt konnte er sich nicht vorstellen, dass dies ein Hort finsterer Machenschaften sein sollte.
    Aber man schaut den Menschen nur in die Gesichter und nicht dahinter.
    Stan nahm seinen Weg wieder auf und ging diesmal nicht durch die Gasse. Er gab sich selbst eine Entschuldigung, weil er noch nachdenken wollte. Dabei schaute er mehr zu Boden, als dass er sich die Umgebung ansah, und er wirkte in seiner Haltung so wie jemand, der die eigenen Schritte nachzählt.
    Irgendwo machte er dann Halt und wunderte sich, dass er beinahe gegen den Brunnen gelaufen wäre. Es sprudelte kein Wasser. In ihm sah die Flüssigkeit aus wie grüngraue Tinte. Auf der Oberfläche schwammen einige Blätter.
    Sein Gesicht spiegelte sich ebenfalls darin. Er sah nicht jedes Detail, dafür einen jungen Mann, der sein Haar im Nacken zusammengebunden hatte. Ein rundes Gesicht mit etwas zu dicken Wangen, die zudem rot anliefen, was ihn ärgerte. Deshalb war er früher in der Schule auch Bübchen genannt worden.
    Er tauchte die rechte Hand in das Wasser, bewegte die Finger und produzierte so Wellen, die dafür sorgten, dass sein Gesicht zerlief. Der Anblick störte ihn, denn er erinnerte ihn daran, wie leicht ein Mensch doch aus dem Leben verschwinden konnte. Aber so weit wollte er es nicht kommen lassen.
    Dann lieber Oxbow verlassen. Was brachte der Mut, wenn er den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr sah?
    Hinter seinem Rücken hörte er das Räuspern, drehte sich aber nicht um. Er wusste, dass ihn jemand ansprechen wollte und hörte sehr bald die Stimme des Mannes.
    »So sieht man sich wieder, Mr. Shaw.«
    Jetzt fuhr Stanley herum. »Sie?«
    Malcolm Butt lächelte. »Warum nicht?«
    »Aber… aber… ich dachte, der Fall wäre für Sie abgeschlossen.«
    Betrübt schüttelte der Polizist den Kopf. »Leider ist es nicht so.«
    Stan wusste nichts zu sagen. Er nagte an seiner Unterlippe. Das Erscheinen des Beamten war ihm unangenehm. Er fühlte sich auch irgendwie ertappt.
    Genau das merkte Butt. »Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen. Ich bin gekommen, weil ich keine Ruhe finden konnte. Schließlich läuft ein Mörder frei herum, und die Leiche ist verschwunden. Darüber muss man auch nachdenken.«
    »Sicher«, erklärte Stan etwas verlegen.
    »Und ich habe Sie als Zeugen.«
    Stan senkte den Kopf. So ähnlich hatte es ihm Sally Corner gesagt. Er bekam einen roten Kopf und ärgerte sich selbst über seine Verlegenheit. Er wollte dem Beamten nicht ins Gesicht schauen, aber Malcolm Butt hatte längst bemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimmte.
    »Was ist los? Was haben Sie?«
    »Nichts, Sir, es drängt sich alles nur wieder hoch. Das ist nicht einfach für mich, und ich bin eigentlich auf dem Weg nach Hause.«
    »Sie haben einen kleinen Spaziergang gemacht?«
    »Nein oder ja. Ich war im Café. Ich hatte Hunger. Ich wollte etwas essen.«
    »Wunderbar, dann werde ich Sie begleiten, Stan. Sie haben doch nichts dagegen - oder?«
    »Nein, nein, das ist schon okay.« Stan log. Er wäre lieber allein gegangen, aber das getraute er sich nicht zu sagen. Irgendwie fürchtete er sich vor dem Mann. Er glaubte, dass dieser mehr wusste, als er zugab und nur so harmlos tat.
    »Haben Sie denn nachgedacht, wer die Leiche hätte verschwinden lassen können?«
    »Ja, aber ich weiß nichts. Das ist mir alles so fremd. Ich bin da hineingerissen worden, und ich habe so etwas noch nie erlebt. Ich möchte mein Leben einfach nur weiterführen, aber jetzt traue ich mich nicht mehr in den Wald hinein.«
    »Das kann ich gut verstehen. Mir

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