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127 - Das Aruula-Projekt

127 - Das Aruula-Projekt

Titel: 127 - Das Aruula-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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sie wahrnahm, was sie getan hatte, schauderte sie. Der Zombie war verstümmelt. Ein Stöhnen entrang sich ihrer Kehle.
    Dann sah sie eine Bewegung im Augenwinkel.
    Etwas flog auf sie zu. Sie konnte nicht ausweichen. Das Geschoss traf sein Ziel. Ein plötzlicher Schmerz an ihrer Schläfe – dann nichts mehr.
    Es wurde dunkel um sie her.
    ***
    Aruula träumte, und sie wusste, dass sie träumte. Zumindest ahnte sie es.
    Auf ihre Träume schien der reale Schrecken keine Wirkung zu haben, denn die Bilder, die sie sah, waren sehr angenehm.
    Maddrax kam auf sie zu. Er war beinahe nackt, und es war gerade so dunkel, dass Aruula die Konturen seines Körpers noch erkennen konnte.
    »Ich habe so lange auf dich gewartet«, raunte sie ihm zu, und sie wunderte sich über die Perspektive, aus der sie die Szene betrachtete. Sie sah Maddrax, doch sie sah auch sich selbst, sah, wie er auf sie zuging.
    »Aruula«, sagte er nur, und ihr war, als sei es eine Offenbarung, ihren Namen aus seinem Mund zu hören. Endlich wurde er mit einem liebevollen Klang ausgesprochen, nicht aus krächzenden toten Kehlen oder aus feindseligen verschlingenden Wassern.
    Er stand plötzlich dicht bei ihr, und seine Hände streichelten über ihre nackten Schultern, ihre Arme. Sie wunderte sich darüber, dass ihr Körper an keiner Stelle schmerzte nach all den Kämpfen.
    »Du bist schön«, hörte sie seine Stimme an ihrem Ohr. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und so genoss sie seine Berührungen. Sie vergaß, was sie plagte. Sie hörte sein Herz klopfen, fühlte, wie sie selbst von Sekunde zu Sekunde erregter wurde.
    »Erinnerst du dich an mich?«, fragte Maddrax.
    Diese Frage riss Aruula aus dem Gefühl der Glückseligkeit.
    Was sollte diese unsinnige Frage?
    »Ich habe dich nicht vergessen«, fuhr er fort.
    Was war mit seiner Stimme geschehen?
    Sie öffnete die Augen, die sie schon lange geschlossen hatte – und blickte in die Fratze einer Taratze.
    Maddrax’ Hände an ihren Hüften hatten sich in Pranken verwandelt, und sie spürte, wie kleine spitze Klauen über ihre Haut strichen.
    Aruula schrie – und öffnete wirklich die Augen.
    Der Traum war vorbei, und sie erwartete in die Wirklichkeit gerissen zu werden; den Smythe-Zombie zu sehen, der ihrem Leben ein Ende bereiten würde.
    Stattdessen sah sie in große grüne Augen, die sie unschuldig anblickten.
    »Du bist nicht wirklich!« Aruula schloss die Augen wieder, um das Bild der rothaarigen jungen Frau mit den weichen, kindlichen Gesichtszügen zu verdrängen. »Du bist nicht wirklich«, wiederholte sie immer wieder.
    Bis die Frau ihr ihre Hand auf die Lippen legte.
    Für einen kurzen Augenblick überkam Aruula lähmende Angst. Doch rasch wurde ihr klar, dass die Frau sie keineswegs ersticken wollte. Dazu war der Griff, der sie am Reden hinderte, zu sanft.
    Fragend hob die Rothaarige die Augenbrauen, sagte aber kein Wort.
    »Wer bist du?«, fragte Aruula. Die junge Frau schien anders zu sein als ihre bisherigen Begegnungen in der Einöde. Sie erkannte keine Arglist in ihren großen Augen.
    Doch die Rothaarige schüttelte den Kopf.
    »Du willst mir deinen Namen nicht nennen?«, fragte Aruula und verkrampfte innerlich. So hatte sich auch der Reisende ihr gegenüber verhalten!
    Wieder ein Kopfschütteln.
    »Sag mir wenigstens, was du von mir willst.«
    Die andere öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann presste sie die Lippen aufeinander und schüttelte erneut den Kopf.
    »Du – du bist stumm?«, erkannte Aruula.
    Ein Nicken.
    In Aruula kämpften Hoffnung und die Angst vor einer neuerlichen Enttäuschung miteinander. Sie wollte so gern glauben, dass sie diesmal einem echten Wesen aus Fleisch und Blut gegenüber stand. Doch dagegen sprach, dass sie auch die Stumme nicht erlauschen konnte. Also beschloss sie vorsichtig zu bleiben. »Wo kommst du her?«, fragte sie.
    Die Frau deutete hinter sich, dann in die entgegengesetzte Richtung. »Du bist auf einer Reise?« Die Rothaarige schloss zur Bestätigung kurz die Augen und senkte kaum wahrnehmbar den Kopf. Dann deutete sie auf Aruula, hob leicht die Schultern und zog die Augenbrauen nach oben.
    Aruula verstand die Aufforderung. »Ich bin mir nicht sicher, wie ich hierher gekommen bin. – Und was mit mir geschieht«, fügte sie hinzu.
    Der Blick der Rothaarige bohrte sich in den ihren. Dann erhob sie sich und deutete eine Kampfsituation an. Erschüttert wurde Aruula klar, dass sie selbst genau dieses Bild geboten haben musste – als kämpfe

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