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127 - Das Aruula-Projekt

127 - Das Aruula-Projekt

Titel: 127 - Das Aruula-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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am Lagerfeuer von derlei Dingen berichtet.
    Verlorene, so lange verdammt, bis sie irgendwann Rettung und Frieden fanden.
    Maddrax tat solche Geschichten als »Gruselmärchen« ab, doch was eben geschehen war, bestärkte Aruula darin, dass er sich täuschte.
    Maddrax war gewiss ein kluger Mensch, doch er war zu sehr auf die Errungenschaften der von ihm über alles geschätzten Tekknik versessen. Sie selbst stand den seelenlosen Maschinen, die er benutzte, nach wie vor skeptisch gegenüber. Sie waren hilfreich, doch nicht mehr als das.
    Auf den dreizehn Inseln hörte man allerorten von Geisterspuk. Und manche der Frauen nutzten die Gabe des Lauschens sogar, um Kontakt zu diesen verlorenen Seelen aufzunehmen.
    Empfindungen und Erinnerungen aus ihrer Kindheit kamen an die Oberfläche ihres Denkens, düstere Berichte von der Grenze zum Schattenreich. Einige aus ihrem Volk und auch Baloor, der Schamane aus Sorbans Barbarenstamm wollten leibhaftigen Dämonen begegnet sein, Gesandten und Dienern Orguudoos…
    Sie unterdrückte die unkontrollierten Bewegungen ihrer Hände, indem sie sie unter die Achselhöhlen klemmte. »Ruhig, Aruula«, sagte sie zu sich selbst. »Du bist stärker als die bösen Geister.« Die Wärme ihrer eigenen Umarmung tat gut.
    Alles was ihr in den letzten Stunden widerfahren war, erschien logisch, wenn man es aus diesem Blickwinkel betrachtete. Geisterspuk…
    Der Reisende war ein solcher gewesen, wahrscheinlich auch der Nosfera und die Taratze, und Spiegelbild sowieso. Doch warum hatte sie dann die Dolche des Nosfera an sich nehmen können…?
    Tausend Fragen begannen in ihrem Hirn zu wirbeln, aber Aruula unterdrückte sie. »Schemen«, murmelte sie. »Alles sind Dämonen der Unterwelt, die meine Seele verschlingen wollen.«
    Deshalb hatte sie auch nie etwas erlauschen können.
    Und schuld daran, dass die bemitleidenswerten Seelen keine Ruhe fanden, musste diese Ödnis sein. Ein Fluch lag über dem Land, ein böser, Menschen verachtender Schatten aus der Jenseitswelt. Wer hier hinein geriet, der fand nie wieder einen Ausgang, war zu ewiger Wanderschaft verdammt.
    So wie sie…
    Nein! Sie durfte sich nicht aufgeben!
    »Ich lasse nicht zu, dass ich hier verende!«, schrie sie. Es beruhigte sie, ihr Schwert fest zu umklammern.
    »Aber natürlich nicht.«
    Der Klang der Stimme ließ Aruula herumwirbeln.
    »Wieso solltest du hier verenden?«, fragte ein Mann, der neben ihr aufgetaucht war.
    Aruula hatte dieses Gesicht schon einmal gesehen, da war sie sicher. Unnatürlich große blaue Augen sahen sie an.
    Blondes Haar, im Nacken zu einem Zopf gebunden, umrahmte ein knochiges Gesicht mit einer kleinen stumpfen Nase.
    »Ich kenne dich«, sagte sie vorsichtig, jedes Wort betonend, um den Zweifel zu betäuben, den sie empfand.
    »Wir begegneten uns verschiedentlich.« Der Mann lachte leise auf. »Doch ich sehe, du kannst dich nicht an mich erinnern.«
    Aruula konnte sich nicht konzentrieren. Sie war sich sicher, dass sie unter normalen Umständen den Mann sofort erkannt hätte. Die Assoziationen, die sein Anblick auslöste, waren mehr als nur unerfreulich. Instinktiv wusste sie, dass sie es mit einem Feind zu tun hatte. Mit einem tödlichen Feind möglicherweise. »Wer bist du?«
    »Lass mich eine Gegenfrage stellen, Aruula: Wo ist Drax?«
    »Drax?«, echote sie.
    »Maddrax. Dein Lover.« Der Mann schüttelte den Kopf. »Es ist schlimmer um dich bestellt, als ich dachte. Wer hätte das gedacht: Nach all dem, was ich dir angetan habe, gehst du nun an dir selbst zu Grunde.«
    Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Und gleichzeitig fragte sie sich, warum dieser Mann sie nicht angriff, sondern sich aufs Reden beschränkte. Denn er war Maddrax’ und ihr schlimmster Feind: Professor Dr. Jacob Smythe!
    ***
    Der Mann, der mit Maddrax in einem Feuervogel gesessen hatte, als
    Kristofluu
    sie in diese Zeit schleuderte, hielt plötzlich eine Waffe in Händen. Es war eine Pistole, wie Aruula sie von Maddrax kannte. »Du solltest von dieser Welt Abschied nehmen, kleine Aruula.«
    »Nicht heute, und nicht hier!« Ebenso schnell wie zuvor ihr Gegner, bewaffnete sich Aruula. Ihr Schwert wies auf Smythe.
    »Unerschrocken wie immer«, meinte dieser lapidar, und er schien nicht im Geringsten beunruhigt zu sein.
    Die Stimme in Aruula, die seit Stunden geschwiegen hatte, meldete sich wieder. Es kann nicht Smythe sein. Wie soll er hierher kommen?
    Ein müßiger Einwand angesichts der Tatsache, dass Smythe seinen Zeigefinger

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