127 - Rosemaries Alpträume
Bestimmung übergeben wird, wird er Segen über Malkuth bringen."
„Wenn!" sagte Lillom und reckte Olivaro das grinsende Gebiß entgegen. „Wenn!"
Dorian starrte mit gemischten Gefühlen auf die Hügelkette vor sich. Das rote Gewebe, das gerade noch die gesamte Umgebung bedeckt hatte, schrumpfte nun schnell zusammen und entschwand seinen Blicken.
Danke, Rose, dachte er wieder.
Aber er erhielt auch diesmal keine Antwort.
Der Dämonenkiller grübelte darüber nach, was der Januskopf Cope damit gemeint hatte, als er sagte, daß Dorian nicht zu sehr auf seine Medien bauen sollte. Was für eine Teufelei steckte dahinter? Im Augenblick war Dorian erst mal froh, die Janus-Kretins in die Flucht geschlagen zu haben.
„Ich spüre, daß wir unserem Ziel schon ganz nahe sind", sagte Lillom zufrieden, als sie sich wieder in Bewegung setzten. Er verhielt den Schritt und grinste. „Und ich spüre noch etwas. Ganz in der Nähe hat ein Januskopf seinen Unterschlupf."
„Wir werden uns nicht mit ihm anlegen", sagte Dorian barsch. „Wir haben sowieso schon zu viel Zeit verloren."
„Man sollte an Behausungen von Janusköpfen, die auf der Oberfläche als Einsiedler leben, nie achtlos vorbeigehen", meinte Lillom. „Meist handelt es sich um uralte Doppelgesichter, die nicht nur ungeheure Schätze gehortet haben, sondern auch immenses Wissen besitzen. Das könnte uns weiterhelfen."
Das war ein Argument, dem sich Dorian nicht verschließen konnte. Er warf Olivaro einen fragenden Blick zu, doch der Januskopf zeigte keine Reaktion.
Rosemarie begann im Schlaf auf einmal wieder zu sprechen. Dabei hatte der Psychologe Heino Spazzek den Eindruck, als würde sie Traumerlebnisse wiedergeben. Es mußte ein fantastischer Traum sein, wie ihn nur ein Kind mit Roses Fantasie haben konnte. Heino Spazzek war von dem Gehörten fasziniert. Und er zeichnete es auf Band auf.
„Der Himmel ist so grün wie der Rasen unserer Anlage im Sommer. Einmal grün wie Gras, dann wie Eichenlaub oder Tannennadeln - oder giftgrün wie der Klecks, den ich Andrea in der Zeichenstunde auf die Nase gemalt habe. Der Wind ist furchtbar kalt. Die Luft ist so heiß, daß ich nur durch die Nase atme, weil sonst mein Mund ganz trocken wird und ich Durst bekomme."
Heino Spazzek träufelte dem Mädchen aus einem Schwamm Wasser auf die Lippen. Rose zeigte keine Reaktion.
Margot kam ins Zimmer. Der Psychologe bugsierte sie sofort wieder hinaus und in die Arme seiner Frau Helga. Als Heino Margots bittenden Blick sah, deutete er auf das Tonband. Margot konnte sich das Band am nächsten Tag anhören.
Er setzte sich wieder an Rosemaries Bett.
Sie schien im Traum eine gewaltige Strecke zurückgelegt zu haben - bekanntlich spielen im Traum Entfernungen und Zeit keine besondere Rolle -, denn sie befand sich plötzlich in einer bergigen Gegend.
„Da ist eine Höhle, wo ich vor den Blitzen Schutz suchen kann. Was für eine eigenartige Höhle! Die Wände sind ganz glitschig. Und der Luftzug wechselt ständig seine Richtung. Mal kommt er aus der Tiefe der Höhle, dann wieder vom Höhleneingang. Wenn die Luft in die Höhle weht ist sie frisch und kühl, aus der anderen Richtung jedoch ist sie stickig. Ob in der Höhle ein Tier lauert? Es muß riesig sein, wenn es einen so starken Atem hat, daß er wie ein Wind wirkt. Jetzt höre ich ein Geräusch, das wie Schnarchen klingt. Es kommt aus tiefer Brust. Der Höhleneingang wird erschüttert. Ein Steinschlag. Felsbrocken rollen den Abhang hinunter. Die Höhlenöffnung verengt sich. Ich laufe hinaus. Hinter mir klappt die Öffnung zu. Erst jetzt sehe ich das riesige Gebiß. Und ich … ich habe mich im Rachen eines Ungeheuers befunden."
Rosemaries Körper begann zu zittern. Über ihre bebenden Lippen kam ein ängstliches Wimmern. Heino Spazzek ging ins Wohnzimmer und zündete sich eine Zigarette an. Seine Hand zitterte. Rose war verstummt. Dafür hörte er die Stimmen der beiden Frauen aus dem Schlafzimmer: Margots Weinen und Helgas tröstende Worte.
Was war mit Rose los? Sie mußte irgendein Trauma haben.
Das von den latenten PSI-Fähigkeiten hatte er nur gesagt, um Margot zu beruhigen. Irgendeine tröstende Erklärung mußte er schließlich für sie finden. Aber vielleicht war was Wahres dran? Es konnte ja auch sein, daß jemand mit starker geistiger Ausstrahlung Rose in seinen Bann geschlagen hatte und sie nun beeinflußte, ihr diese Alpträume vermittelte. Was für eine perverse Fantasie mußte dieser Jemand haben!
Der
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