127 - Rosemaries Alpträume
murmelte Dorian vor sich hin.
Rose saß auf der obersten Felsplattform. Coco war immer noch zu ihren Füßen in den Fels eingeklemmt.
Lillom, der sich an Roses Seite befunden hatte, sprang mit einem Satz neben Dorian, der sich über Coco beugte.
„Finger weg!" befahl der Psycho. „Noch gehört sie nicht dir. Du mußt zuerst deinen Verpflichtungen nachkommen."
„Ehe Coco nicht frei ist, werde ich überhaupt nichts tun", erklärte Dorian standhaft. „Laß sie sofort frei!"
Sein Psycho überlegte kurz, dann winkte er zwei Mißgestaltete heran und erteilte ihnen durch Handzeichen einen Befehl. Murrend begaben sie sich zu den schwarzen Felsen und schoben sie auseinander. Coco bekam ihre Beine frei. Dann wurden auch die Felsen auseinandergeschoben, zwischen denen ihre Hände steckten.
Coco seufzte erleichtert und streckte sich auf dem Fels aus.
„Alles in Ordnung?" fragte Dorian besorgt.
Coco nickte mit geschlossenen Augen.
„Nur ein momentaner Schwächeanfall, der gleich vorbei sein wird", sagte sie schwach.
Sammle dich, damit du fit bist, wenn der Zauber losgeht!" raunte ihr Dorian zu.
„Keine geheimen Absprachen!" rief Lillom. „Wenn ihr versucht, mich zu hintergehen, dann werdet ihr euer Wunder erleben. Ich habe mich abgesichert."
Dorian hob beschwichtigend die Hände. „Du kannst beruhigt sein. Mir geht es nur darum, Rose in Sicherheit zu bringen. Wenn du so erpicht darauf bist, zur Erde zu kommen - mir soll es recht sein. Ich habe nur ein Problem. Wie sollen wir mit den Janus-Kretins fertig werden, wenn sie merken, daß wir sie hintergangen haben?"
Lillom grinste häßlich.
„Das ist euer Problem", sagte er und betrachtete den Ys-Spiegel abschätzend. Dorian ahnte, daß sein Psycho versuchen würde, ihn ihm abzujagen, er würde höllisch aufpassen müssen.
Lillom machte eine ungeduldige Handbewegung.
„Fang schon an, Dorian!" verlangte er. „Ich halte es hier nicht mehr länger aus."
„Ein wenig wirst du dich noch gedulden müssen'', vertröstete ihn Dorian. „Der Tausch kann erst vorgenommen werden, wenn Roses Psycho an dem Ort eingetroffen ist, an dem sie Roses persönliche Dinge zusammengetragen hat. Sie dienen mir nämlich als Bezugspunkt. Ohne diese Maßnahme würden wir nicht an unserem Ziel herauskommen."
„Mir zwar egal", knurrte Lillom, ,.aber du sollst deinen Willen haben, Dorian. Nur solltest du dich beeilen, weil nämlich sonst die Janus-Kretins ungeduldig werden."
Tatsächlich kamen die Mißgestalteten immer näher, und Lillom konnte sie kaum mehr bändigen. Dorian konzentrierte sich auf Psycho-Rose.
Suche den Bezugspunkt auf, Rose! dachte er intensiv. Es muß schnell gehen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.
Ich spüre, daß du in Bedrängnis bist, Dorian, hörte er die Gedanken von Roses Psycho. Aber keine Angst, ich werde dir etwas Luft verschaffen.
Plötzlich gab es einen furchtbaren Knall. und über den Talkessel brach die Hölle herein.
Heino und Helga Spazzek hatten Margot bei den Vorbereitungen geholfen. Sie waren längst fertig, als die ersten Gäste eintrafen: Das Ehepaar Schneider von der Nachbarstiege. Floskeln wurden ausgetauscht, scheinheilige Komplimente gemacht.
„Und wo ist die kleine Rose?" erkundigte sich Frau Schneider honigsüß.
„Sie ist so schüchtern und hat sich in ihr Zimmer verkrochen", entschuldigte Margot ihre Tochter. Wenig später trafen Herta Schwarzer und Lilian Grundeis ein, die im Erdgeschoß derselben Stiege wohnten. Rose war noch immer nicht aus ihrem Zimmer gekommen.
..Das arme Ding!" sagte Frau Schwarzer, und die anderen nickten mitfühlend. „Die Leute erzählen sich so häßliche Dinge über sie. Da ist es kein Wunder, daß sie so verschreckt ist."
„Was für Dinge?" wollte Helga Spazzek wissen.
„Nun…" Frau Schwarzer wurde nervös. „Ich weiß nicht, ob wir das überhaupt vor Margot aufs Tablett bringen sollen. Hm, Margot, der Kuchen ist ausgezeichnet."
Heino Spazzek entschuldigte sich bei Bernd Schneider, mit dem er sich über Belanglosigkeiten unterhalten hatte, und suchte das Kinderzimmer auf.
Rose saß vor dem Fenster und starrte in die Abenddämmerung hinaus. Die Silhouette von Burg Lichtenstein hob sich deutlich vor dem rötlich gefärbten Westhimmel ab.
Als sie die Schritte hinter sich hörte, drehte Roses Psycho sich um starrte den Psychologen feindselig an.
Du kannst dir die Mühe sparen, Onkel Heino, ich gehe nicht 'raus", sagte sie trotzig.
„Ich bin ganz deiner Meinung, daß diese Party eine
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