127 - Rosemaries Alpträume
erreichen. Er wollte sie in ihrem Versteck abfangen und…
Er wußte noch nicht, was er mit ihr tun sollte. Aber er mußte unter allen Umständen verhindern, daß sie ihre Pläne, auf deren Verwirklichung sie von Anfang an hingearbeitet hatte, auch durchführte. Egal, was sie vorhatte, er mußte es verhindern, damit nicht noch mehr Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Er erreichte den Parkplatz, bog ein und schaltete den Motor aus.
Da sah er im Innenspiegel eine Bewegung hinter sich. Ein Kopf tauchte auf, eine Hand mit einem schweren Gegenstand senkte sich herab.
„Gute Nacht, Onkel Heino!" hörte er Roses höhnische Stimme, dann krachte etwas Hartes auf seinen Schädel, und ihm wurde schwarz vor Augen.
Sein Kopf sank nach vorn und fiel aufs Lenkrad. Ein infernalisches Geräusch marterte sein Gehirn. Es klang wie eine Sirene. Er versuchte vergeblich, sich dem langgezogenen Geheul zu entziehen. Die Hupe! Er lag mit dem Kopf auf dem Hupenring. Aber das Hupgeräusch hielt ihn wenigstens wach.
Mühsam hob er den Kopf. Das Geheul verstummte.
Rose hatte ihn überlistet. Sie mußte gewußt haben, daß er ihr Versteck kannte, und hatte richtig kombiniert, daß er ihr folgen würde; deshalb versteckte sie sich in seinem Wagen.
Er stieß die Tür auf. Die kalte Luft tat ihm gut, aber sie konnte den pochenden Schmerz in seinem Kopf nicht lindern.
Er faßte sich an den Hinterkopf, und seine Finger wurden vom Blut klebrig.
Taumelnd kam er aus dem Wagen, machte einige Schritte und fiel dann in den Schnee. Nach einigen Atemzügen hatte er sich wieder so weit erholt, daß er auf die Beine kam.
Da war die Burg. Er mußte es bis dorthin schaffen.
Er steuerte nicht auf den Felsspalt mit dem Geheimgang zu, sondern begab sich in Richtung Burgtor. Heino, wußte, daß der Burgwächter einen Raum neben dem Tor bewachte. Er würde ihn einfach herausläuten.
Heino Spazzek erreichte das Burgtor, stützte sich ab und tastete sich zu dem kleinen Personaleingang vor. Als er sich mit seinem ganzen Körpergewicht dagegenlehnte, schwang das schwere Tor auf.
Er verstand nicht gleich, was das zu bedeuten hatte. Erst als er in den Burghof kam und über die reglose Gestalt des Wächters stolperte, erfaßte er die Situation.
Der Psychologe durchquerte den Hof und erreichte das gegenüberliegende Tor zum Hauptgebäude. Es stand sperrangelweit offen. Ein fernes, unverständliches Gemurmel drang an sein Ohr. Kerzenschein fiel aus einem Raum in den Gang.
Heino Spazzek war schwindelig. Er stützte sich an der Wand ab.
Seine Hand bekam den Schaft einer Hellebarde zu fassen. Er riß die Waffe einfach an sich.
Plötzlich war ein wildes Geschrei zu hören. Durcheinanderwirbell de Schatten fielen in den Gang. Rose wurde herausgeschleudert. Sie fing sich an der Wand ab und lief dann die Wendeltreppe des Turmes hinauf. Ihr folgte eine wilde Meute.
Heino Spazzek traute seinen Augen nicht, als er plötzlich das Rudel Schauergestalten erblickte, das Rose folgte.
Zuerst tauchte ein halbwegs normal aussehender Mann auf. Sein Totenschädel mit dem lippenlosen Mund, der verfaulten Nase und den verwesenden Fleischresten war noch relativ harmlos anzusehen. Aber hinter ihm tauchte ein Geschöpf ohne Kopf auf. Es war bis auf einen Lendenschurz nackt, so daß das Gesicht auf seiner Brust deutlich zu sehen war.
Der Psychologe mußte sich abwenden, weil er beim Anblick des Brustgesichts fast wahnsinnig wurde. Er stürzte durch einen Torbogen in einen Nebenraum, in der Hoffnung, daß die Mißgestalteten ihn nicht entdeckt hatten.
Heino Spazzek drückte sich gegen die Wand. Als einige der unheimlichen Geschöpfe an ihm vorbeiliefen, erkannte er, daß jedes von ihnen mindestens zwei Gesichter besaß. Sie befanden sich an den unmöglichsten Stellen ihrer Körper.
Eines dieser Scheusale blieb abrupt stehen. Es starrte Heino Spazzek mit dem auf dem Hinterkopf befindlichen Knochengesicht an, sagte irgend etwas Unverständliches, wirbelte herum und wollte sich auf den Psychologen stürzen. Es sprang geradewegs in die Spitze seiner Hellebarde.
Von Grauen geschüttelt, zog Heino Spazzek die Waffe aus dem noch zuckenden Körper seines Gegners und floh aus der Burg. Er wollte den Hof überqueren, aber da stellten sich ihm zwei der Scheusale mit den Doppelgesichtern in den Weg. Sie knurrten ihn drohend an.
Heino Spazzek sah seine letzte Stunde gekommen.
Als Dorian aus Psycho-Roses Gedanken hörte, daß sie den Ort mit Roses persönlicher Habe erreicht
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