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1271 - Die Geister, die sie rief

1271 - Die Geister, die sie rief

Titel: 1271 - Die Geister, die sie rief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist, wie Sie ihn wahrscheinlich sehen. Das Leben hat ihm nur wenig Chancen gegeben.«
    »Das ist oft so«, stellte sich Glenda auf Monas Seite, »aber wäre es nicht besser, wenn wir das in aller Ruhe besprechen und nicht hier im Krankenhaus stehen bleiben?«
    »Ach, Sie wollen mich nicht mit zum Yard nehmen?«
    »Nein, warum?«
    Eine Antwort gab Mona Lucanda nicht, aber sie dachte nach. In diesen Momenten war sie eine schlechte Schauspielerin, und ich nahm ihr das Misstrauen, indem ich meinen Ausweis hervorholte.
    Der Blick darauf beruhigte sie wirklich. Sie nickte und schlug vor, in eine Cafeteria zu gehen, die nicht weit von hier entfernt lag.
    »Einverstanden«, sagte ich.
    ***
    Es roch nach Kaffee und frisch gebackenem Gebäck, und wir sahen die kleinen Hörnchen, die auf einem Tablett hereingetragen wurden. Es fand seinen Platz auf der Theke nahe einer glitzernden Espresso-Maschine.
    »Da bekommt man Hunger«, sagte Glenda, die ein paar Mal die Nase hochzog und schnüffelte.
    »Schlag zu.«
    »Das mache ich auch.« Sie deutete auf die kleinen Croissants. »Möchtet ihr auch?«
    Mona bedankte sich und lehnte ab. Ich konnte nicht widerstehen, und Glenda brachte nicht nur die Hörnchen, sondern noch vier kleine Gläser mit französischer Konfitüre mit. Der Kaffee wurde uns gebracht und in großen Tassen serviert.
    Wir hatten uns eine kleine Ecke ausgesucht, saßen an einem der hohen Bistrotische und hatten uns ein wenig von dem großen Trubel entfernt, denn der kleine Laden war wirklich gut besucht. Auch das Krankenhauspersonal verbrachte hier seine Pausen.
    »Sie kannten also beide«, wandte ich mich an Mona, nachdem ich die Hälfte eines Hörnchens gegessen hatte.
    »Das stimmt.«
    »Und wie haben Sie die Menschen erlebt, die ja sehr unterschiedlich waren.«
    »Ich mochte sie«, gab sie zu und rührte versonnen in ihrem Kaffee. »Ich mochte sie wirklich. Allerdings auf unterschiedliche Art und Weise. Sliggy Durban fühlte sich für Camilla verantwortlich. Die beiden hatten sogar Freundschaft geschlossen.« Sie lachte und spielte dann mit ihrer Kette. »Sliggy war gewissermaßen Camillas Assistent. Er überprüfte jeden Besucher und war auch sonst für sie da.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Glenda.
    Mona lächelte traurig. »Sie war ja auch ein Mensch mit normalen Bedürfnissen. Sie musste essen und trinken, und Sliggy besorgte ihr die Mahlzeiten.«
    »Verließ Sie das Haus?«
    »Kaum. Die Baracke war ihr Reich und zugleich ihre Schatzkammer, wie sie immer behauptete. Sie hütete ihre Schätze, die sie benötigte, um den Menschen mit ihrem Rat zur Seite zu stehen. Sie lebte nur dafür, und sie war bekannt. Aber sie hielt sich zugleich zurück. Die Medienmenschen wollte sie nicht in ihr Haus hineinlassen. Dagegen hat sie sich strikt gewehrt. Die Mundpropaganda reichte ihr völlig aus. Zu Recht, denn sie hatte immer zu tun. Viele haben sich bei ihr Rat und Hilfe geholt, und sie hat keinen abgewiesen.«
    Das hörte sich alles gut an. Trotzdem gab es etwas, das mich störte. So glatt konnte das Leben der Frau nicht verlaufen sein. »In welch einem Verhältnis standen Sie zu ihr?«
    Mona zögerte die Antwort hinaus. Sie führte die Tasse zum Mund, trank einige Schlucke und lächelte versonnen. »Das ist eine gute Frage, Mr. Sinclair. Sie haben Camilla gesehen?«
    »Ja. Leider war sie da schon tot.«
    »Dann wissen Sie auch, dass sie nicht mehr die Jüngste gewesen ist. Ich kenne ihr genaues Alter nicht, aber wenn mich nicht alles täuscht, war schon die Zahl acht davor. In diesem Alter beschäftigt man sich zwangsläufig mit dem Tod, da machte auch Camilla keine Ausnahme. Sie hat mit mir öfter darüber gesprochen und auch darüber, dass sie, wenn sie tot war, eine Nachfolgerin braucht. Das sollte alles nicht aufgegeben werden. Es sollte in ihrem Namen weiterlaufen, und so hat sie mich eben ausgesucht. Ich sollte also ihre Nachfolgerin werden. Ich wurde eingeweiht, aber ich kenne noch nicht alle Geheimnisse, die Camilla umgaben. Ich war froh, ihre Freundin und Vertraute sein zu dürfen.« Mona hob die Schultern, und ihr Gesicht bekam einen traurigen Zug. »Die ganze Wahrheit allerdings habe ich ihr auch nicht gesagt. Das wäre für sie nicht zu ertragen gewesen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Die Umwelt. Die Baracke hätte nicht mehr lange gestanden. Man wollte alles abreißen. Es war eine Frage der Zeit. Bauzäune hatte man schon errichtet. Camilla hätte freiwillig nicht weichen wollen. Es wäre wirklich zu

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