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1273 - Poker mit dem Tod

1273 - Poker mit dem Tod

Titel: 1273 - Poker mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch weiterhin hinter seinem Rücken auf. »Es wird heute das große Spiel werden. Du kannst jetzt in die Halle gehen. Da warten die anderen bereits.«
    »Die… die… anderen?«
    »Ja!«
    »Wer?«
    »Spieler: Spieler so wie du. Wir alle treffen uns zu dieser großen Pokerrunde. Ich habe ihnen noch eine weitere Chance gegeben, Spiele zu gewinnen.«
    »Aha.«
    »Dann geh jetzt. Alles andere wird sich schon von ganz allein regeln. Du kennst das.«
    Es stimmte, er kannte es. Aber er wusste auch, dass die Regeln diesmal anders laufen würden. Es würde kein normales Spiel werden, und dass noch andere dabei waren, damit hatte Kid Longo nicht gerechnet. Aber er war es nicht, der hier das Sagen hatte. Er hatte sich auf etwas eingelassen und kam aus eigener Kraft nicht mehr frei. Er musste sich den neuen Regeln beugen.
    Kid Longo lehnte sich gegen die Tür. Viel Druck brauchte er nicht, um sie aufzuschieben, und sofort drang ihm eine andere Luft entgegen. Sie war verbraucht. Sie roch nach Staub und nach Feuchtigkeit. Sie schien überall zu kleben. Auch das Aroma verfaulter Blumen war noch zu riechen, aber kein Leichengestank, und das tat ihm schon mal richtig gut.
    Er ging weiter. Auf seinem Rücken wollte die Gänsehaut nicht weichen. Sie lag auf dem Körper wie ein Panzer, und er merkte, dass sein Herz immer schneller schlug.
    Der Unheimliche aus dem Beichtstuhl hatte ihm gesagt, dass man auf ihn warten würde. Er sah keinen Menschen. In der alten Leichenhalle war es düster.
    Im Vorraum blieb er stehen. Rechts stand noch ein altes Pult, auf dem früher das Kondolenzbuch gelegen hatte. Wenn er nach vorn schaute, blickte er auf die Tür, die aus zwei Hälften bestand. Dahinter würde der Raum liegen, in dem man die Toten aufbewahrte. Und wahrscheinlich gab es auch Seitentüren, die dorthin führten, wo die Leichen vor der Trauerfeier aufgebahrt wurden. Da er einigen Beerdigungen beigewohnt hatte, wusste er Bescheid.
    Longo wurde unsicher. Hatte ihn der Unbekannte reingelegt? War alles nur eine Falle? Waren die Karten bereits jetzt gemischt, aber noch nicht ausgegeben worden?
    Er konnte es nicht sagen. Er war zu unsicher und schaute sich erneut um, wobei sein Blick an der Tür hängen blieb. Er sah nach unten, und entdeckte den dünnen Lichtschein, der unter der Tür hervordrang. Sie schloss nicht fugendicht mit dem Boden ab, aber das Licht war so schwach, dass er den Schein erst beim zweiten Hinsehen entdeckt hatte. Trotzdem war das, was hinter der Tür lag, genau sein Ziel.
    Er lauschte.
    Nichts drang durch das Holz nach außen. Im Raum hinter der Tür blieb es völlig still.
    Langsam zog Longo die Tür auf…
    ***
    Es war eine Bewegung, die er sofort stoppen und auch wieder in die andere Richtung führen konnte.
    Er hatte feuchte Hände bekommen. Die Augen waren ausschließlich auf einen Punkt fixiert, nämlich auf die Öffnung, die sich immer mehr vergrößerte.
    Ja, es brannte Licht. Es fiel von der Decke herab nach unten, denn dort hing die perfekte Pokerleuchte, ein halbrunder Lampenschirm mit Stofftroddeln an den Seiten. Das Licht fiel auf ein bestimmtes Ziel. Direkt auf den runden Tisch, der unter der Lampe stand. Auf dem grünen Filz breitete es sich aus.
    Es gab keine Särge hier. Es gab keine Stühle oder Bänke. Es waren keine Blumen zu sehen, und es spielte auch niemand Orgel. Die leere Leichenhalle war zu einem großen Pokerzimmer verändert worden, in dem drei Spieler um den runden Tisch herum saßen und zwei Stühle freigelassen hatten.
    Einer ist für mich!, dachte Kid. Und der andere ist für den Kartenchef.
    Die Regeln standen für ihn schon jetzt fest, und als Spieler würde er sich daran halten.
    Er schob sich in den Raum hinein, in dem sich mehr Schatten als Licht ausbreitete. Die Helligkeit war nur auf den bestimmten Punkt konzentriert, ansonsten überwog das Halbdunkel, das mit fortschreitender Zeit noch grauer werden würde.
    Langsam fiel die Tür hinter ihm zu. Er hörte das leise Geräusch des Zuschnappens, was ihm allerdings nicht viel ausmachte. Er blieb recht locker, die ganz große Spannung war von ihm gewichen, denn er war nicht in eine Falle gelaufen wie er zunächst befürchtet hatte.
    Über eines allerdings wunderte er sich. Die am Tisch sitzenden Spieler mussten sein Eintreten wahrgenommen haben, doch sie nahmen ihn offensichtlich nicht zur Kenntnis. Kein Kopf drehte sich ihm zu. Sie alle schauten auf die runde Tischplatte mit dem Filz, auf dem bereits ausgefächert ein Kartenspiel lag.

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