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1273 - Poker mit dem Tod

1273 - Poker mit dem Tod

Titel: 1273 - Poker mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber er hat schon von einer Pokerrunde gesprochen. Es kann sein, dass sie sich heute Abend wieder zusammenfinden. Wenn Sie wollen, können Sie einsteigen.«
    »Das werden wir wohl«, erklärte ich. »Jetzt würde uns nur noch interessieren, wo wir die Leichenhalle finden können.«
    »Den Weg muss ich Ihnen zeigen. Der Friedhof liegt in Fulham. Nicht weit vom Chelsea-Stadion weg.«
    »Hat man ihn aufgegeben?«
    »Nein, das hat man nicht. Man hat nur die Leichenhalle aufgegeben, weil eine neue gebaut wurde. Die alte ist zu baufällig geworden. Sie wird irgendwann abgerissen. Wann das passiert, weiß ich nicht. Außerdem hat man davon gesprochen, dass sie zu klein geworden ist. Wenn man heute Leichen- und Trauerhallen baut, dann zieht man sie recht luftig und lichtdurchlässig hoch. Diejenige, in der wir uns zum Kartenspiel getroffen haben, gehört noch zum alten Schlag. Wenn man sie betritt, kommt man sich selbst vor wie in einem großen Grab. Das Gefühl überkam mich zumindest.«
    »Gut, nach Fulham also.«
    Cameron hob den Kopf. »Wann?«
    »Sofort.«
    Er runzelte die Brauen. »Das ist noch etwas früh. Wir haben uns immer bei Anbruch der Dunkelheit getroffen und…«
    »Bis wir dort sind, ist es dämmrig.«
    »Ihr seid die Chefs.«
    Er stand auf, und wir wollten ihm dabei helfen, aber Cameron wehrte ab. »Nein, nein, das schaffe ich schon allein. Das muss ich ja. Ich bin kein normaler Mensch, und wer weiß schon, was da alles auf mich zukommt? Vielleicht bleibt es ja nicht bei dem einen Bein. Das kann weitergehen, verstehen Sie?« Er schaute uns an, und wir sahen nicht nur seinen verzerrten Mund, sondern auch die Angst in seinen Augen. »Ich habe gegen den Tod, gegen ein Skelett gepokert, und da ist es durchaus möglich, dass ich ebenfalls zu einem Skelett werde. Ich wundere mich sowieso darüber, dass ich noch in der Lage bin, normal zu laufen. Normalerweise müsste ich Schmerzen haben. Da müsste auch mein Kreislauf im Keller sein, weil ja alles unterbrochen ist. Komischerweise fühle ich mich aber wohl.« Er lachte jetzt.
    »Auch wenn Sie mich so ungläubig anstarren, aber ich kann nur das bekannt geben, was ich fühle.«
    »Sicher«, sagte ich.
    »Und noch etwas!« Er schaute uns an und hob seinen rechten Arm. »Ich bin ein Spieler, ein Zocker. Ich gebe zu, dass ich in meinen jungen Jahren besser war, aber ich habe nicht vergessen, dass man verlieren und gewinnen kann.«
    »Heißt das, Sie wollen es noch mal versuchen?«
    »Ja, Mr. Sinclair. Wenn ich die Chance dazu bekomme, werde ich sie nützen und wieder gegen dieses verfluchte Skelettmonster antreten. Das wollte ich Ihnen noch sagen.«
    »Okay, dann können wir - oder?«
    »Ja«, sagte er und humpelte auf uns zu…
    ***
    Treffpunkt Leichenhalle! Der Platz auf einem Friedhof in Fulham. Hinfahren und abwarten.
    Auf diesen einfachen Nenner brachte Kid Longo seine nächste Zukunft. Er hatte den Pub verlassen.
    Er schwitzte, und das lag nicht nur an dem warmen Wetter, das in den nächsten Stunden schlimm werden würde, denn es war Schwüle angesagt.
    Er schwitzte schon jetzt, und das lag nicht nur daran, dass er viel getrunken hatte. Er dachte auch an seine Zukunft, die alles andere als rosig aussah.
    Das Bier und der Whisky hatten ihm nichts getan. Er fühlte sich weder angeschlagen noch müde. Er lenkte seinen kleinen Fiat durch den Londoner Verkehr und hatte dabei die Scheibe an der Fahrerseite nach unten gedreht.
    Frische Luft drang nicht in den Wagen, sondern immer nur ein Schwall warmer Luft, die so gut wie keine Kühlung brachte.
    Aber er machte weiter. Er konnte manchmal verdammt verbissen sein, und er, war ein Spieler. Die Angst im Beichtstuhl war vergessen. Der andere hatte ihn richtig heiß gemacht, und er wollte einmal im Leben den großen Jackpot gewinnen.
    Immer dann, wenn er an einer Ampel stoppte, rieb und knetete er seine Finger. Er wollte sie geschmeidig halten, damit er vielleicht noch einmal so spielen konnte wie in früheren Jahren, als Kid Longo der große Star und der Schrecken vieler Pokerspieler gewesen war.
    Jetzt ging es um alles. Und er träumte von einem irren Comeback in der Szene.
    Wenn er gewann, war alles möglich, und er würde auch mit allen Tricks spielen, die er noch kannte, denn vergessen hatte er nichts. Vielleicht war sein Gegner jünger, aber ob er besser war, das musste er noch herausfinden.
    Er arbeitete mit allen Mitteln. Er hatte sich sogar eine Totenkopfmaske aufgesetzt, wenn es überhaupt stimmte, was er hinter der

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