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1273 - Poker mit dem Tod

1273 - Poker mit dem Tod

Titel: 1273 - Poker mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Keiner von ihnen fasste es an.
    Kid Longo hatte eigentlich etwas sagen wollen. Er brachte jedoch keinen Laut hervor.
    Das war schon komisch, und er schüttelte sich, als wäre er von Wassertropfen erwischt worden.
    Dann ging er weiter. Sein Ziel war der Tisch. Er bewegte sich nicht normal, sondern mit leicht schleichenden Schritten dem neuen Ziel entgegen.
    Der Boden bestand aus Stein. Im Laufe der Zeit war das Material angeschmutzt, und so konnte er ein leichtes Knirschen nicht vermeiden, wenn er die Füße aufsetzte.
    Selbst jetzt kümmerte sich niemand um ihn. Keiner drehte den Kopf, aber auch Longo traute sich nicht, ein Wort zu sagen.
    Einer saß mit dem Rücken zu ihm. Die beiden anderen Männer sah er recht deutlich. Spieler kennen sich oft untereinander und gehen sich hin und wieder aus dem Weg, um nicht zufällig in einer scharfen Pokerrunde zu landen.
    Von diesen drei Männern kannte er keinen. Nicht den mit der Halbglatze, nicht den mit dem dichten blonden Haar, und auch nicht die dürre Gestalt, die das graue Haar flach nach hinten gekämmt hatte.
    Warum sagten sie nichts?
    Sie saßen nur starr am Tisch, und plötzlich kam Kid Longo der Gedanke, dass sie nicht mehr lebten und er es mit Toten zu tun hatte, die einbalsamiert worden waren.
    Es war alles möglich…
    Er ging trotzdem weiter und lenkte seine Schritte auf einen der beiden leeren Stühle zu. Für einen Moment blieb er dahinter stehen, die Hände auf die Lehne gelegt.
    »Kann ich mich setzen?«
    Kid erhielt keine akustische Antwort. Aber die drei Zocker nickten wie abgesprochen, sodass er auf dem Stuhl seinen Platz fand und zunächst mal durchatmete.
    Bisher war alles gut gelaufen. Er war sicher, dass sie ihm nichts tun würden.
    »Ich bin Kid…«
    Neben ihm saß der Mann mit den blonden Haaren. Er war der jüngste und zählte praktisch zum Nachwuchs der Gilde. Ohne sich zu bewegen, gab der Mann die Antwort. »Ich heiße Nick.«
    Es war das Zeichen für die übrigen Zocker. Sie alle stellten sich dem Neuling vor. So erfuhr Kid Longo, dass der Grauhaarige Josh hieß und der Typ mit der Halbglatze auf den Namen Emilio hörte.
    Kid wollte nicht hier still herumsitzen und auf den Spielmacher warten. Er hatte vor, etwas Bewegung in die Runde zu bringen, hob seinen rechten Arm an und ließ die Hand über den weichen Filz auf dem Tisch gleiten, um nach den Karten zu greifen.
    »Dann wollen wir mal beginnen!«
    »Nein!« Nick hatte ihm die Antwort gegeben. Er verlor auch seine Starre. Seine Hände, die er bisher nicht sichtbar auf die Knie gelegt hatte, hob er mit einer lockeren Bewegung an, um sie ebenfalls auf den Tisch zu legen.
    Kid Longo stöhnte auf. Die anderen sagten nichts, sie kannten sich aus, aber für Longo war es der Schock.
    Nicks rechte Hand bestand nicht mehr aus Fingern, sondern nur noch aus Knochen!
    ***
    Der Zocker wäre am liebsten aufgesprungen und zur Tür gerannt, um aus der Halle zu flüchten. Er schaffte es nicht. Auf seinen Sitz schien jemand einen Alleskleber geschmiert zu haben, der ihn fest hielt und ihn zwang, in eine bestimmte Richtung zu schauen.
    Das Ziel war die Hand!
    Nein, keine Hand mehr. Sie war zu einer Knochenklaue geworden. Es gab weder Haut noch Fleisch.
    Er sah keine Sehnen. Er entdeckte auch keinen Tropfen Blut. Es war tatsächlich eine glatte Skeletthand, die vor ihm auf dem Tisch lag.
    Die Klaue wanderte weiter und legte sich auf den Kartenstapel, als wollte sie ihn beschützen. Aber es war die Hand, die Haut und Sehnen verloren hatte, sodass jeder Knöchel einzeln zu sehen war.
    Vom Gelenk an aufwärts war der Arm völlig normal. Das war deshalb so gut zu erkennen, weil Nick ein kurzärmeliges graues Hemd trug.
    »Kein Spiel?«, flüsterte Kid Longo.
    »Noch nicht.«
    Kid hätte gern nach der Hand gefragt und sich erkundigt, wie so etwas möglich war, aber er traute sich nicht. Er dachte aber an das Bild im Beichtstuhl. Bisher war er nicht so recht davon überzeugt gewesen, einen Totenschädel gesehen zu haben. Das änderte sich nun. Jetzt konnte er sich sogar vorstellen, sich nicht geirrt zu haben.
    Seine Gedanken drehten sich weiter. Nick war sicherlich nicht der Einzige unter den Spielern, dem so etwas passiert war, und deshalb suchte er mit seinen Blicken die Körper der anderen ab.
    Josh und Emilio wussten wohl, welche Gedanken ihn beschäftigten. Sie zogen den Mund in die Breite, um zu lächeln. Dabei schauten sie sich gegenseitig an und nickten sich zu.
    Es war das Zeichen, sich dem neuen Zocker zu

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