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1273 - Upanishad

Titel: 1273 - Upanishad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hochkam. Da versuchte sich jemand mit einem Affront gegen mich. Entweder Stalker, wenn er mich nicht angemeldet hatte - oder Somodrag Yag Veda, wenn Stalker mich angemeldet hatte und er sich dennoch dumm stellte.
    „Wenn ich nicht willkommen bin, drehe ich eben wieder ab", erklärte ich mühsam beherrscht. „Tschüs, dann!"
    „Einen Augenblick, bitte!" sagte der Fremde, bevor ich die Positronik anweisen konnte, abzudrehen und dem Heimflug anzutreten. „Der Empfang war am Anfang unseres Gesprächs gestört. Deshalb konnte ich deinen Namen nicht verstehen. Aber eigentlich müßtest du Julian Tifflor sein, denn sonst ist für heute niemand angekündigt worden."
    Er hatte außergewöhnlich höflich, beinahe devot, gesprochen, deshalb mußte auch ich einlenken.
    „Ich nehme deine Entschuldigung an", sagte ich dennoch ein wenig spitz. „Ja, mein Name ist Julian Tifflor. Wie du wohl schon durch Stalker erfahren hast, möchte ich dieses Wochenende in eurem Zuckerbäckerhaus verbringen."
    Ich weiß nicht mehr, welcher Teufel mich ritt, daß ich mich zur Verspottung des Baustils der Schule hinreißen ließ. Vielleicht, weil er nur abgekupfert war. Vielleicht aber auch, weil ich unbewußt eine Gefühlsregung in dem echsenhaften Knochengesicht provozieren wollte.
    Als ich sah, daß sich Yag Vedas Blick trübte, wußte ich, daß ich zu weit gegangen war.
    „Die Upanishad ist etwas Hehres, das niemals besudelt werden darf!" grollte er mit hartem Nachhall. „Ein Shad darf niemals dagegen verstoßen - niemals!"
    „Schon gut!" versuchte ich abzuwiegeln. „Aber auf Terra gibt es einen ganz bestimmten Baustil, den man Zuckerbäckerbaustil nennt. Ich habe eure Burg damit verglichen, aber das war nicht gegen die Upanishad gerichtet."
    „Wenn ihr Terraner den Baustil der Upanishad für Zuckerbäckerbaustil haltet, müßt ihr allesamt Banausen sein", höhnte der Panisha. „Für unseren Geschmack jedenfalls ist der Stil, in dem euer Schloß Neuschwanstein erbaut wurde, das Nonplusultra der Baukultur schlechthin. Es war eine Reverenz an dieses Schloß, daß wir für die Upanishad diesen Baustil wählten."
    Wenn er es darauf angelegt hatte, mich zu beschämen, so hatte er damit sein Ziel erreicht. Noch mehr, er hatte mich in die Enge getrieben, aber mit sachlicher und fairer Argumentation, so daß es schlechter Stil von mir gewesen wäre, hätte ich versucht, es ihm irgendwie heimzuzahlen.
    „Eins zu null für dich!" gab ich zurück - mit der winzigen Hoffnung, mich ein wenig besser zu fühlen, wenn er damit nichts anzufangen wußte.
    „Zwei zu null für mich!" korrigierte er mich - und enttäuschte zugleich meine Hoffnung.
    „Akzeptiert", gestand ich ein. „Dürfte ich jetzt wissen, wo ich landen soll? Ich möchte auf keinen Fall euren Hauptturm abrasieren."
    „Heute herrscht Windstille", entgegnete er zweideutig (wußte er etwa, daß ich es gewesen war, der gestern beinahe mit der Upanishad kollidiert wäre?). „Du wirst im Hof gleich hinter dem Haupttor landen, Tiff. Ich darf dich doch Tiff nennen, oder?"
    Eigentlich ließ ich mich nur von Freunden so nennen, aber ich faßte das Angebot als Versöhnungsgeste auf und wollte deshalb nicht ablehnen.
    „Selbstverständlich", antwortete ich. „Und wie darf ich dich anreden?" Die Tatsache, daß ich ihn fragen mußte, während er meinen Intimnamen bereits gekannt hatte, machte mir deutlich, daß die Fremden uns genau studiert hatten. Wir dagegen wußten so gut wie nichts über sie. Ich nahm mir vor, dem abzuhelfen, so gut ich das in den beiden vor mir liegenden Tagen vermochte.
    „Panish", beantwortete er meine Frage. „Oder Panish Yag Veda, wenn andere Panisha dabei sind und nur ich angesprochen werden soll." Er mußte mein Mienenspiel beobachtet (und richtig gedeutet) haben, denn er fügte sanft hinzu: „Die korrekte Anrede der Lehrer ist ein Gebot für alle Schüler. Ausnahmen sind nicht gestattet."
    „In Ordnung", erwiderte ich.
    „Panish", sagte Yag Veda sanft.
    „Panish", korrigierte ich meinen Fehler und neigte leicht den Kopf.
    Unterdessen hatte die Positronik des Gleiters gehandelt und ließ den Galaco-Hussar vertikal in den Innenhof der Schule sinken, wie der Panish es angeordnet hatte. Der Bug war dabei dem Giebel des sechsgeschossigen Haupthauses zugewandt, und hinter einem der Fenster glaubte ich für den Bruchteil einer Sekunde eine Frauengestalt zu sehen. Die Erscheinung war aber so flüchtig, daß ich sie für eine Halluzination meiner übererregten Sinne

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