1273 - Upanishad
hielt.
Als der Gleiter Bodenkontakt bekam, ertönte ein hallender Gongschlag. Im gleichen Moment öffnete sich die Tür des Haupthauses langsam - und wahrscheinlich prozessorgesteuert.
Ich unterdrückte hastig jeden kritischen Gedanken, obwohl sie sicher berechtigt gewesen wären. Aber ich fürchtete, daß sie sich in meiner Mimik und auch Gestik widerspiegeln würden - und inzwischen hatte ich erfahren müssen, daß sich die Fremden in der Deutung besser auskannten als die meisten Menschen. Es war natürlich nicht so, daß ich Angst vor der Reaktion der Fremden gehabt hätte, aber ich sagte mir, daß ich mir als Repräsentant der LFT ein hohes Maß an Zurückhaltung auferlegen mußte - auch dann, wenn ich etwas als Firlefanz betrachtete.
Aus den Augenwinkeln sah ich, daß zwei der Fremden in der inzwischen völlig geöffneten Tür erschienen waren und daß ihre Augen getrübt wirkten. Anscheinend hatten sie meinen letzten, respektlosen Gedanken von meinem Gesicht abgelesen.
Ich senkte den Kopf, konzentrierte mich auf größte Selbstbeherrschung und erblickte dabei zufällig die auf dem Beifahrersitz liegenden Gurken.
Einer Eingebung folgend, ergriff ich sie, nahm auch die Dillstängel und stieg aus.
Da ich mich unterdessen wieder in der Gewalt zu haben glaubte, hob ich den Kopf wieder und ging auf die Panisha zu, die unter der Tür auf mich warteten. Dabei musterte ich sie genau, wenn auch nicht aufdringlich - und ich sah, was ich eigentlich schon wußte, auf dem Visischirm aber nicht hatte sehen können: Die beiden Upanishad-Lehrer glichen Stalker auf den Knorpel; sie waren quasi kleinere, feingliedrige Ausgaben von ihm, dabei aber längst nicht etwa grazil, sondern ebenso wie er stark und belastbar.
Drei Schritte vor ihnen blieb ich stehen und verbeugte mich leicht.
„Hallo!" sagte ich, als ich mich wieder aufgerichtet hatte.
Es irritierte mich, daß sie nicht darauf reagierten und noch nicht einmal mit dem kleinsten Muskel zuckten - bis mir mein Versäumnis bewußt wurde.
„Hallo, Panisha!" verbesserte ich mich, trat auf sie zu und überreichte jedem von ihnen eine Schlangengurke und zwei Stängel Dill. „Es ist alles selbstgezogen und natürlich im biologischen Anbau. Ohne jede Chemie!"
Die beiden Trainer standen da, wie vom Donner gerührt, und ich fürchtete schon, einen neuen Fauxpas begangen zu haben, als der eine sich verneigte und mit wohlmodulierter Stimme sagte: „Wir fühlen uns geehrt, Tiff - und wir hoffen, daß aus einem großen Biologen auch ein guter Shad wird, obwohl eigentlich alles darauf hinweist, daß du diesen Status nicht ernst genug nimmst. Ich bin übrigens Somodrag Yag Veda - und das ist Otharvar Ris Bhran.
Willkommen in der Upanishad Tschomolungma!"
Vor Erleichterung darüber, daß mein impulsives Gastgeschenk nicht als Verstoß gegen irgendwelche der mir unbekannten fremden Sitten, sondern als Ehrung gewertet wurde, verneigte ich mich gleich noch einmal.
„Ich danke euch, Panisha", sagte ich anschließend (artig, wie ich meinte). „Mein Gepäck ist im Gleiter." Suchend sah ich mich nach einem Roboter um, der mein Gepäck holen könnte, aber ich entdeckte keinen.
Ris Bhran klatschte in die Hände.
Aus dem Hintergrund der spärlich beleuchteten Vorhalle kam ein älterer Ertruser mit silberfarbenem Sichelkamm und pockennarbigem Gesicht. Er war in einen der silberfarbenen Trainingsanzüge gekleidet, von denen ich bei der Eröffnung der Tschomolungma schon einen gesehen hatte. Dazu trug er schwarze Boxerstiefel.
Yag Veda deutete erst auf mich, dann auf den ertrusischen Hünen, dann sagte er: „Shad Julian Tifflor, genannt Tiff - und Shad Upper Drummock, genannt Drummer."
Wir verbeugten uns voreinander, dann eilte der Ertruser hinaus, um mein Gepäck zu holen. Es kam allerdings vorher zu einem Intermezzo, denn Drummer beachtete nicht, daß die Türen der Schule wie die des Originals in Neuschwanstein nicht für ertrusische Riesen gebaut war. Es krachte dumpf, als er mit der Stirn gegen den oberen Türrahmen prallte. Ich seufzte mitfühlend, aber Drummer knurrte nur etwas Unverständliches, zog den Kopf ein und ging weiter.
Ich räusperte mich und sagte, an die Panisha gewandt: „Wieso meint ihr eigentlich, ich würde meinen Status als Shad nicht ernst genug nehmen, Freunde, äh, Panisha?"
„Du hast sehr lange auf dich warten lassen, Tiff", antwortete Yag Veda. „Und auch heute bist du quasi nur zu Besuch gekommen."
Ich lachte erleichtert.
Wenn man mir nichts
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