1273 - Upanishad
ein Eis spendierte, besserte sich ihre Stimmung gleich wieder.
Meine Zeit war knapp bemessen. Dennoch versuchte ich im Gespräch, aus der Kamashitin irgend etwas herauszubekommen, was mir und Gal bei der Aufhellung der Transmitter-Affäre helfen konnte. Leider ohne Erfolg. Sie wußte praktisch nichts über die derzeitigen Verhältnisse in unserer Galaxis. Ihr Opa Shetvan hatte sie einfach aufs Geratewohl losgeschickt. Es war unverantwortlich. Schließlich war Lelila noch minderjährig. Andererseits war Patulli Lokoshan damals auch noch minderjährig gewesen - und er hatte nicht nur hervorragend als Psychokopist für die damalige Solare Abwehr gearbeitet, sondern hatte gerade während der Schwarm-Invasion hervorragende Leistungen und tollkühne Unternehmungen vollbracht.
Ich sorgte dafür, daß Miß Roboter die Kleine unterbrachte und für ihr leibliches und seelisches Wohl und für ihre Sicherheit sorgte, dann verabschiedete ich mich von ihr, um mich in einen Berg von Arbeit hineinzuwühlen, der sich im Grunde genommen nicht bis morgen bewältigen ließ. Da auch ich keine Wunder vollbringen konnte, würde ich bei der Vollversammlung wohl oder übel oft improvisieren müssen.
Als ob ich das nicht während meiner ganzen bisherigen Amtszeit bis zum Erbrechen getan hätte!
Nach einer fast schlaflosen Nacht brach dann die Stunde der Wahrheit an.
Ich war noch guten Mutes, als ich meinen Platz in der Ratsversammlung aufsuchte.
Schließlich hatte ich ein gutes Gewissen. Als ich dann jedoch hörte, daß die Hanse keinen Vertreter zur Vollversammlung geschickt hatte, wurde mir mulmig, denn ich begann Lunte zu riechen.
Adams war doch ein altes Schlitzohr.
Ich vermutete, daß er absichtlich keinen Vertreter der Hanse geschickt hatte, weil er damit rechnete, daß dann ich ins Kreuzfeuer der Kritik geraten würde, weil die Hanse schließlich eine terranische Institution war und ich als Erster Terraner eine gewisse Mitverantwortung trug.
Im Kreuzfeuer der Kritik, konnte ich dann natürlich die Hanse nicht selber kritisieren, weil das von vielen Räten als Selbstkritik angesehen würde. Im Gegenteil, ich mußte die Hanse, wo immer ich konnte, in Schutz nehmen, mich mit ihr und damit mit Adams solidarisieren.
Fein hatte er sich das ausgedacht.
Ich nahm mir vor, ihm die Ohren langzuziehen, wenn ich wieder auf Terra war.
Aber hier half mir das natürlich nichts.
Adams' Rechnung ging voll auf.
Es hagelte Beschwerden und Beschlußresolutionen. Die meisten Räte hielten sich mangels eines Hanse-Delegierten an mir schadlos. Kaum jemand ließ sich von mir davon überzeugen, daß LFT und Hanse zwei verschiedene Anzüge waren.
Schließlich vermochte ich gemeinsam mit Pratt Montmanor, der sehr fair war und mich gegen so manchen Vorwurf in Schutz nahm, einen Eklat zu verhindern, aber nur um den Preis meines Versprechens, mich dafür einzusetzen, daß das Monopol der Hanse auf den Paratau-Handel mit Fornax und den Handel mit der Mächtigkeitsballung ESTARTU abgeschwächt und nach und nach ganz abgebaut würde und daß die Hanse eine Kontrolle und Mitbestimmung durch das Galaktikum akzeptierte.
Da hatte ich mir etwas aufgehalst, das ich kaum bewältigen konnte. Allerdings hatte ich keine leeren Versprechungen gemacht. Ich würde mich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, daß meine Zusagen realisiert wurden - und wenn ich mich dafür mit Adams und Stalker anlegen mußte. Ich würde ihnen gegenüber auch den von mir mitgetragenen Beschluß der Vollversammlung verteidigen, ohne Zustimmung der Hanse einen Bevollmächtigten des Galaktikums in diplomatischer Mission zu den Nocturnen von Fornax zu entsenden.
Der Topsider Zrec-Kkerr, den Pratt für diese Mission vorgeschlagen hatte, genoß auch mein Vertrauen.
Aber sobald das alles erledigt war, wollte ich den ganzen Kram hinwerfen und mich ins Privatleben zurückziehen, um mich für längere Zeit meiner Upanishad-Ausbildung zu widmen.
Ich war selbst erstaunt über diesen Entschluß, den ich völlig spontan faßte.
Aber kaum hatte ich ihn gefaßt, war das undeutliche Gefühl eines Verlusts, das mich nach dem Verlassen der Tschomolungma befallen hatte, wie weggeblasen...
10.
„Ich freue mich schon auf Terra", sagte Lelila Lokoshan, als wir gemeinsam in den rotmarkierten Abstrahlkreis des Transmitters auf der MUTOGHMANN SCERP traten, Cracker als schweigenden Begleiter dicht hinter uns.
„Ich wollte, ich hätte Zeit, dir die Sehenswürdigkeiten der Erde zu zeigen", erwiderte
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