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1274 - Der Wolf und das Mädchen

1274 - Der Wolf und das Mädchen

Titel: 1274 - Der Wolf und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie den Atem an, sondern auch die Natur, die sie umgab.
    Vom Ort her war auch nichts zu hören. Aber Gloria wusste genau, dass der unheimliche Laut auch dort zu hören gewesen war und sich die Menschen jetzt ihre Gedanken machten, die dann in schweren Ängsten endeten.
    Sie alle kannten die Grausamkeiten, zu denen die Bestie fähig war, und wieder würde es einige Menschen geben, die einen hellen Schatten auf vier Beinen durch die Nacht huschen sahen.
    Der Schock dauerte nicht so lange wie sie es sich vorgestellt hatte. Möglicherweise hätte sie noch länger hier draußen gesessen, wenn es nur um ihre Person gegangen wäre, aber es gab jemand im Haus, für den sie die Verantwortung trug.
    Die Angst um ihre Enkelin war stärker als das eigene Entsetzen, und sie stand schnell auf. Gloria ging noch nicht ins Haus, sondern schaute nach vorn, weil auch sie den hellen Schatten sehen wollte.
    Sie sah ihn nicht, und auch das schaurige Heulen wiederholte sich nicht.
    Beides hatte nichts zu sagen, denn sie wusste genau, dass sich die Bestie noch in der Nähe aufhielt.
    Wenn sie sich ein Opfer suchte, dann musste sie in der Nähe der Menschen sein.
    Nach einem kurzen Stoß hatte sie die Haustür geöffnet. Draußen war es schwül gewesen, im Haus freute sie sich über die leichte Kühle, die über ihre Haut strich.
    Es war ruhig.
    Das beruhigte sie. Fremde Laute hätten sie jetzt nur aus dem Konzept gebracht.
    Sie hatte im Haus das Licht brennen lassen. Nicht das helle, das Deckenlicht, sondern die Leuchten an den Wänden, die aussahen, als wären sie von Laura Ashley persönlich entworfen worden. Sehr verspielt und mit einem Blumenmuster auf den Schirmen.
    Sie gaben dieses wunderbare sanfte Licht, das dem Flur einen geheimnisvollen Schimmer verlieh.
    Sie kam sich selbst vor wie ein fremder Geist, der durch das Haus strich, das in der Nacht ein völlig anderes Gesicht bekam.
    Vor der Tür ihrer Enkelin verharrte sie. Sie strich noch mal durch ihr Haar, mehr eine Geste der Verlegenheit, dann lauschte sie und war froh, nichts zu hören.
    Nein, sie wollte nicht anklopfen und das Zimmer so betreten. Es war ihr wichtig, bei Caroline zu sein, so lange dieses Untier noch durch die Nacht schlich.
    Es hatte schon zu viele Opfer gegeben, die von dieser Bestie getötet worden waren. Von einem Wolf, sagten die einen, aber daran wollte die Frau nicht glauben.
    Wenn es wirklich ein Wolf war, dann war es kein normaler, sondern ein besonderer, und dafür gab es eigentlich nur einen Begriff. Es konnte sich nur um einen Werwolf handeln.
    Eigentlich glaubte sie nicht daran, aber auch Gloria hatte in ihrem Leben viel gelesen. Sie kannte die Sagen und Legenden anderer Völker. Darin tauchten immer wieder schaurige Gestalten wie Werwölfe oder Vampire auf.
    Gab es sie wirklich?
    Es konnte so sein, wenn sie an das Heulen und auch an die Opfer dachte. So reagierte wirklich kein normaler Wolf. Da musste er schon sehr großen Hunger haben.
    Sie drückte die Tür auf.
    Caroline schlief nie im Dunkeln. Ein Licht brannte immer. Die Lampe hing an der Wand. Der Schirm sah aus wie das freundliche Gesicht einer Sonne. Da waren ein Mund, eine Nase und auch zwei Augen aufgemalt worden. Eine Sonne, die lachte, aber nicht unbedingt viel Licht abgab, denn die Birne darin war recht schwach.
    Das Mädchen lag im Bett!
    Im, ersten Moment atmete die Frau auf. Ein wenig später konnte sie nicht daran glauben, dass Caroline schon die gesamte Zeit über so gelegen hatte. Sie wirkte irgendwie unnatürlich, und dafür hatte die Frau schon einen Blick.
    Neben dem Bett blieb sie stehen. Das Licht erreichte es nur sehr schwach. Trotzdem sah sie Caros kleines Gesicht, die ihre Lippen ebenso wie die Augen fest zusammengedrückt hatte, was der Frau schon unnatürlich vorkam.
    Caro schlief nicht. Sie tat nur so.
    »He, Süße…«
    Caroline hatte die Worte gehört. Sie konnte nicht mehr schauspielern und musste lächeln.
    »Du schläfst ja nicht.«
    Jetzt öffnete Caro die Augen. »Nein, Grandma, ich kann auch nicht schlafen.«
    Gloria setzte sich auf die Bettkante. »Das habe ich mir fast gedacht, deshalb bin ich auch gekommen.«
    »Wirklich?«
    »Nicht ganz.« Die Großmutter schaute zum Fenster, und sie war froh, dass es geschlossen war. Sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte, suchte nach den richtigen Worten, aber Caroline kam ihr zuvor.
    »Du hast es doch auch gehört - oder?«
    Gloria gab zunächst keine Antwort. Mit gerunzelter Stirn schaute sie für eine Weile

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