1274 - Die Paratau-Diebe
entgegen. Sie versuchte, einige von ihnen herauszufiltern, doch das gelang ihr nicht, und sie zog sich erschrocken wieder zurück. Sie begriff, daß sie von den Intelligenzwesen auf dem Planeten nichts über die Kartanin erfahren würde, sofern es ihr nicht gelang, die Gedanken einzelner Wesen auf diese zu lenken. Wie aber hätte sie das tun können, da sie doch keine Möglichkeit hatte, sie direkt anzusprechen?
Sie ließ sich treiben, fing hier und da einige Gedanken auf, wandte sich von besonders dicht besiedelten Gebieten ab, weil sie hoffte, woanders bessere Kontakte zu bekommen, und kehrte schließlich ergebnislos in ihre Realität zurück, in der sie keinerlei Parafähigkeiten besaß.
Bohrende Kopfschmerzen quälten sie, und sie blieb im Bett liegen, weil sie hoffte, daß die Schmerzen bald abklingen würden. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis sie beschwerdefrei war, und abermals griff sie nach einem Paratautropfen, um ihn fest mit der Hand zu umschließen. Ihr Bewußtsein weitete sich erneut, und ihre Sinne streckten sich nach den Intelligenzwesen des Planeten aus. Erschrocken fuhr sie zurück, denn ein wahrhaft homerisches Gelächter hallte ihr entgegen.
Sie ließ sich nur für einen kurzen Moment beeindrucken, dann wurde ihr bewußt, daß sie auf eine heiße Spur gestoßen war, und sie tastete sich mit ihrem Psi-Fühler erneut vor, drängte sich weiter und weiter vor ins Gewirr der Gedanken, bis sie schließlich so etwas wie Widerstand spürte.
Sie war mit etwas in Berührung gekommen, was sie an eine Katze denken ließ.
Unwillkürlich verharrte sie.
Hatte sie Kontakt mit einem jener Planetenbewohner gehabt, oder war sie den Paratau-Dieben begegnet?
Hatte sie die Spur gefunden, nach der sie suchte? Hatten die Fremden sich auf dem Planeten versteckt, weil sie hofften, daß die Entdeckungsgefahr dort geringer war als im Weltraum? Warum dieses Gelächter? Fühlten die Fängerdiebe sich so überlegen, daß sie meinten, über sie lachen zu können? Oder waren sie ihr tatsächlich eindeutig überlegen?
Hatte sie einen Fehler gemacht, der die Diebe derart belustigte?
Hütet euch! dachte Leila. Bisher sind wir friedlich geblieben, aber wir können auch anders. Ich habe zwei Männer verloren, und das ist für mich kein Grund zum Lachen. Im Gegenteil. Ihr seid für ihren Tod verantwortlich, und darüber werden wir zu reden haben.
Sie bekam keine Antwort, aber sie hatte auch nicht damit gerechnet.
Vorsichtig tastete sie sich weiter vor. Sie meinte, sich einem Abgrund zu nähern, von dem sie nicht wußte, wie tief er war. Je näher sie den Fremden kam, desto mehr verstärkte sich das Gefühl, und ihre Unsicherheit wuchs.
Dann stand sie plötzlich an einer steil abfallenden Kante, und sie konnte sich nicht mehr halten. Sie rutschte ab und fiel. Vergeblich versuchte sie, sich zu halten. Irgend etwas riß sie mit großer Kraft hinweg.
Doch während sie sich schon verloren glaubte, fing sie etwas auf, und sie glitt wie schwerelos dahin, und eine Frage formte sich in ihr.
Sie sah den Fänger vor ihrem geistigen Auge, glitt durch seine Wände hindurch zur Positronik und zum Antrieb hin.
Sie lachte, und der Kontakt brach schlagartig ab. Sie schlug die Augen auf, fand sich in ihrer Kabine in der ENTSORGER-1 wieder und griff sich unwillkürlich nach dem Kopf. Sie hatte schier unerträgliche Kopfschmerzen.
„Was ist los?" fragte Maud Leglonde, die neben der Tür an der Wand lehnte. „Geht es dir nicht gut?"
„Mir geht's miserabel", antwortete sie. „Mir scheint der Paratau nicht zu bekommen."
„Du hast Kontakt gehabt?"
„Oh, ja." Leila lächelte. „Sie sind verunsichert. Sie haben einen der beiden Fänge verloren, weil sie mit der Technik nicht klarkommen. Jetzt wollten sie von mir wissen, wie Positronik und Antrieb funktionieren."
Maud Leglonde lachte.
„Da waren sie bei dir an der richtigen Adresse", entgegnete sie. „Du weißt ja noch nicht einmal, wie ein Feuerzeug funktioniert."
„Eben!" Die Hanse-Sprecherin erhob sich, um etwas Wasser zu trinken.
„Aber ich weiß jetzt, wo sie sich verstecken - auf der südlichen Halbkugel in einer Schlucht. Wir werden sie finden."
„Ist der Fänger auch dort unten?"
„Ganz bestimmt nicht. Den haben sie irgendwo anders versteckt. Vielleicht konnten sie ihn in Sicherheit bringen. Wir werden es herausfinden."
„Du willst also da unten nach ihnen suchen?"
„Genau das habe ich vor. Du könntest Paolo Melzer und Alfien Doran schon mal Bescheid
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