1276 - Spielplatz der Hölle
das Fahrrad entfernt worden war. Es stand jetzt im Hausflur.
Es war die Zeit nach Mitternacht, und auch eine große Stadt wie Frankfurt kam mal zur Ruhe. Die meisten Fahrzeuge, die jetzt noch unterwegs waren, waren Taxis. Ampelanlagen strahlten ihre farbigen Lichter in die Nacht, die immer feuchter wurde, denn es hatten sich an vielen Stellen Dunstglocken ausbreiten können, die manchmal wie ein Gespinst quer über den Straßen lagen.
In einer Straße, die mehr eine Gasse war, würde Harry Stahl das Ziel finden. Er hoffte, dass er um diese Zeit auch dort parken konnte.
Die dunklen Häuser standen dicht beisammen, und ihre Fassaden engten die Straße noch mehr ein, sodass Harry das Gefühl erhielt, durch einen Schlauch zu rollen, in dem nur wenige Lichter ihren Schein abgaben. Zudem führte die Gasse mit dem rissigen Pflaster leicht bergab und endete dort, wo es noch dunstiger war, weil sich in der Nähe der Main durch sein Bett schob und sich die Feuchtigkeit dort noch stärker gesammelt hatte.
Einen normalen Platz zum Parken fand Harry Stahl nicht. So stellte er den Opel eben fast am Ende der Straße schräg auf den Gehsteig.
Harry stieg aus.
Er schaute sich automatisch dabei um, während er seinen Wagen mit der Fernbedienung abschloss.
Soweit er erkennen konnte, wurde er nicht beobachtet. In den alten Wohnhäusern glichen die Fenster toten Augen. Es roch nach fauligem Wasser, aber auch nach dem Fett und dem Bratengeruch der Imbissbuden, von denen es in dieser nicht sehr langen Straße gleich mehrere gab. Da konnte man türkisch, griechisch, chinesisch, aber auch deutsch essen.
Da man Licht sparte und auch die Läden nicht beleuchtet waren, blieb Harry nichts anderes übrig, als beide Seiten abzusuchen, um den Laden zu finden.
Zuerst nahm er sich die Seite vor, an der auch sein Opel parkte. Er schaute sich die Fassaden an. Er sah die alten Türen, die manchmal schmalen Einfahrten, die zu irgendwelchen Hinterhöfen führten, und er sah auch Häuser, die unbewohnt wirkten.
Es gab die Tierhandlung. Sie war sogar gut zu erkennen, denn das Licht einer der wenigen Laternen floss gegen die Fassade mit einem Schaufenster. Darüber stand der Name Kelo's Tier-Boutique.
Harry stoppte seinen Schritt, bevor er dicht an die Scheibe herantrat und feststellen musste, dass es nicht einfach war, das Innere eines Schaufensters zu überblicken, was nicht allein an der herrschenden Dunkelheit lag.
Vor dem Fenster war ein Gitter herabgelassen worden. Die Stäbe standen so dicht beisammen, dass es schwer war, durch die Lücken in das Innere zu schauen.
Er konnte nicht mal sehen, ob im Schaufenster Tiere ausgestellt waren.
Harry suchte die Tür des Geschäfts. Er fand sie neben dem Laden, aber es war die normale Tür des Hauses und nicht die zum Geschäft. Dafür fiel ihm neben dem Schaufenster ein Hinweisschild auf.
Eingang zu Kelo's Tier-Boutique auf dem Hof!
Die Einfahrt war diesmal breiter. Durch sie konnte auch ein Lieferwagen fahren. Als Harry den totenstillen Hof erreicht hatte, blieb er zunächst mal stehen und war überrascht, weil er im Parterre einen schwachen Lichtschein sah. Und diese Quelle befand sich in den Räumen, die zur Tierhandlung gehörten.
Um die Tür zu erreichen, musste er zwei Treppenstufen hinaufgehen. Leider besaß die Tür keinen Glaseinsatz, so konnte er nicht hindurchschauen, aber das in Kopfhöhe liegende Fenster neben der Tür war erleuchtet. Sein Rechteck zeichnete sich wie eine Figur der Hoffnung in der grauschwarzen Dunkelheit ab.
Das sah schon recht positiv aus, aber jemand wie Harry Stahl gab sich damit nicht zufrieden. Wenn jemand den Laden betrat, dann musste er sich irgendwie bemerkbar machen, und deshalb hielt Harry Stahl nach einem Klingelknopf Ausschau.
Er hatte richtig getippt. Es gab ihn im Mauerwerk, und er war von einem Metallring umschlossen, der selbst in der Dunkelheit noch einen fahlen Glanz abgab.
Harry Stahl zögerte. Er dachte an die Warnungen, die ihm Dagmar mit auf den Weg gegeben hatte.
Auch wenn Boris Kelo nicht in der Nähe lauerte, konnte er sich nicht sicher fühlen. In dieser stillen Ecke konnten zahlreiche Gefahren lauern.
Schritte oder verdächtige Geräusche hörte Harry nicht, und so drückte er schließlich auf den Klingelknopf.
Harry machte sich kaum Gedanken darüber, wer ihm öffnen würde, wenn jemand zu Hause war.
Seltsamerweise ging er davon aus, dass es nicht unbedingt Boris Kelo zu sein brauchte.
Er hatte den Laut der Glocke hinter der
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