1276 - Spielplatz der Hölle
lächelte.
»Sehr gut, Herr Stahl, dann kommen Sie mal rein!« Er trat zur Seite und gab den Weg frei…
***
Als Harry Stahl das Haus betrat, hatte er das Gefühl, zu seiner eigenen Bestattung zu gehen. Er geriet in ein schmales Flurrechteck und sah den Gang vor sich, durch den er gehen musste, um die Tierhandlung zu erreichen, aus der ihm ein bestimmter Geruch entgegenwehte, den man eben nur in diesen Geschäften roch.
Das Licht brannte nicht nur nahe der Tür, sondern setzte sich im Flur fort. Hier allerdings auch nicht viel heller, der gesamte Laden lag in einem gedämpften Schein.
»Gehen Sie vor.«
»Wohin?«
»Zu den Tieren, wenn Sie wollen.«
Harry schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Ich möchte sie nicht stören. Können wir nicht woanders auf Ihren Bruder warten?«
»Wenn Sie möchten.«
Anton Kelo, der mit einem sehr harten Akzent sprach, war bisher dicht hinter Harry gewesen. Er änderte das und schob sich an ihm vorbei, und Harry hatte das Gefühl, dass er ebenfalls nach Tier oder nassem Stroh roch.
Der Mann kannte sich hier aus und ging zielstrebig auf eine schmale Tür zu, die Harry noch nicht aufgefallen war. Sie lag neben einem schmalen Bücherregal.
»Treten Sie ein.«
Harry war vorsichtig. Er schaute erst in den anderen Raum hinein. Ihm fiel auf, dass er kein Fenster hatte. Aber Kelo hatte das Licht eingeschaltet, das von einer dicken Birne stammte, die von der Decke herabhing, aber nicht so tief, als dass Harry sich den Kopf gestoßen hätte.
Der Raum war nicht leer. Kisten standen hier herum. Nicht geordnet, sondern durcheinander. Die meisten waren geöffnet und der Inhalt entnommen worden, aber nicht völlig, denn Harry sah noch viel Stroh und auch Kunststoff, das als Dämmmaterial beim Transport benutzt wurde. Von der Decke hing ein verrosteter Vogelkäfig herab.
Harry fragte sich wieder, ob er tatsächlich alles richtig gemacht hatte. Hinter ihm stand Kelo. Er spürte dessen scharfen Atem in seinem Nacken, der andere Bruder hatte nicht geatmet.
»Haben Sie kein Büro?« fragte er.
»Doch. Aber das ist noch kleiner. Sie würden sich dort bestimmt nicht wohl fühlen.«
Harry ging in den Raum hinein. Auch hier roch es nach den Ausdünstungen der Tiere. Er hörte aus der Ferne die Geräusche der Tiere, mal ein Krächzen oder halb lautes Schreien. Da mischte sich alles Mögliche zusammen, und er fragte sich, welche Tiere hier wohl verkauft wurden.
Anton Kelo wollte seinen Besucher nicht allein warten lassen. Auch er ging tiefer in diesen Lagerraum hinein und setzte sich auf die Kante einer geschlossenen Kiste. Harry fand einen ähnlichen Platz. Beide saßen sich gegenüber, und es sah aus, als würden sie sich zunächst gegenseitig belauern.
Harry unterbrach das Schweigen. »Und Sie wissen wirklich nicht, wann Ihr Bruder zurückkehrt?«
»Nein, nicht genau. Er ist mir auch nichts schuldig. Er hat genug Stress am Tag. Er mag die Nacht. Sie bringt ihm die Ruhe und die Entspannung, die er braucht. Er ist eigentlich der Chef hier. Ich bin nur so etwas wie ein Helfer.«
»Und das Geschäft läuft gut?«
Kelo zuckte mit den Schultern. »Wir können nicht klagen. Es gibt immer wieder Menschen, die sich Tiere zulegen.«
»Verkaufen Sie auch exotische?«
Anton lächelte breit. »Sie fragen als Polizist, wie? Keine Sorge, wir verkaufen nur die Tiere, die wir auch verkaufen dürfen. Wir importieren nichts schwarz. Das können Sie sogar nachprüfen, wenn Sie wollen.«
»Ich glaube Ihnen«, erklärte Harry, »aber etwas anderes wundert mich schon. Sie haben mich nicht danach gefragt, warum ich gerade Ihren Bruder sprechen möchte. Sind Sie so wenig neugierig oder ist Ihnen alles egal?«
»Nein, das nicht. Schließlich ist Boris mein Bruder. Aber ich vertraue ihm, und ich glaube nicht, dass er etwas Ungesetzliches angestellt hat. Wäre das der Fall gewesen, wären Sie mit einer großen Mannschaft hier eingetroffen. Das sind Sie nicht. Sie kommen mir eher etwas unsicher vor. Wie jemand, dem der letzte Beweis fehlt, um einen Kreis schließen zu können.«
»Das kann sein.«
»Gut.« Anton schlug ein Bein über das andere. »Wenn es so weit ist, werden Sie es mir bestimmt sagen. Ansonsten halte ich mich am besten zurück.«
Harry nickte vor sich hin. »Ich kann hier also Tiere kaufen.«
»Klar.«
»Nur lebende?«
»Wie meinen Sie?«
»Nun ja, Herr Kelo, ich weiß ja, dass es ausgestopfte Tiere zu kaufen gibt, die sich manche Menschen an die Wände hängen…«
»Nein, damit
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