1277 - Der Fanclub
hast.«
Verdammt, im Moment hatte ich nicht daran gedacht. Man ist eben kein Übermensch. Aber ich reagierte entsprechend, schnickte mit den Fingern und sagte nur: »Komm!«
Jetzt hatten wir es beide sehr eilig. Hier unten gab es nichts mehr zu sehen, und bis wir die stabile Rückseitentür aufgebrochen hatten, würde es auch dauern.
So hetzten wir die Treppe hoch und erreichten die Außenwelt des Hinterhofs. Dort hatte sich nichts verändert. Der Hof war dunkel, aber wir hatten beide das Gefühl, beinahe schon die Gewissheit, dass wir hier die einzigen Menschen waren.
Jetzt tat mir meine Lampe einen guten Dienst. Der Lichtkreis wanderte vor mir her, als ich auf die Stelle zulief, an der ich mich gegen die beiden Angreifer verteidigt hatte.
Zuerst sah ich die Maske, die weggeworfen worden war. Ich hob sie auf und drückte sie zwischen meinen Fingern zusammen. Sie fühlte sich wirklich weich wie Gummi an.
Ich hielt sie hoch, damit Bill sie sehen konnte.
»Genau das sind sie.«
»Wie viele waren es?«
»Vier Männer und eine Frau!«
Ich schüttelte den Kopf. »Frau?«
»Ja, verflucht. Ich habe unter der verdammten Maske eine Frauenstimme gehört.«
»Na denn…«
»Man ist eben emanzipiert.«
»Dagegen habe ich nichts«, gab ich zu. »Aber auf diesem Gebiet kann ich darauf verzichten.«
Ich lief wieder vor in Richtung Durchgang. Die Lampe hatte ich nicht ausgeschaltet und bewegte dabei meinen Arm hin und her. Der Lichtkegel tanzte über den Boden hinweg, und es dauerte nicht lange, da schimmerte etwas auf.
Es war das Messer, dessen Klinge jetzt wie ein Spiegel wirkte.
Bill war an meiner Seite geblieben. Er bückte sich, als auch ich mich niederbeugte. »Ist es das?«
»Ja.« Ich hob es an und hielt es ins Licht. Mit spitzen Fingern hatte ich es an der Klinge angefasst.
Bill wusste, was zu tun war. Er holte ein Taschentuch hervor, und so konnten wir den Griff des Messers darin einwickeln. Die Waffe war ein Indiz. Ich würde sie auf Fingerabdrücke untersuchen lassen und war mir sicher, dass wir welche finden würden. Besser wäre es gewesen, wenn wir den Messerhelden gefunden hätten, aber da war nichts zu machen. Die Stelle war leer.
Ich suchte auch die Umgebung ab. Auch dort konnte ich nichts finden.
»Pech gehabt!«, kommentierte Bill. »Was bleibt?«
»Das Messer, Bill. Die Fingerabdrücke. Es kann ja sein, dass sie registriert sind. Aber ich will der Reihe nach vorgehen und erst die Waffe untersuchen lassen. Anschließend schicke ich die Kollegen in den Keller, damit sie ihn unter die Lupe nehmen. Mehr kann ich einfach nicht tun. Im Moment nicht.«
»Das stimmt.«
Ich tippte meinen Freund an. »Allerdings stehen wir erst am Anfang, Bill. Wenn jemand mehr weiß, dann bist du es. Und auf dein Wissen freue ich mich.«
»Was meinst du?«
»Ich denke, du hast mir einiges zu sagen.«
»Quälgeist.«
»Ja oder nein?«
»Ich denke schon.«
Ich rechnete nicht damit, dass uns noch irgendein Bandenmitglied über den Weg laufen würde, deshalb wäre es Zeitverschwendung gewesen, wenn wir uns hier noch länger aufgehalten hätten.
»Wo willst du hin?«
»Zum Yard.«
»Das Messer, nicht?«
»Ja.«
»Ich komme mit, John, aber ich werde auch Sheila anrufen, damit sie aufatmen kann. Wenn sie weiß, dass ich mit dir zusammen bin, sehen die Dinge für sie schon ganz anders aus.«
»Das ist doch super.«
Bill verzog die Lippen zu einem müden Grinsen. »Freu dich nicht zu früh, Alter, denn du weißt noch nicht, was ich erfahren habe. Und das lässt mich nicht eben jubeln.«
»Sheila hat leider nicht viel erzählt.«
»Warte es ab.« Mein Freund drehte sich herum und trat als Erster in das Dunkel der Einfahrt.
Ich kannte Bill Conolly lange genug, um zu wissen, dass er keiner war, der bluffte. Dieser Fall würde sich noch entwickeln, und ich glaubte nicht, dass wir dabei Spaß bekamen…
***
Wir waren mit zwei Wagen zum Yard gefahren. Ob es Tag war oder Nacht, hier wurde immer gearbeitet. Auch bei der Spurensicherung, die ich sofort aufsuchte.
Bill wollte in der Kantine warten. Zwar war die Esstheke geschlossen, aber an den Wänden hingen Automaten. Sie gaben Kaffee und auch kalte Getränke.
Der Kollege schaute das Messer an, das vor ihm auf seinem Schreibtisch lag, der ruhig mal hätte aufgeräumt werden können. Er hatte sich eine Brille aufgesetzt und beugte den Kopf der Waffe so weit entgegen, als wollte er die Prints mit dem bloßen Auge finden.
»Hoffentlich haben Sie nicht zu viel
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