1277 - Der Fanclub
aufschlagen, zwar etwas über ihn finden werden, aber nur eine Aufzählung seiner Taten. Ich bezweifle, dass sich die Kollegen damals die Mühe gemacht haben, nach Hintergründen zu recherchieren. Alle waren doch froh, dass diese Bestie gefasst wurde.«
»Fragt sich nur, was danach geschah.«
»Jedenfalls war er tot.«
»Und wo wurde er begraben?«
Bill streckte mir den linken Zeigefinger entgegen. »Genau das ist das Problem, John. Ich weiß es nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass jedes Mitglied des Fanclubs darüber Bescheid weiß. Und wer sich so mit seinem Helden beschäftigt, der wird auch wissen, wo sein Grab zu finden ist. Mir hat man nichts gesagt, obwohl man mich holte, damit ich über den Fanclub schreibe.«
»Das ist schon seltsam«, kommentierte ich. »Das kann nur heißen, dass die Clique an die Öffentlichkeit wollte.«
»Ja, genau das.«
»Und warum?«
Bill musste lachen. »Was weiß ich denn, was in diesen verqueren Köpfen vorgegangen ist? Da musst du mir schon eine leichtere Frage stellen, John.«
»Vielleicht sollte er zu neuen Ehren kommen.«
»Kann sein.«
»Das wäre nicht mal so tragisch«, murmelte ich. »Viel schlimmer wäre es, wenn diese Gruppe versuchen würde, ihrem Idol nachzueifern.«
»Du denkst an Morde?«
»Sicher.«
Bill schwieg. Er blies die Luft aus. Dann trank er doch von dem warm gewordenen Zeug. »Das ist natürlich kein Spaß. Das will ich mir auch nicht vorstellen. Verflucht noch mal, morden, töten, wie er es damals getan hat. Ebenfalls zu einem mehrfachen Mörder werden…«
»Fünffach!«, korrigierte ich.
»Genau«, flüsterte Bill, plötzlich aufgeregt. »Er hat fünf Morde auf sein Konto geladen, und sein Fanclub besteht aus fünf Mitgliedern…«
»Wobei jedes Mitglied eine Tat auf seine Kappe nehmen könnte«, sagte ich.
»Daran will ich gar nicht denken.«
»Solltest du aber.«
Bill fluchte. »Wenn ich daran denke, wie nahe ich sie vor mir hatte, wird mir ganz anders zu Mute.«
»Das kann man nicht ändern.«
»Und was können wir tun?«
»Auf das Ergebnis warten. Ich habe dem Kollegen gesagt, dass er sich bitte beeilen möge.«
»Nun ja.« Bill war davon nicht so überzeugt. Er überlegte einen Moment und fragte dann: »Du hast doch einem die Maske abgerissen?«
»Klar.«
»Hast du sie auch zur Untersuchung gegeben?«
»Nein, erst mal nur das Messer.«
»Gut, John, und als du das Gesicht des Typen gesehen hast, was, ist dir da in den Sinn gekommen?«
»Dass er noch verdammt jung ist.«
»Aha.«
»Wie soll ich das verstehen?«
Bill wischte über den Schweißfilm auf seiner Stirn. Hier in der Kantine war es ziemlich warm. »Nun ja, wenn ich ehrlich sein soll, ist das für mich keine große Überraschung. Ich habe die Stimmen zwar nur gedämpft gehört, aber trotz dieser Veränderung kamen sie mir schon recht jung vor. Nicht gerade jugendlich. Aber viel älter als zwanzig Jahre können sie meiner Ansicht nach nicht gewesen sein.«
»Das kann hinkommen, Bill, auch wenn das Gesicht recht entstellt war. Du musst dir den Hass oder die Wut hinzudenken. Der war wie von Sinnen und hätte nie damit gerechnet, dass ich ihn demaskiere. Er hat sich auch voll auf sein Messer verlassen.«
»Und ein anderer auf den Revolver.« Bill erschrak nach diesem Satz. »Verdammt, ich hätte ihn auch abgeben sollen…«
Ich winkte ab. »Nein, nein, lass mal. Deine Abdrücke sind ja auch darauf. Es ist schwer, aus diesem Mischmasch etwas herauszufinden. Verlassen wir uns lieber auf das Messer.«
»Falls dein Kollege nicht eingeschlafen ist.«
»Bestimmt nicht.«
Das Stichwort hatten wir ihm zwar nicht gegeben, aber er tauchte tatsächlich in der Kantine auf und schwenkte in seiner rechten Hand einen Computerausdruck.
»He, das sieht nach einem Erfolg aus«, flüsterte Bill.
»Denke ich auch.«
An unserem Tisch standen noch zwei freie Stühle. Auf einem nahm der Kollege Platz. Er begrüßte den Reporter mit einem knappen Nicken und wandte sich an mich.
»Tja, da haben Sie mal Glück gehabt, Mr. Sinclair.«
»Sie haben ihn?«
»Ja. Er ist registriert.« Der Kollege rückte seine Brille zurecht und schaute auf den Zettel. »Sein Name ist Paul Litcomb. Er ist dreiundzwanzig Jahre alt und wurde schon zwei Mal verhaftet. Hat auch einige Monate gesessen.«
»Weshalb wurde er verhaftet?«
»Das ist nicht einfach zu sagen. Man schrieb Körperverletzung.«
»Spielte dabei ein Messer eine Rolle?«
»Ja.«
»Und stand sonst noch etwas über ihn in der
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