1277 - Der Fanclub
verwischt.«
»Ich habe mir Mühe gegeben.«
»Zumindest habe ich den Griff umwickelt.«
»Und habe ihn nicht angefasst, Meister. Ich trat das Messer mit dem Fuß zur Seite, bevor man es in meinen Körper hat rammen können.«
Der Kollege schaute mich über die Ränder der Brille hinweg an. »Bis wann brauchen Sie das Ergebnis?«
»Bis gestern.«
»Aha, mal wieder.«
»Ja, und vergleichen Sie die Prints mit denen, die gespeichert sind. Kann sein, dass ich Glück habe.«
»Gut, ich werde es versuchen. Kann ich Sie in Ihrem Büro erreichen, Mr. Sinclair?«
»Nein, diesmal nicht. Ich warte in der Kantine und freue mich schon auf den Automatenkaffee.«
»Dann viel Spaß.«
»Gleichfalls.«
Bill fand ich an einem Tisch sitzend. Er hatte eine Colaflasche vor, sich stehen und seine Hände daneben gelegt.
Im Hintergrund saßen zwei Kollegen an einem Tisch und gähnten sich an.
Ich setzte mich und stellte den heißen Kaffeebecher ab, den ich mitgenommen hatte. Dann deutete ich auf das Handy. »Hast du Sheila erreichen können?«
»Was denkst du denn?«
»Was hat sie gesagt?«
Ich hörte Bills Antwort beim Kaffeetrinken. Wie das Zeug schmeckte, wusste ich nicht, und ich wollte auch nicht näher darüber nachdenken. Trinken und fertig.
»Sie war natürlich erleichtert.«
»Kann ich mir denken.«
»Und dann kam das Übliche.« Bill winkte ab. »Du kennst sie ja. Sie erklärte mir, wie berechtigt ihre Sorgen gewesen sind und so weiter und so weiter.«
»Alles klar, Bill.«
»Ich habe ihr auch gesagt, dass wir noch zusammenbleiben. Da war sie dann zufrieden.«
»Umso besser.«
»Aber wir können es nicht sein, John.«
»Genau. Vor allen Dingen ich nicht, denn ich weiß einfach zu wenig, mein Lieber.«
»Klar.«
»Dann würde ich gern von dir genau wissen, was passiert ist und was dich in diesen Keller getrieben hat. Sheila hat da nicht so genau Bescheid gewusst.«
»Ist klar. Ich konnte ihr ja nicht alles erzählen. Außerdem wusste ich selbst nicht genau, was mich erwartete. Aber das ist kein Spaß gewesen, denn ich habe einen tollen Fanclub erlebt.«
»Fanclub?«
»Sicher.«
»Von wem?«
»Von einem Massenmörder.«
Ich starrte in Bills Gesicht. Ich wollte sehen, ob er mich auf den Arm genommen hatte oder nicht.
Aber ein Mensch mit einem derart ernsten Ausdruck im Gesicht hatte so etwas nicht nötig. Da zeichnete sich auch nicht eine Spur von Lächeln an seinen Mundwinkeln ab.
»Ich glaube«, sagte ich mit leiser Stimme, »jetzt solltest du mal von Beginn an berichten.«
»Das werde ich gern tun, und ich bin sicher, dass du Augen machen wirst. Große sogar.«
In den folgenden Minuten hörte ich zu. Hin und wieder trank ich einen Schluck Kaffee, ansonsten konnte ich mich nur wundern, auf welche Ideen die Menschen kamen.
»Fanclub von einem Massenmörder!« Ich schüttelte den Kopf.
»Glaubst du mir nicht, John?«
»Doch, schon, ja. Ich bin wieder mal überrascht, was es nicht alles auf dieser Welt gibt.«
»Kannst du laut sagen.« Bill nahm einen Schluck aus der Flasche und verzog das Gesicht. »Widerlich. Das Zeug ist einfach zu warm geworden. Aber mal eine andere Frage. Was sagt dir der Name Toby Truth?«
»Nichts.«
»Dachte ich mir.« Er schlug mit der rechten Hand auf den Tisch. »Wieso auch?«
»Jedenfalls wird in unseren Archiven etwas über ihn zu finden sein, wenn er tatsächlich ein Massenmörder ist.«
»Davon gehe ich ja aus.«
»Er hat vor achtzig Jahren sein Unwesen getrieben. Man hat ihn nach dem fünften Mord gestellt und begraben.«
Bill grinste. »So hätte es sein müssen.«
»Woran du aber nicht glaubst.«
Er rutschte näher an die Tischkante heran. »Ich weiß nicht, woran ich überhaupt glauben soll, wenn ich ehrlich bin. Das ist mir alles zu suspekt und auch zu weit weg, John. Aber die fünf Mitglieder dieser Totenkopf-Clique glauben an ihn. Sie haben einen Fanclub gegründet. Sie schwören auf ihn, und ich befürchte, dass sie ihm nacheifern wollen, was natürlich fatal wäre.«
»Da hast du Recht.«
»Das Schlimme ist ja, John, dass ich keine Namen gehört habe. Ich weiß einfach nicht, mit wem ich es zu tun habe. Eine Frau und vier Männer, das ist alles. Wir müssen uns darauf verlassen, dass Prints auf dem Messer gefunden werden, die auch registriert sind.«
»Ich denke, dass dieser Toby Truth wichtiger ist.«
»Ja, aber finde mal was über ihn. Ich bin ein Zeitungsmensch, John, und kann mir vorstellen, dass wir, wenn wir die alten Gazetten
Weitere Kostenlose Bücher