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1277 - Nachricht aus Gruelfin

Titel: 1277 - Nachricht aus Gruelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Heimtücke und die Mordlust, die unter der Oberfläche der meisten intelligenten Spezies dieses Universums schwelten, bestenfalls oberflächlich kannte...
     
    *
     
    Nagonasch und Scharlom waren in die Menge eingekeilt, die wie sie dem Interpretator Droschkanor lauschte, der auf dem Zentralplatz von Neu-Taschkanor auf Neu-Takera Ovarons Willen verkündete.
    „Und ich sage euch: Wenn wir eine wirksame Verteidigung von Gruelfin gegen die Ewigen Krieger aufbauen wollen, müssen wir die Macht des Ganjo-Kults brechen!" rief er gerade.
    „Nieder mit den Kultisten!" schrieen mehrere Stimmen.
    Im nächsten Moment schrie es die ganze Menge.
    „Das geht nicht gut", flüsterte Nagonasch. „Verdrücken wir uns lieber, Scharlom!"
    Scharlom, Student der Hochschule für Pedophysik wie Nagonasch, zögerte. Einerseits wußte er, daß der Ganjo-Kult auch nicht vor brutaler Gewaltanwendung zurückschreckte, um die Bestrebungen der Interpretatoren, wie alle Cappins genannt wurden, die schon einmal Pedokontakt mit dem Geist Ovarons gehabt hatten, zu unterdrücken. Andererseits war er davon überzeugt, daß der Kult abgeschafft werden mußte, sollte Gruelfin vor den Ewigen Kriegern gerettet werden.
    Er hatte noch keinen Entschluß gefaßt, da heulten von allen Seiten Sirenen auf.
    Polizeigleiter stoppten am Rand der Menge; Polizisten in Kampfanzügen sowie OROS - Ordnungsroboter - sprangen herunter und gingen mit Nervenpeitschen und Schockwaffen gegen die Zivilisten vor.
    Eine Weile war der ganze riesige Platz erfüllt von Geschrei und Getümmel, dann stürmten aus den nahen Schächten der Vakurohrbahn Tausende Cappins, die ebenfalls Kampfanzüge trugen, sich aber zwecks Unterscheidung von den Polizisten große gelbrote Kreisflächen auf der Brust und Rücken gesprüht hatten.
    Sie waren ebenfalls mit Nervenpeitschen und Schockstrahlern bewaffnet. Viele von ihnen trugen zusätzlich Pulsatoren, mit denen sich die Positronengehirne von Robotern ausschalten ließen.
    Ein heftiger Kampf entbrannte.
    Die Polizei konnte sich einigermaßen halten. Aber dann griff die Menge selber ein und fiel ihr in den Rücken. Danach dauerte es keine halbe Stunde, bis alle Polizisten ausnahmslos paralysiert am Boden lagen und alle OROS nur noch Schrottwert besaßen.
    Der Interpretator Droschkanor, der beim Auftauchen der Polizei hinter dem Rednerpult Deckung gesucht hatte, kletterte wieder hinauf, nahm das Mikrophon in die Hand und schrie: „Zum Tempel! Brennt den Tempel nieder und jagt die Adepten und den Beauftragten des Kultmeisters davon! Vorwärts, Leute!"
    „Zum Tempel, zum Tempel!" brüllte die Menge.
    „Freiheit für Gruelfin!" schrieen Gruppen von Bewaffneten. „Kommt zur Revolutionsarmee der Gruelfin-Allianz!"
    Während die Menge sich in Bewegung setzte, verteilten viele der mit gelbroten Kreisflächen gekennzeichneten Cappins Schockwaffen und sogar Thermostrahler.
    Scharlom sah, daß unter den Revolutionären auch Frauen waren - und es waren auch Männer und Frauen, die sich von ihnen bewaffnen ließen.
    „Thermostrahler!" stieß Nagonasch entsetzt hervor. „Diese Wahnsinnigen verteilen Thermostrahler! Das bedeutet Blutvergießen! Cappins werden Cappins töten! Komm, fort von hier, Scharlom!"
    Scharlom war nahe daran gewesen, ebenfalls nach einer Waffe zu greifen, aber Nagonaschs Worte hielten ihn davon ab. Erschrocken erkannte er, daß er beinahe auch ein Opfer der Massenhysterie geworden wäre und vielleicht sogar gemordet hätte.
    Er ließ sich willenlos von seinem Kommilitonen ziehen, wurde angerempelt und von einer jungen Frau als Feigling beschimpft, als er den Thermostrahler zurückwies, den sie ihm vors Gesicht hielt.
    Da die Menge aber unaufhaltsam in Richtung des Zentraltempels des Ganjo-Kults drängte, kamen auch Nagonasch und er diesem Bauwerk immer näher. Sie konnten nicht schnell genug aus der Menge ausbrechen - so, wie man auch nicht in gerader Linie quer durch einen reißenden Strom schwimmen kann.
    Schon krachten die ersten Energieentladungen, da erreichten sie endlich den Rand des Cappinstroms und taumelten gegen die Wand eines Kaufhauses.
    „Weiter!" schrie Nagonasch, als Scharlom stehenblieb. „Dort ist eine Gasse!"
    Er rüttelte Scharlom und versuchte, ihn in die Gasse hineinzuziehen, die zwischen dem Kaufhaus und einem Bankgebäude verlief. Aber Scharlom reagierte überhaupt nicht. Er starrte statt dessen wie hypnotisiert auf die Spitze der Menge, die größtenteils aus uniformierten Revolutionären bestand und

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