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1277 - Nachricht aus Gruelfin

Titel: 1277 - Nachricht aus Gruelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schreiend auf das offene Haupttor des Zentraltempels zustürmte. Die Massen folgten ihnen blindlings.
    Plötzlich lag ein Summen, Dröhnen und Pfeifen in der Luft.
    Scharlom erwachte aus seiner Starre und blickte nach oben.
    Er drückte sich fest gegen die Kaufhauswand, als er sah, daß sich von links und von vorn dichte Formationen von Gleitern mit militärischem Tarnanstrich und Strahlkanonen am Bug näherten.
    Kampfgleiter!
    Er blickte sich nach seinem Kommilitonen um, aber Nagonasch war - verschwunden.
    Scharlom richtete seinen Blick wieder auf den Tempel. Eine dichte Traube von Bewaffneten ballte sich dort zusammen und wuchs unaufhaltsam an. Anscheinend war das Innentor verschlossen. Mehrere uniformierte Revolutionäre schossen mit Thermostrahlern darauf. Niemand schien den Aufmarsch des Militärs zu bemerken.
    „Kampfgleiter!" schrie Scharlom in die Menge. „Seht ihr sie denn nicht? Verhaltet euch friedlich, dann werden sie euch nichts tun!"
    Die ihm am nächsten stehenden Frauen und Männer hörten ihn und drehten sich nach ihm um. Dann blickten sie nach oben. Einige von ihnen schrieen erschrocken auf und ließen ihre Waffen fallen.
    Scharlom fühlte Erleichterung und Freude, als immer mehr Leute nach oben blickten und als die meisten von ihnen ihre Waffen schleunigst wegwarfen.
    Auch die Revolutionssoldaten hatten unterdessen die Kampfgleiter gesehen. Sie drängten sich um die Tempelmauern zusammen. Ihre Anführer riefen ihnen und den Zivilisten zu, Deckung zu suchen.
    Inzwischen war das Innentor des Tempels zerschossen worden. Immer mehr Revolutionssoldaten stürmten hinein. Draußen würden bald nur noch wenige Bewaffnete übrig sein.
    Die Zivilisten waren stehengeblieben, sahen nach oben und streckten ihre leeren Hände aus.
    „Vielleicht wollen sie landen!" rief Scharlom. „Macht Platz!"
    Die Menge gehorchte. Sie wich von der Mitte nach allen Seiten aus und bildete einen freien Platz.
    Es ist noch einmal alles gut gegangen! dachte Scharlom.
    Im nächsten Augenblick krachten die Strahlkanonen. Sonnenhelle Energiebahnen fuhren in die dichtgedrängte Menge.
    Entsetzt sah Scharlom auf das grausige Geschehen.
    Die Formationen der Kampfgleiter jagten dröhnend über den Platz vor dem Tempel, der inzwischen brannte, weil er von zahlreichen Schüssen aus Strahlkanonen getroffen worden war.
    Scharlom dachte, daß jetzt alles vorbei sei. Er wollte zu einer schwerverletzten Frau laufen, um ihr zu helfen.
    Da hörte er ein schrilles Pfeifen.
    Im nächsten Moment schlugen die ersten Bomben ein und explodierten.
    Scharlom wurde von der ersten Explosionswelle in die Gasse hineingeschleudert und lag in Schockstarre auf dem Boden, während auf dem Tempelvorplatz die Hölle tobte.
    Als sich Totenstille über alles senkte, brauchte er noch eine Weile, um die Starre zu überwinden. Auf allen vieren kroch er zum Platz. Er fand ihn nicht mehr, sondern nur noch eine von Kratern umgepflügte geschwärzte Fläche und einen rauchenden Trümmerhaufen dort, wo der Zentraltempel gestanden hatte.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er bemerkte, daß er der einzige Überlebende des Massakers war.
     
    *
     
    Scharlom warf einen Blick auf die Zeitanzeige seines Vielzweck-Armbandgeräts.
    Der Zeitablauf stimmte.
    Er sah sich nach Dorschorow und Vareile um. Der Ganjase und die Olkonorin nickten ihm zu. Sie wirkten angespannt, aber konzentriert.
    „Hoffen wir, daß inzwischen nichts verändert wurde", meinte Vareile.
    Scharlom bekräftigte es in Gedanken.
    Während er in das modrig riechende Gewölbe eindrang, an dessen Decke sich kleine graubraune Tiere zu Klumpen ballten, mußte er daran denken, wie alt die Aufzeichnungen waren, auf die sie sich bei der Durchführung ihres verwegenen Planes verlassen mußten.
    Ein Ganjase namens Hatelmonh sollte sie vor rund 300 Jahren angefertigt haben.
    Niemand hätte diesen Aufzeichnungen geglaubt, wenn Hatelmonh nicht der engste Freund von Keltraton gewesen wäre, der bei vielen Cappins fast die gleiche Verehrung genoß wie Ovaron.
    Dorschorow schlug mit der Faust gegen einen Tierklumpen. Er fiel auf den Boden und löste sich in reglose Einzelwesen auf.
    „Gut so!" stellte der Schiffskommandant fest. „Ich hätte Verdacht geschöpft, wären sie noch ‚lebendig’ gewesen."
    Scharlom lächelte in sich hinein.
    Die Tiere waren robotische Imitationen, die einst ihre Energie aus winzigen Steckdosen in der Decke gezapft hatten. Es war nur logisch, daß sie nicht mehr funktionierten. Die

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