1277 - Nachricht aus Gruelfin
besetzen lassen würde, wie der Admiral es dargestellt hatte. Tarjighon würde seine Eliteverbände dort zusammenziehen und den Angreifern einen heißen Kampf liefern, nach dem von den Städten des Planeten und ihrer Bevölkerung nicht mehr übrig sein würde als radioaktiver Staub.
„Es ist Wahnsinn!" flüsterte er.
Irgendwo zwischen der brennenden Oberfläche von Garvolosch und den im Raum gestaffelten Wesakeno-Schiffen ging eine künstliche Sonne auf. Keltraton wußte, daß das das letzte ganjasische Kampfschiff von Garvolosch gewesen war, noch bevor er die entsprechende Meldung bekam.
Unwillkürlich mußte er an Jertaime denken, die seit sechs Jahren seine Frau war - und an Kendamonh, ihren gemeinsamen, erst vierjährigen Sohn.
Auch in dem soeben vernichteten Schiff des Reiches waren Männer gewesen, die Frauen und Kinder hatten - und Mütter und Väter, die um sie weinen würden.
Es war grauenvoll.
Der Pfad des Krieges führte immer ins Verderben, ganz gleich, wer Sieger oder Verlierer war...
*
„Diesmal werden wir sie schlagen!" sagte Admiral Torvelan zuversichtlich.
Keltraton musterte den großen Bildschirm, der schablonenhaft die Aufstellung der beiden Flotten im Shuyt-System darstellte - selbstverständlich von einer hochwertigen Positronik aufbereitet.
Zahlenmäßig war die Flotte der Wesakenos derjenigen des Reiches überlegen, denn die Wesakenos hatten alles, was raumflugtauglich und bewaffnet war, im Shuyt-System zusammengezogen, um ihre Hauptwelt Vecchal gegen den Feind zu verteidigen.
Doch eine zahlenmäßige Überlegenheit bedeutete nichts, wenn sie durch waffentechnische Unterlegenheit ad absurdum geführt wurde - und genau das traf auf die Wesakeno-Flotte zu.
Keltraton mußte an die letzten zehn Jahre zurückdenken. Vor fast genau zehn Jahren waren die Wesakenos mit einer starken Flotte ins Zaytgraver-System eingeflogen, um den Planeten Hätvrinssan zu erobern und den Ganjo Tarjighon zur Kapitulation zu zwingen.
Die Flottenverbände des Reiches hatten erbitterten Widerstand geleistet. Elf Tage hatte die Raumschlacht mit wechselndem Kriegsglück getobt, dann war die Entscheidung gefallen.
Die Reichsflotte hatte gesiegt!
Am zwölften Tage der Schlacht hatte das Reich erstmals Schiffe in den Kampf geworfen, die mit einer bis dahin völlig unbekannten Waffe ausgerüstet waren: der Pedopositronik.
Sie war eine hochwertige Positronik mit den Fähigkeiten eines Pedotransferers, das hieß, sie konnte die charakteristische Ausstrahlung jeder anderen Positronik anpeilen und sie mit ihrem Pseudobewußtsein übernehmen - quasi ebenso, wie ein Pedotransferer mit seinem Bewußtseinsinhalt die Persönlichkeit seines Pedoopfers überlagerte.
Die konkrete Folge des Einsatzes dieser Waffe bei der Schlacht im Zaytgraver-System war die Umwandlung der Positroniken in vielen Wesakeno-Schiffen in feindliche Positroniken gewesen, die die von ihnen kontrollierten Schiffe praktisch entwaffneten und danach ins konzentrische Feuer der Schiffe des Reiches manövrierten.
Damals hatten die Wesakenos drei Viertel ihrer im Zaytgraver-System eingesetzten Schiffe verloren, bevor sie richtig begriffen, was vorging. Dem kläglichen Rest war nur die heillose Flucht geblieben.
Natürlich bedeutete eine verlorene Schlacht noch keinen verlorenen Krieg. Die Wesakenos hatten sich nach dem ersten Schock schnell wieder gefangen, zumal die im Zaytgraver-System verlorenen Schiffe nur etwa zehn Prozent ihres Gesamtbestandes an Kampf schiffen darstellten.
Sie hatten ihre Strategie neu überdacht und waren von da an dem offenen Kampf gegen größere feindliche Flottenverbände ausgewichen. Dafür hatten sie sich auf Blitzangriffe gegen feindliche Nachschubkonvois und Rüstungswelten verlegt und hatten fieberhaft nach einem Gegenmittel für die Pedopositronik gesucht. Alles, was sie in den vergangenen neun Jahren gefunden hatten, waren Notlösungen gewesen. Immerhin hatten sie das Reich neun Jahre lang immer wieder so schwächen können, daß es nicht die Kraft aufbrachte, den Angriff ins Shuyt-System hineinzutragen.
Bis heute.
Das Reich hatte in einem ungeheuerlichen Kraftakt alle Reserven zusammengerafft, um in einer letzten Schlacht die endgültige Entscheidung herbeizuführen und das Schicksal der Wesakenos zu besiegeln.
Die Wesakenos wußten allerdings genauso, daß es diesmal auf Biegen oder Brechen ging. Vermochte der Feind die Schlacht um das Shuyt-System nicht eindeutig für sich zu entscheiden, dann war er
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