Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1277 - Nachricht aus Gruelfin

Titel: 1277 - Nachricht aus Gruelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
jetzt die Schleusenkammer endgültig verlassen. Das Außenschott schloß sich wieder.
    In dem Augenblick, in dem die Kanten der beiden Schotthälften sich berührten, riß das Universum auf.
    Jählings weitete sich der Ausblick. Farben explodierten. Weit entfernte Galaxien schienen plötzlich dicht heranzurücken und pulsierten in unterschiedlichen Rhythmen, während zwischen ihnen ein Netz grünlich leuchtender Lichtbahnen stand.
    Keltraton holte tief Luft und vernahm das laute Atmen seiner Gefährten.
    Im gleichen Moment war der Spuk vorbei.
    Das Universum sah aus wie zuvor: ein nachtschwarzer Abgrund voller Myriaden glitzernder Lichtpunkte und kleiner matter Lichtflecke - und alles umgeben von einem dunklen Staubring, der lückenlos um Gruelfins „Äquator" verlief.
    Die anderen Galaxien aber und das grünleuchtende Netz blieben verschwunden. Die Galaxien waren viel zu weit von Gruelfin entfernt, als daß sie mit bloßem Auge sichtbar gewesen wären - und das grünleuchtende Netz gab es wahrscheinlich überhaupt nicht. Es handelte sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um das Ergebnis einer Netzhautüberreizung.
    „Was war das?" flüsterte Volschymon.
    „Wahrscheinlich ein Raumbeben", meinte Hatelmonh.
    Jertaime erschauderte.
    „Es war Ovaron", behauptete sie. „Sein Bewußtsein hat sich noch einmal bemerkbar gemacht, bevor es ganz verweht."
    Keltraton kniff die Augen zusammen, als draußen im All, nahe an der Außenhülle der GANJOHA MASSO, etwas aufblitzte. Auf einem der Beobachtungsschirme erkannte er, daß es sich um einen Lichtreflex handelte, der von dem kleinen eiförmigen Gegenstand erzeugt wurde, den Hatelmonh dem Toten abgenommen und an einer dünnen Kette am Sargdeckel befestigt hatte.
    Ein Amulett?
    „Ganz egal, was es war", erklärte Keltraton. „Es hat uns für einen Augenblick die Galaxis in der Umgebung Gruelfins gezeigt."
    „Als sollten wir noch einmal darauf hingewiesen werden, wo die Zukunft aller Cappin-Völker liegt", sagte Hatelmonh.
    „Ich schwöre, alle meine Kraft zur Verfolgung dieses Zieles einzusetzen, solange ich lebe!" verkündete Keltraton.
    „Und wir werden dir mit allen unseren Kräften dabei helfen", erklärte Jertaime.
    Keltraton preßte die Lippen zusammen und fragte sich, welcher Wahnwitz ihn dazu verführt haben mochte, diesen Schwur abzulegen. Er hatte es niemals vorgehabt. Zu gering war die Wahrscheinlichkeit, daß es ihm gelänge, Ovarons Vermächtnis zu erfüllen.
    Doch nun konnte er nicht mehr zurück.
    „Wir nehmen Kurs auf Vecchal!" sagte er, als hätte er schon immer über Raumschiffe befehligt.
     
    *
     
    Garvolosch brannte.
    Keltraton stand in der Kommandozentrale der umgerüsteten ehemaligen GANJOHA MASSO, die seit Jahren den Namen CAPPINASCH trug, was sinngemäß „Cappins - ein Volk" bedeutete.
    Siebenundvierzig Jahre war es her, seit Keltraton mit Jertaime und den Raumfahrern der ehemaligen GANJOHA MASSO von Hätvrinssan geflohen war. Die Wesakenos auf Vecchal hatten ihnen Asyl gewährt - allerdings unter der Bedingung, daß Keltraton sich unverzüglich zum Gegen-Ganjo ausrief. Das war nicht nach Keltratons Geschmack gewesen, aber er hatte keine andere Wahl gehabt.
    Seitdem hatten die Territorien der Wesakenos regen Zulauf an Cappins erhalten, die den Aufrufen Keltratons gefolgt waren und an seiner Seite für eine Erneuerung des Cappin-Reiches und eine Wiederbelebung der Weltraumfahrt kämpfen wollten.
    Der amtierende Ganjo Tarjighon hatte daraufhin eine Hetzkampagne gegen seinen ehemaligen Studiengenossen eingeleitet und später, als er merkte, daß seine Hetze das Gegenteil von dem bewirkte, was sie hatte bewirken sollen, zum Krieg gegen die Wesakenos gerüstet.
    Keltraton hatte alles versucht, um die verhängnisvolle Entwicklung aufzuhalten. Er hatte Tarjighon einen fairen Wahlkampf angeboten, bei dem alle Cappins frei entscheiden sollten, welchen Mann sie als Ganjo sehen und welches Programm sie unterstützen wollten. Die Antwort waren nur neue Hetztiraden und demonstrative Aufmärsche von Flottenverbänden des Reiches in der Nähe von Wesakeno-Territorien gewesen.
    Die Wesakenos hatten sich nicht provozieren lassen. Keltraton war erleichtert darüber gewesen und hatte auf eine friedliche Lösung des Konflikts gehofft - bis die Wesakenos eines Tages, als die Flottenverbände des Reiches in ihre Basen zurückgekehrt waren und größtenteils routinemäßig gewartet wurden, zuschlugen.
    Es war ein mit aller Kraft geführter Schlag gewesen.

Weitere Kostenlose Bücher