Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
128 - Der Schläfer

128 - Der Schläfer

Titel: 128 - Der Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
Vom Netzwerk:
geht nicht!«, formulierte Rulfan mit dem kleinen Überrest eines freien Willens.
    »Du hast alle Rechte, du gebietest über die Sicherheit in Salisbury. Du wirst es machen!«, drängte Gu’hal’oori. Sie formte eine mentale Zange, die mit scharfen Spitzen im Gedankengewebe Rulfans herum stocherte. »Ich will den Stirnreif. Du wirst mich an den Sicherheitskontrollen vorbei mitnehmen, und du wirst den Reif für mich besorgen. Anschließend führst du mich zur Zentral-Helix und beschaffst mir die Zugangscodes.«
    »Nein!«, ächzteRulfan. »Niemand würde es dulden, dass ein Tier die Labors betritt.«
    »Dann verschaffen wir uns den Zutritt eben mit Gewalt«, flüsterte sie einschmeichelnd. »Du bist klug und kräftig!«
    »Wir würden… nicht durchkommen! Und selbst wenn… spätestens der Rückzug wäre uns abgeschnitten. Es wäre mein… und dein Tod!«
    Wahrscheinlich hatte er Recht. Dennoch war es ärgerlich, dass Rulfan nach wie vor Widerstand leistete, wenn er auch nur auf einem geringen Level.
    »Würde es funktionieren, wenn ich Eve töte und an ihrer Stelle mit hineinkomme?«, schlug Gu’hal’oori vor.
    »Die Augen… und Fingerabdrücke werden… verglichen.«
    »Ich schneide Eve die Augen aus dem Kopf und die Haut von den Fingern«, konterte sie.
    »Die DNA-Analyse… Drei Wachen überprüfen die Kontrollen.« Rulfan verstärkte seinen Widerstand. Kurzerhand packte sie seine beiden Hände und legte sie auf ihre Brüste.
    Sofort erlahmte jeglicher Gedanke an Abwehr.
    »Gut«, meinte sie nach kurzem Nachdenken. »Dann muss ich einen anderen Weg gehen…« Sie ließ in ihren Bewegungen abrupt nach und wälzte sich von Rulfan.
    Sofort, und das war mehr als verwunderlich, stieg das Widerstandspotenzial des Primärrassenvertreters sprunghaft an. Gu’hal’oori spürte, dass er trotz seiner Verwirrung eine Frage formulieren wollte.
    Nun – was sollte es schaden, ihn reden zu lassen? Im Gegenteil: Es war interessant zu beobachten, was den Mann antrieb und wie er funktionierte. »Sprich«, sagte sie und begann zugleich die Transformation zum Lupa.
    »Ich… möchte wissen…«
    »Ja?« Die Schnauze bildete sich aus, zwei Zahnreihen erschienen, Pfoten und Schweif wuchsen aus ihrer Körpersubstanz.
    »… wer ist derjenige, der auf die Londoner Zentral-Helix zugegriffen hat? Wer ist der andere, der für euch… für dich arbeitet?«
    Interessant.
    Rulfan war sich seiner kritischen Situation momentan bewusst, und er versuchte selbst jetzt, den Auftrag der Queen zu erfüllen. Ein mehr als bemerkenswertes Beispiel für Pflichtbewusstsein, das sie einem Primärrassenvertreter keineswegs zugetraut hatte. Sie würde den Gedächtnisblock für den morgigen Tag verstärken müssen. »Das kann ich dir jetzt nicht sagen«, antwortete sie knapp. »Noch nicht.«
    Die Transformation kam zum Ende. Gu’hal’oori konnte kein verständliches Wort mehr formulieren. Sie legte eine Pfote auf Rulfans schweißnasse Stirn und begann mit der Errichtung der Gedächtnisblockade.
    ***
    Rulfan spürte Eves prüfenden Blick.
    Sie sagte nichts, und er war dankbar dafür. Er hätte nichts zu antworten gewusst. Er fühlte sich matt, zerschlagen, ausgelaugt. Dabei hatte er ausgezeichnet geschlafen. Erst Wulfs raue Zunge auf seiner Hand hatte ihn geweckt.
    Erwartungsgemäß nahmen sie wiederum Sarah Kucholsky und Russ Saint Neven am Ende des Dekontaminationsganges in Empfang.
    »Gibt’s was Neues?«, fragte Rulfan nach einer kurzen Begrüßung, Das traurige und übernächtigt wirkende Gesicht der Kucholsky war ihm eigentlich Antwort genug.
    »Nicht viel«, antwortete die Frau. »Wir haben die Bestimmung der Bimetall-Legierung vorerst auf Eis gelegt und uns gestern noch dem Kristallsplitter gewidmet. Die Erkenntnisse sind spärlich. Es handelt sich definitiv um jene Form von Kristall, in dem die Daa’muren bis vor kurzem gebunden waren und von denen es höchstwahrscheinlich noch mehrere tausend rund um den Globus zu finden gibt.«
    »Tausende?«, hakte Eve Neuf-Deville nach. »Ist diese Zahl nicht ein wenig zu hoch gegriffen?«
    »Keineswegs«, erwiderte Sarah Kucholsky. »Die Mehrzahl der Daa’muren-Kristalle ist natürlich mit ›Christopher-Floyd‹ in Zentralasien eingeschlagen. Aber Informationen über Teilstücke, die uns sowohl vom Weltrat als auch von Reisenden wie dir oder Commander Drax zugetragen wurden, zeigen, dass es gerade in Europa und Nordamerika einen wahren Hagel von Irrläufern gegeben hat, die sich noch vor dem Aufprall

Weitere Kostenlose Bücher