128 - Sohn der Ratten

Titel: 128 - Sohn der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller

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sich förmlich vor Verlegenheit. Er blickte uns nicht an, und ich sah, wie er die Hände verkrampfte.
    „Die Janusköpfe sind nicht zeugungsfähig", flüsterte Olivaro.
    Etwas in dieser Richtung hatte ich schon lange vermutet. Olivaro war uns bisher immer auf diesbezügliche Fragen ausgewichen. Es war ihm peinlich, darüber zu sprechen, was ich nur zu gut verstehen konnte.
    „Es gibt keine Frauen mehr", sprach Olivaro weiter. „Sie sind schon lange ausgestorben." Er machte eine kurze Pause. „Wir haben Geschlechtsorgane, doch…"
    „Ich verstehe", sagte ich rasch. „Die Große Mutter zeugt und gebiert die Janusköpfe. Ist das richtig?"
    Olivaro nickte rasch. „Wie es dazu gekommen ist, weiß niemand ganz genau. Die Große Mutter ist mit den Gehirnen der neun Häuser verbunden. Ich vermute, daß vor unendlich langer Zeit einmal der Berg der Berge einen Januskopf gezeugt hat, der, als er seinen Tod nahen fühlte, zu seiner Geburtsstätte zurückkehrte und in der Großen Mutter aufging, die daraufhin weitere Janusköpfe erschuf. Als sich der Ys-Spiegel auf Malkuth befand, konnte der Lebenszyklus der Janusköpfe reguliert werden, doch nach dem Verschwinden änderte sich die Große Mutter."
    Ich erinnerte mich an die vielen mißgestalteten Janusköpfe, die wir immer wieder gesehen hatten. „Du hast uns erzählt, daß nach dem Verschwinden des Ys-Spiegels die magische Ordnung auf Malkuths Oberfläche zusammenstürzte. Und die Große Mutter hatte sich dadurch ebenfalls geändert? Wie äußerte sich das?"
    „Die Große Mutter war kaum noch fähig einen normalen Januskopf zu gebären", antwortete Olivaro. „Es kamen nur degenerierte Mißgeburten zur Welt, die von den normalen Janusköpfen augenblicklich getötet wurden. Dann kam der Zeitpunkt, wo unter tausend Neugeborenen nur noch einer normal war. Die Kretins und andere Monster nahmen von Malkuths Oberfläche Besitz, und die normalen Janusköpfe zogen sich immer mehr in die Häuser zurück."
    Ich blieb stehen und blickte Olivaro an. „Was bist eigentlich du, Olivaro - ein normaler Januskopf, oder bist auch du erbgeschädigt?"
    Olivaro wandte den Kopf ah. „Es gibt keine ganz normalen Janusköpfe mehr. Alle sind mehr oder minder erbgeschädigt."
    „Hm", brummte ich. „Und wenn ich nun den Ys-Spiegel zurückgeben würde, dann würden wahrscheinlich auf Malkuths Oberfläche wieder normale Zustände eintreten - und die Große Mutter könnte wieder normale Janusköpfe zeugen."
    „Das ist auch meine Vermutung, Dorian."
    „Weshalb wurdest du eigentlich zur Erde gesandt, Olivaro?"
    „Auf diese Frage habe ich schon lange gewartet", flüsterte er. „Es hat etwas mit dem Auftauchen der Psychos zu tun."
    „Seit wann gibt es Psychos?"
    „Das kann ich nicht genau sagen. Es gab sie schon vor meiner Geburt. Doch da tauchte nur gelegentlich mal einer auf, der bald ausgeschaltet wurde. Zum Zeitpunkt meiner Geburt jedoch hatte die Plage der Psychos bereits überhand genommen."
    „Wann wurdest du geboren?"
    „Vor etwa zwölfhundert Jahren. Es tauchten immer mehr Psychos auf, darunter auch die Ratten- Psychos, die besonders böse und zäh waren. Später erfuhr ich dann, weshalb immer mehr Psychos auf Malkuth auftauchten. Je intelligenter und humaner die Menschen wurden, um so grauenvollere Psychos produzierten sie. Die Psychos wurden zu einer echten Gefahr für uns, da es immer weniger halbwegs normale Janusköpfe gab. Ich wurde ausgeschickt, die Ursache des verstärkten Auftauchens der Psychos zu ergründen. So gelangte ich zur Erde."
    „Und auf der Erde gefiel es dir viel besser. Du dachtest nicht mehr daran, deinen Auftrag auszuführen. "
    „Richtig. So war es."
    Das klang überzeugend. Es kam mir logisch vor daß die Janusköpfe irgendeinen von ihnen zur Erde geschickt hatten. Aber es war äußerst unlogisch, daß sie sich nicht mehr um ihn gekümmert hatten, nachdem er jahrhundertelang nichts von sich hören ließ.
    „Seit wann bist du auf der Erde gewesen?" erkundigte sich Coco neugierig.
    „Es war 777", antwortete Olivaro.
    „Da herrschte Karl der Große in Europa", sagte ich.
    „Genau", stimmte Olivaro mir zu.
    „Weshalb suchten deine Artgenossen nicht nach dir?" fragte ich.
    „Das war mir auch ein Rätsel", meinte Olivaro. „Aber wahrscheinlich war das Chaos auf Malkuth so groß geworden, daß es nicht möglich war, ein Dimensionstor zu errichten. Mir gelang es aber, Berichte auf die Januswelt zu senden, in denen ich ein völlig falsches Bild von der Erde