128 - Sohn der Ratten
zeichnete." „Wahrscheinlich hatten deine Artgenossen auch andere Sorgen, als sich um die Erde zu kümmern", meinte Coco.
„Das vermute ich auch", stimmte Olivaro ihr zu.
Doch mich befriedigte seine Erklärung nicht. Da steckte mehr dahinter. Nur zu gut erinnerte ich mich daran, daß er mir vor einigen Monaten eine etwas andere Darstellung seiner Mission gegeben hatte. Ich konnte nicht sicher sein, daß er jetzt die Wahrheit sprach. Vielleicht hatte er auf der Erde noch andere Aufgaben zu erfüllen gehabt?
„Weshalb willst du eigentlich, daß wir zum Gipfel des Bergs der Berge gehen, Olivaro?"
„Nur dort können wir einen Hinweis auf den Padma bekommen."
Das überzeugte mich auch nicht. Wie schon einige Male vorher fragte ich mich, was Olivaro wirklich bezweckte. Ich vermutete, daß er irgend etwas plante. Aber was war es? Ich glaubte nicht, daß es gegen uns gerichtet war. Vielleicht hatte er Geschmack an seiner Welt gefunden und wollte sich hier zum Herrscher aufschwingen. Ähnliche Gelüste hatte er ja auch auf der Erde gehabt, wo es ihm gelungen war, der Herr der Schwarzen Familie zu werden. Doch lange hatte er sich nicht seiner Rolle als Herr der Finsternis erfreuen können.
Die nebelartigen Gebilde lösten sich langsam auf. Die Sicht wurde immer besser.
„Bleibt dicht bei mir!" sagte Olivaro. „Ich kann die magischen Einflüsse auffangen, doch trotzdem müssen wir vorsichtig sein. Wir sind ganz in der Nähe der Großen Mutter, und ich fürchte, daß jeden Augenblick Ungeheuer auftauchen können, die von meinem magischen Schutzschirm angelockt werden."
Sicherheitshalber setzte ich mich mit Dunja in Verbindung, die mir berichtete, daß sie mir jederzeit helfen konnte.
Rings um uns waren jetzt beulenartige Hügel zu sehen, die leicht pulsierten und in den verschiedensten Farben strahlten. Die Vorstellung, daß wir eigentlich auf einem Riesenhirn herumspazierten, war alles andere als angenehm.
Einmal blieben wir kurz stehen, als eine Horde mißgestalteter Janusköpfe an uns vorbeilief, die uns aber keine Beachtung schenkte. Einige kleine Monster ergriffen vor uns die Flucht.
Mein Unbehagen stieg von Minute zu Minute. Unwillkürlich griff ich nach dem Ys-Spiegel; seine Nähe gab mir etwas von meiner Sicherheit zurück.
Wir blieben stehen, als wir durchdringendes Trompeten hörten. Der Boden bebte leicht.
Etwa hundert Meter vor uns tauchte ein mammutähnliches Monster, das mit einem hellgrauen, zottigen Pelz bedeckt war, auf. Aus dein wuchtigen Kopf wuchsen vier gewaltige Stoßzähne.
Das Biest raste augenblicklich auf uns zu. Die drei rot-glühenden Augen funkelten uns böse an.
Ich packte den Ys-Spiegel mit beiden Händen und hielt ihn hoch.
Ich helfe dir, spürte ich Dunjas Gedanken, bevor ich mich noch mit ihr in Verbindung gesetzt hatte. Zum Unterschied von den anderen Medien, die ich auf der Erde hatte, konnte Dunja die Geschehnisse auf Malkuth mit verfolgen.
Augenblicklich begann der Ys-Spiegel zu pulsieren. Irgend etwas Unsichtbares raste auf das einfamilienhausgroße Monster zu. Die vier Stoßzähne zerbrachen, und der häßliche Kopf wurde wie von einem riesigen Hammer zertrümmert. Der Strahl drückte das Biest zusammen. Blut spritzte aus dem Rücken, und die Wirbelsäule wurde aus dem Körper gerissen. Das Monster wurde durch die Luft gewirbelt.
Danke, Dunja, dachte ich zufrieden.
Ich bin froh, daß ich dir helfen konnte, Dorian, spürte ich ihre Gedanken.
„Dunja hat uns geholfen", stellte ich fest.
„Das habe ich mir gedacht", brummte Olivaro und warf dem toten Ungeheuer einen kurzen Blick zu.
Coco und ich schlossen uns ihm wieder an. Wir kamen aber nur äußerst langsam voran. Immer wieder stürmten die absonderlichsten Monster auf uns zu, die ich jedoch alle mit Dunjas Hilfe töten konnte. Ohne Dunja wären wir nicht weit gekommen.
Nachdem wir etwa eine halbe Stunde gegangen waren, sahen wir nur noch vereinzelt die beulenförmigen Hügel. Die Angriffe der Monster wurden seltener. Als wir eines der rattenähnlichen Geschöpfe mit dem menschlichen Gesicht erblickten, blieben wir stehen. Das Monster zischte laut und lief davon.
„Ob sich wohl Trigemus in der Nähe befindet?" fragte Coco.
„Das ist durchaus möglich", sagte Olivaro. „Wir müssen noch vorsichtiger sein. Diese Rattenmenschen sind äußerst gefährlich. Sie sind feige, wenden sich aber vor alle gegen die Janusköpfe, die sie unwahrscheinlich hassen."
„Solange ich Verbindung mit Dunja habe, kann uns
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