128 - Sohn der Ratten
er stärker oder schwächer zudrücken sollte. Aber der Sinn seines Tuns war ihm unbegreiflich. Auf seine Fragen hatte er nur ausweichende Antworten bekommen.
Außer Dunja und ihm befanden sich noch zwei Männer im Zimmer. Kiwibin, das wußte er, war ein KGB-Beamter; Abi Flindt war ein junger Däne, den er nicht verstand, da er englisch sprach.
Bis jetzt hatte Nikolajew achtmal seine Fähigkeiten anwenden müssen. Er saß neben Dunja auf einer breiten Ledercouch, und der Ball lag auf einem niedrigen Tischchen. Auf dem Tisch stand noch ein Tonbandgerät, das alles aufzeichnete, was Dunja sprach. Da auch sie englisch redete, wußte Nikolajew nicht, was sie erzählte.
Für Kiwibin und Abi Flindt war es faszinierend, Dunja zuzuhören. Das junge Mädchen konnte alles ganz genau mit verfolgen, was auf der Januswelt geschah. So hatte sie auch miterlebt, wie Dorian Hunter und seine Gefährten von den verschiedensten Monstern angegriffen worden waren. Bis jetzt war es, dank Nikolajews Hilfe, immer gelungen, alle Angriffe abzuwehren. Es war ihm auch geglückt, den Rattenmenschen gefangenzunehmen. Da hatte Nikolajew geschickt seine Kräfte dosiert. „Die Janusköpfe greifen Dorian an!" schrie Dunja. „Er, Coco und Olivaro werden durch die Luft gewirbelt." Das Mädchen blickte Nikolajew an. „Konzentriere dich auf den Ball, Iwan!" sagte sie auf russisch.
Nikolajew beugte sich vor, und Dunja legte ihre linke Hand auf seine rechte. Sobald Dunja zudrückte, würde er seine parapsychologischen Kräfte einsetzen und den Gummiball zusammendrücken. „Dorian kann den Ys-Spiegel nicht einsetzen!" keuchte Dunja. „Er liegt auf dem Boden, und irgend etwas drückt ihm den Hals zu. Coco und Olivaro können ebenfalls nicht aufstehen."
Kiwibin und Abi blickten das Mädchen entsetzt an.
„Und was ist mit dem Rattenmenschen?" fragte Abi aufgeregt. „Können Sie ihn sehen?"
„Ja", flüsterte Dunja. „Ich sehe ihn. Er ist auch zu Boden gefallen, doch die magischen Kräfte der Janusköpfe scheinen ihm nicht besonders viel auszumachen. Er steht jetzt langsam auf. Der seltsame Totenschädel mit den Hörnern und den furchtbaren Reißzähnen erhebt sich plötzlich in die Luft. Er rast auf die Janusköpfe zu, die sich nun ganz auf den Schädel konzentrieren, ihn aber nicht aufhalten können. Ein Sefer springt dem Schädel entgegen, der aber geschickt ausweicht und einen der Janusköpfe angreift. Die spitzen Hörner verbohren sich im Leib des Januskopfes. Die anderen kommen ihrem Artgenossen zu Hilfe. Jetzt verbeißt sich der gehörnte Totenschädel in der Kehle eines anderen Januskopfes. Es ist grauenvoll! Der Schädel reißt dem Januskopf mit seinen gewaltigen Zähnen den Kopf vom Leib. Und schon fliegt er weiter und verbeißt sich im nächsten."
„Was ist mit Dorian?" fragte Kiwibin.
„Dorian steht langsam auf1', sagte Dunja. „Er greift nach dem Ys-Spiegel und richtet ihn auf die Janusköpfe."
Dunjas Hand verkrallte sich nun in Iwans Hand. Einen Sekundenbruchteil später wurde der Gummiball auf dem Tisch von den unerklärlichen Kräften zusammengepreßt.
„Dorian richtet den Y s-Spiegel auf Ano, der sich der unsichtbaren Kraft entgegenstemmen will." Dunja vergrub ihre Nägel in Iwans Hand, der den Ball nun mit aller Kraft zusammendrückte.
„Hat Nikolajew Erfolg?" fragte Abi gespannt.
„Ja, er hat Erfolg", sagte Dunja erleichtert. „Anos Körper wird zusammengepreßt. Es ist ein entsetzlicher Anblick. Alles, was von Ano übriggeblieben ist, ist ein Knochenhaufen."
„Und was ist mit den anderen Janusköpfen?"
„Sie versuchen zu fliehen, doch der gehörnte Schädel verfolgt sie. Jetzt hat er wieder einen erreicht und beißt ihm den Kopf ab. Den letzten Januskopf erledigt eben Dorian mit dem Ys-Spiegel. Die Seferen ergreifen die Flucht."
Dunja nahm ihre Hand zurück, und Nikolajew entspannte. Der Gummiball wurde nicht mehr zusammengedrückt.
Mit einem Taschentuch wischte sich Dunja den Schweiß von der Stirn.
„Das ist noch einmal gutgegangen", sagte das Mädchen, das sich kurz mit Dorian Hunter in Verbindung setzte, der ihr für ihre Hilfe dankte.
Dunjas Hände zitterten, als sie nach einer Zigarette griff. Abi Flindt gab ihr Feuer und blickte sie besorgt an. Die dunklen Ringe unter Dunjas Augen waren stärker geworden. Das Mädchen brauchte dringend ein paar Stunden Schlaf. Wenn sie so weitermachte, darin kippte sie bald um.
„Sie sollten etwas schlafen, Dunja", sagte Abi Flindt. „Sie sind ja völlig
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