128 - Tod dem Satan!
gebrauchen. Je mehr, desto besser.
Das Mädchen beugte sich mit dem Krug über mich. Ich fragte sie nach ihrem Namen. Die Maske öffnete sich, und sie antwortete mir. Ihr Name war Robana.
Natürlich konnte ich sie nicht bitten, uns zu befreien, denn das hätte sie mit Sicherheit nicht getan, aber ich sagte: »Ich habe Schmerzen, Robana,«
»Der Trank wird sie lindern«, sagte das Mädchen.
»Das glaube ich nicht. Die Fesseln schneiden zu sehr ein. Kannst du sie nicht lockern? Nur ein klein wenig.«
»Das darf ich nicht.«
»Niemand sieht es. Erfülle einem Todgeweihten seinen letzten Wunsch.« Sie zögerte, »Wenn ich die Fesseln berühre, schickt mich Gamm mit euch den Fluß hinunter,«
»Denkst du, ich verrate dich?«
Sie schüttelte den Kopf. »Trink!« befahl sie mir, und die Maske schloß sich.
Sie setzte mir den Krug an die Lippen, und eine ölige, herbbittere Flüssigkeit floß in meinen Mund. Sollte ich das Zeug wirklich schlucken? Vielleicht vertrugen es nur Höllenwesen.
Ich überwand mich. Als ich die Flüssigkeit im Magen hatte, konzentrierte ich mich auf mein Innenleben. Wie würde es auf den Trank der Schlangenwesen reagieren?
Robana beugte sich über Towo, und der trank vertrauensselig viel mehr von dem öligen Zeug.
Als Robana den hohlen Baum verlassen wollte, rief ich: »Warte! Geh noch nicht!«
Die Maske öffnete sich. »Ich werde die Fesseln nicht berühren«, sagte Robana.
»Gib mir noch zu trinken!« verlangte ich.
Sie kam abermals zu mir und labte mich. Die Maske war wieder zu, und Robana war nicht mehr bereit, mit mir zu reden. Sie verließ den Baum, Der Mann, der davor saß, schenkte ihr keine Beachtung. Sie entfernte sich und verschwand aus meinem Blickfeld, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Was hatte ich erwartet? Daß sie sich in mich unsterblich verliebte und mir deshalb half, freizukommen? Das gab’s höchstens im Kino, Die Wirklichkeit ist grausamer.
Der Trank stärkte mich tatsächlich, war anregend und belebend. Sie putschten Lykeas Opfer noch mal richtig auf, bevor sie sie den Fluß hinunterschickten.
Wie hatte Towo gesagt? »Sie lebt unter dem fallenden Wasser.«
Damit konnte nur ein Wasserfall gemeint sein. Dort wartete Lykea auf uns.
Die Zeit raste dahin. Selbst wenn wir jetzt freikamen… würde es noch reichen zu verhindern, daß Loxagon den Ex-Dämon tötete?
Das Floß war schon fast fertig. Es waren nur noch wenige Handgriffe zu tun. Mein Herz hämmerte aufgeregt gegen die Rippen. Ich forderte den Teufel mit der rötlichen Haut auf, näherzurücken.
Towo, der nicht glaubte, daß uns die Flucht gelingen würde, gehorchte langsam und widerwillig.
»Warum findest du dich mit deinem Schicksal nicht ab?« fragte er.
»Weil ich an meinem Leben hänge und weil ich etwas verflucht Wichtiges zu tun habe. Löse die Knoten, Towo. Mach schnell.«
»Es ist zu spät, Tony Ballard,«
»Verdammt noch mal, tu, was ich sage!«
Er nestelte an meinen Fesseln herum, aber es war wirklich schon zu spät, denn die Schlangenwesen kamen, um uns zu holen. Towo rückte von mir ab. Der Mann, der vor dem hohlen Baum gesessen hatte, erhob sich und trat mit den anderen ein.
Wir brauchten nicht zu gehen. Sie trugen uns, legten uns auf das fertige Floß und banden uns an die Stämme. Dann hoben sie uns mit dem Floß hoch und verließen mit uns das Dorf.
Es war eine regelrechte Prozession, an der alle Schlangenwesen teilnahmen. Gamm führte den Zug an. Wir erreichten einen breiten Fluß, dessen glasklares Wasser spiegelglatt war.
Die Männer, die uns trugen, wateten in das Wasser und setzten das Floß ab. Als ihnen Gamm ein Zeichen gab, schoben sie das Floß in Richtung Flußmitte und kehrten ans Ufer zurück.
Sie hatten ihre Arbeit wieder einmal getan - den Rest würden der Fluß und Lykea, die Wasserdämonin, besorgen.
***
Towo lag still neben mir. Die Schlangenwesen waren nicht mehr zu sehen, und ich versuchte verbissen, mich zu befreien. Towos Lethargie war mir unbegreiflich.
Wollte er nicht weiterleben? War es ihm wirklich so egal, ob er lebte oder starb? In den Gewölben der Abtei, als er mit Cruv kämpfte, hatte ich nicht diesen Eindruck gehabt.
Warum gab er sich jetzt so völlig auf? Wußte er einfach besser als ich, daß uns nichts mehr retten konnte? Ich wollte mich damit auf keinen Fall abfinden.
Solange noch ein Funken Leben in mir war, würde ich versuchen, mich zu befreien, Beharrlichkeit überwindet alles, sagt man.
Immer?
Ich hörte ein dumpfes Tosen,
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