128 - Tod dem Satan!
Brausen und Rauschen. Das war der Wasserfall, dem wir uns näherten!
Wenn wir da erst einmal hinuntergestürzt waren, sah selbst ich, der krankhafte Optimist, für uns schwarz, deshalb zerrte ich gleich viel heftiger an meinen Fesseln.
Der Trank der Schlangenwesen hatte mich zwar gestärkt, aber er verlieh mir nicht die Kraft, die ich gebraucht hätte, um die Fesseln zu zerreißen.
Der Lärm des in die Tiefe stürzenden Wassers wurde immer lauter. Es mußte sich um einen gewaltigen Wasserfall handeln, und es war mehr als fraglich, ob wir den Absturz überleben würden.
Doch selbst wenn, würde sich Lykea anschließend über uns hermachen.
Sie wartete dort unten auf uns! Ich mobilisierte alle Kräfte und stemmte mich gegen die Fesseln.
Und plötzlich geschah ein Wunder!
Die Fesseln rissen, ich konnte mich aufsetzen, doch als ich mir die Stricke ansah, erkannte ich, daß sie durchgeschnitten worden waren.
Von wem?
Jemand mußte sich unter dem Floß befinden. Wer? Mir fiel nur Robana ein. Hatte ich so großen Eindruck auf sie gemacht, daß sie alles für mich riskierte?
Doch es war nicht Robana, die mich befreit hatte, sondern jemand, auf den ich im Traum nicht gekommen wäre: Cruv, der Gnom!
***
Ich hatte ihn nicht mitgenommen, er war uns aber doch in die Hölle gefolgt -ohne meine, aber mit Tucker Peckinpahs Erlaubnis. Sein Wagemut rettete Towo und mir das Leben, und - wenn wir Glück hatten - auch noch Mr. Silver!
Noch nie hatte eine Eigenmächtigkeit solche Kreise gezogen. Cruv hatte beobachtet, wie die Schlangenwesen uns gefangennahmen, und als sie uns mit dem Floß ausgesetzt hatten, ging auch der Gnom ins Wasser - mit einem abgeschnittenen Schilfrohr.
So konnte er unter Wasser bleiben und durch das Röhrchen, das keinem auffiel, atmen.
Nachdem er auch Towo mit seinem Messer losgeschnitten hatte, kam er zu uns aufs Floß und befreite uns vollends.
Mittlerweile waren wir aber dem Wasserfall bereits gefährlich nahe gekommen. Der Fluß zog nicht mehr träge dahin. Die Strömung wurde stärker und schneller.
Sie packte das Floß, riß es mit sich. Wir mußten versuchen, schwimmend das Ufer zu erreichen.
»Runter vom Floß!« brüllte ich in den tosenden Lärm. »Macht schnell! Schwimmt um euer Leben!«
Vor uns brach die glatte Wasserfläche ab. Diese Kante durften wir nicht erreichen, sonst waren wir verloren. Cruv sprang, Towo zögerte. Ich stieß ihn ins Wasser und sprang hinterher.
Die Strömung war mörderisch. Ich kämpfte verbissen dagegen an, überholte Cruv und Towo. Cruv fiel immer weiter zurück. Er konnte mit seinen kurzen Armen und Beinen nicht so kräftig rudern wie wir.
»Schwimm, Cruv! Schwimm!« schrie ich. »Schneller! Gib alles, was du hast!«
Der Kleine strengte sich mächtig an, aber es reichte nicht. Er trieb immer weiter ab, kam immer näher an die Wasserfallkante heran. Wir befanden uns alle in der Gefahrenzone, doch für Cruv sah es am schlimmsten aus.
Towo kam ganz gut voran, um ihn brauchte ich mich nicht zu kümmern, aber um den Gnom mußte ich mir große Sorgen machen.
»Cruv!«
Der Kleine ging kurz unter, kam wieder hoch, spuckte Wasser. »Ich schaff’s nicht, Tony!«
Ich kehrte um.
»Nein!« schrie der Gnom. »Schwimm weiter! Bring dich in Sicherheit!«
Ich schwamm zurück. Ein mörderischer Strudel erfaßte meinen kleinen Freund, riß ihn nach unten, und er kam nicht mehr an die Oberfläche.
Eisiges Entsetzen packte mich.
»C-r-u-v-!« brüllte ich, als hätte man mir das Herz aus der Brust gerissen doch Cruv konnte mich nicht mehr hören.
***
Corona betrat die Höhle und brachte Mr. Silver zu essen: gebratenes Fleisch, ein Kaninchen. Der Ex-Dämon aß die Fleischstücke, die ihm die schöne Rebellin in den Mund schob.
»Du hättest dein Gedächtnis nicht wiederfinden sollen«, sagte sie bedauernd. »Dann wärst du immer noch Gor für mich, und alles wäre wunderbar und unkompliziert. Aber nun wissen wir beide, daß du ein Ex-Dämon bist und auf der Seite des Guten stehst. Eigentlich müßten wir Todfeinde sein, aber ich kann dich nicht hassen.«
»Ich wünsche Asmodis genauso den Tod wie du. In diesem Punkt stimmen wir überein, Corona. In allem anderen leider nicht mehr.«
»Das finde ich bedauerlich.«
»Du könntest dein Leben ändern, genau, wie ich es getan habe.«
»Du meinst, ich soll die Seiten wechseln?«
»Es gibt viele abtrünnige Höllenwesen.«
»Ich kenne nichts anderes als die Hölle. Nur hier kann ich leben.«
»Das ist nicht
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