1281 - Der dreifache Tod
Speere, die alles durchschnitten, was ihnen im Weg war. Sie machten den Innenraum der alten Lagerhalle zu einer mit grellem Licht durchwehten Disco.
Suko und Shao blieb nichts anderes übrig, als sich eine Deckung zu suchen. Die Blitze huschten vor ihren Gesichtern hin und her. Sie sprangen wie kleine Teufel durch den Raum, und so schnell sie sich auch bewegten, es war ihnen nicht möglich, ihnen zu entwischen. Sie holten sie ein wie Verfolger, die ihre Feinde nicht aus den Augen ließen. Eine Chance gab es nicht mehr für sie.
Suko erwischten gleich zwei Blitze zugleich. Er hatte sie nicht einmal kommen sehen, weil sie sich hinter seinem Rücken gedreht hatten und dann zuschlugen.
Volltreffer!
Suko fühlte sich wie mit Strom gefüllt. Seine Haare stellten sich zu Berge, das glaubte er zumindest.
Er wurde auf der Stelle gebannt und klappte dann regelrecht ineinander, als hätte ihm jemand die Beine vom Körper abgetrennt.
Was weiter passierte, bekam Suko nicht mehr mit. Die andere Kraft hatte ihn ausgeschaltet, ebenso wie Shao, die ebenfalls zu Boden fiel und sich nicht mehr bewegte.
Die beiden Menschen, die den dreifachen Tod hatten stoppen wollen, lagen jetzt selbst wie tot auf dem Boden und sahen nicht, was in den Glaskäfigen passierte…
***
Suko hörte das leise Stöhnen. Er glaubte zunächst, dass er dieses Geräusch abgegeben hatte. Es war nicht der Fall gewesen, denn es stammte von seiner Partnerin Shao, die nicht weit von ihm entfernt am Boden lag und sich schwerfällig herumdrehte.
»Suko…?«
»Ich lebe noch.«
»Okay, ich auch. Aber wie lebst du? Wie fühlst du dich?«
»Matt, lahm, erschlagen. Da kannst du nehmen, was du willst. Es trifft immer zu.«
»Was ist denn passiert?«
»Das Licht, Shao.«
»Ja, ich habe es geahnt. Es war abzusehen, verdammt.«
»Aber du hast nur etwas gespürt und nichts gesehen.«
»Erst später. Das Licht war so grell. Es sprühte nach allen Seiten hin weg. Es hatte eine dreifache Stärke, und es blieb nicht in den verdammten Glaskästen konzentriert. Es waren die Kristalle. Ich denke, dass sie unsere eigentlichen Feinde sind.«
Das wollte Suko nicht kommentieren. Er wollte allerdings auch nicht untätig auf dem Boden liegen bleiben und richtete sich mit langsamen Bewegungen auf.
In seinem Kopf brummte es. Die Mattheit war noch nicht aus seinem Körper gewichen. Arme und Beine waren schwer, als hätte man sie mit etwas gefüllt.
Suko war zunächst froh, dass er saß. Er hoffte jetzt, keinen Überfall zu erleben, denn in seiner Lage hätte ihn schon ein Halbwüchsiger von den Beinen holen können.
Shao erging es nicht anders. Sie nahm die gleiche Position ein wie Suko, und beide mussten einfach nach vorn schauen, wo die drei Glaskästen standen.
Sie hatten den Angriff überstanden, der nicht wirklich ihnen gegolten hatte, denn in ihrem Innern zuckte und tanzte noch immer das farbige Licht. Nun allerdings schossen die scharfen Strahlen hinein in drei neblige Vorhänge, die sich innerhalb der Käfige ausbreiteten, was für beide nicht zu erklären war. Weder Shao noch Suko wussten, woher der Nebel stammte. Vielleicht war er von den Kristallen abgegeben worden, die noch auf dem Boden lagen und schwach glühten. Der Nebel selbst sah ebenfalls grünlich aus und erinnerte fast an Chlordämpfe.
Shao und Suko waren keine Menschen, die sich lange mit einer bestimmten Situation abfanden. Die sitzende Haltung brachte ihnen nichts ein. Sie wollten aufstehen und losgehen, aber es geschah etwas, das ihren Plan zunichte machte.
Der Nebel war dicht. Nur nicht so dicht, als dass er ihnen die gesamte Sicht in das Innere genommen hätte. Es gab einige Stellen, die aufgelockerter waren, aber auch dort bewegte sich etwas. Und das passierte in den drei Käfigen zugleich.
»Da kommt jemand«, flüsterte Shao.
Suko gab keine Antwort. Getäuscht hatte sie sich nicht, denn im Nebel oder aus ihm hervor entwickelten sich drei Gestalten. Je klarer sie wurden, desto mehr verschwand der Nebel, sodass er letztendlich nur noch ein paar Fetzen bildete, die durch die Käfige trieben.
»Das… das… sind sie«, flüsterte Shao. »Das müssen sie einfach sein. Oder er - der dreifache Tod.«
Sie meinte die drei Gestalten, die die Käfige füllten. Es waren zwei Männer und eine Frau!
Die weibliche Person stand in der Mitte und wurde von den beiden Männern eingerahmt. Sie war nicht mal groß, recht klein und stämmig. Sie hielt sich hinter ihren Wurfpfeilen auf und hatte die Hände
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