1281 - Der dreifache Tod
schon gar nicht mit einem Messer oder einem anderen Folterinstrument.
Weiterhin wurden sie durch das Licht geblendet. Dass sich die Männer bewegten, war für sie mehr zu ahnen, und weiter wollten sie es auch nicht kommen lassen.
»Jetzt!«, sagte Suko.
Er und Shao waren bei diesen Streifzügen ein perfekt eingespieltes Team. Sie zeigten, was in ihnen steckte, und die Kerle vor ihnen wurden völlig überrascht.
Die Tritte trafen sie dort, wo es wehtat. Sie hatten mit dieser plötzlichen Gegenwehr nicht gerechnet. Beide stöhnten auf. Die Lichtkreise gerieten in unkontrollierte Bewegungen und zuckten durch die Luft, ohne irgendein Ziel zu finden.
Shao und Suko setzten nach. Der eine Tritt hatte nicht gereicht. Shao brauchte ihre Waffe noch nicht einzusetzen. Sie flog auf ihren Gegner zu, der gekrümmt vor ihr stand und seine Hand gegen den Leib gedrückt hielt. Er sah die Chinesin kommen, seine Hände lösten sich vom Körper, er riss sie hoch, um zuzuschlagen, aber Shao war schneller.
Ihre Karatefaust erwischte das Kinn des Typen.
Der Kerl kippte zurück. Er landete auf dem Boden, stöhnte, wollte sich herumwälzen, und genau das ließ Shao nicht zu, denn ein dritter Treffer schickte ihn in das Reich der Bewusstlosigkeit.
Sie hatte sich bei dieser Aktion kurz gebückt und richtete sich jetzt wieder auf.
Ihr Blick erfasste Suko. Er lächelte sie an. Vor seinen Füßen lag der Mann, den er ebenfalls in das Reich der Träume geschickt hatte.
»Du bist ja noch schneller gewesen«, sagte Shao.
»Ich habe mehr Routine.«
»Stimmt auch wieder.«
Wieder brauchten sie sich nicht abzusprechen. Sie bückten sich und zerrten die bewusstlosen Gestalten in den Schutz der Mauer, wo sie dann liegen blieben.
»Das erste Hindernis ist geschafft«, erklärte Suko, »aber es wird weitergehen.« Er bückte sich noch während er sprach und tastete die Kleidung des Mannes ab.
Shao wusste, was er damit bezweckte, und sie übernahm bei dem anderen den gleichen Job.
Diesmal stand das Glück auf ihrer Seite, denn sie war es, die den Schlüssel fand. Unter dem Gürtel in einer schmalen Tasche war er versteckt gewesen. Ein langer Metallgegenstand, der aussah wie ein Stift, zur Spitze hin aber etwas breiter zulief.
»Das müsste er sein - oder?«
Suko nickte. »Komm, wir probieren es.«
Shao übergab ihm den Öffner. Suko besaß für diese Dinge die sensibleren Hände. Shao stellte sich hinter ihm an der Tür auf und spielte die Beobachterin. Die beiden Kerle waren nicht zufällig aufgetaucht, sondern mit einer bestimmten Aufgabe gekommen. Möglicherweise wollten sie zwei Wächter sein oder zwei ablösen, denn was sich in der alten Lagerhalle befand, das musste einfach bewacht werden. Es war zu wertvoll.
Suko brauchte nicht lange herumzustochern. Er hörte ein leises Klicken, dann konnte er den Stab wieder aus der Öffnung hervorziehen und sich aufrichten.
»Offen?«
»Ich nehme es an.«
Wieder blieb Shao hinter ihrem Freund, als Suko die rechte Türhälfte aufzog. Sie schlichen sich vorsichtig wie zwei Einbrecher in die Lagerhalle hinein und auch in eine andere Luft, die von ungewöhnlichen Gerüchen durchzogen war.
Sie schnupperten ein paar Mal, konnten aber nicht herausfinden, wonach es roch. Alt, muffig, aber auch süßlich, als lägen Leichen in der Nähe, die allmählich verwesten.
Es gab kein Licht, und genau das verwunderte sie nicht. Sie hörten auch keine Stimmen. Sie selbst waren es, die leise Geräusche verursachten, als Shao die Türhälfte wieder schloss.
Beide standen in tiefer Finsternis. In den ersten Sekunden waren sie orientierungslos. Keiner hatte eine Idee, wo es hingehen könnte, bis Suko ein leises Zischen ausstieß und nach Shaos linkem Arm fasste.
»Schau nach unten. Vor deine Füße.«
Sie fragte nicht nach, sondern tat es. Wie auch Suko sah sie ebenfalls den blassen Schein, der wirklich nur ein Hauch war, sich jedoch auf dem Boden ausbreitete und das in einer sehr großen Breite.
Beide gingen davon aus, dass sie es nicht mit einer Tür oder einem Tor zu tun hatten, denn dieser Streifen war einfach zu lang.
Shao tat das einzig Richtige in diesem Fall. Sie ging vor und fasste mit beiden Händen zu. Als sie einen weichen Stoffwiderstand spürte, war für sie alles klar.
»Das ist ein Vorhang, Suko.«
»Sehr gut.«
»Sogar ziemlich dick. Fast wie eine Mauer und auch recht steif. Jetzt müssen wir nur noch die Lücke finden.«
»Okay, du rechts, ich links«, schlug Suko vor.
Beide machten
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