1282 - Sprung zum Dreiecksnebel
es ist ein unbefriedigender Friede. Die Felnachin haben das Volk gedemütigt, indem sie es durch unlautere Mittel zum Nachgeben zwangen.
Es ist allerhöchste Zeit für eine Korrektur der Geschichte.
Diesmal werden wir es dem Feind unmöglich machen, seine heimtückische Waffe gegen uns einzusetzen. Sie soll sich gegen ihn selbst wenden.
Deshalb sind wir nach Shebrak-Nhin gekommen - und deshalb werden wir einen Teil des SHADDOCK-KREK ernten...
*
Das Ernteschiff gleitet durch die Strukturlücke unseres Schutzschirms und setzt zur Landung auf der Welt an.
Ich weiß, daß Melerk-2 und fünf seiner Mitarbeiter sich in dem Ernteschiff befinden - und ich beneide sie nicht um ihre Aufgabe. Zwar wurden sie psychisch dafür konditioniert, den psionischen Sog auszuhalten, der vom SHADDOCK-KREK ausgeht, und trotzdem ihre Aufgaben zu erfüllen, aber sie werden für die Zeit ihres Aufenthalts auf der Welt nur biologische Roboter sein, denn der psionische Sog wird ihre Psyche paralysieren.
Es ist ein großes Opfer, das sie für ihr Volk bringen. Aber das gehört zu den uralten Traditionen, die uns vom Alten Volk überliefert wurden. Immer wurden Opfer gebracht, wenn es zum Überleben des Volkes notwendig war - und diesmal ist es so notwendig wie nie zuvor, denn wenn wir nicht bald dafür sorgen, daß die Felnachin ihre heimtückische Waffe niemals mehr gegen uns einsetzen können, wird das Volk rechtlos und ehrlos werden und schließlich zugrunde gehen.
„Wir setzen gleich auf", meldet sich Melerk-2 über Hyperfunk (nur mit Hyperfunk lassen sich die dimensional kaum vorhandenen Strukturlücken der hochwertigen Schutzschirme durchdringen).
Ich sehe, fühle und höre es über die Schiffssensoren und den Impuls-Umsetzer.
„Vergiß nicht, das Notsignal zu geben, wenn ihr die Kontrolle über euch verliert!" sage ich zu Melerk-2.
Wir alle wissen nicht, wie sich die Situation entwickeln wird. Damals wurde nur eine winzige Probe des SHADDOCK-KREK geerntet. Dennoch brannte die reflexartige Reaktion dieser Lebensform beinahe die Gehirne der Schiffsbesatzung aus. Allerdings waren die Raumfahrer damals nicht durch Schutzschirme geschützt wie diesmal. Sie ahnten das Ausmaß der Gefahr nicht, in die sie sich begaben. Doch auch diesmal gibt es keinen absoluten Schutz. Für die Dauer der Ernte muß der Schutzschirm des Ernteschiffs ausgeschaltet werden.
Was dann geschehen wird, können wir nur abwarten.
„Fertig!" meldet Melerk-2.
Er meint damit, daß das Ernteschiff gelandet ist. Ich sehe es deutlich. Es liegt in einer jener zahlreichen flachen Mulden, in denen das allgegenwärtige, mit Nährstoffen angereicherte Wasser - eine wahrhaft exotische chemische Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff, den feindliche Brüdern - fußhoch steht, während es sonst das SHADDOCK-KREK nur als hauchdünner Film überzieht.
„Alles bereit", erwidere ich. „Fangt an!"
Ich konzentriere mich stärker. Meine Verantwortung ist sehr groß. Wenn auf der Welt etwas schief geht, muß ich blitzschnell eingreifen, um eine Katastrophe abzuwenden. Da ich mit dem Impuls-Umsetzer verbunden bin, genügt es, an eine bestimmte Schutzmaßnahme zu denken, um sie auszulösen - beispielsweise die Errichtung zusätzlicher Schutzschirme auf der Welt, projiziert von der RAH-KRASHAAR aus oder im allerschlimmsten Fall die Zerstrahlung des SHADDOCK-KREKS rings um das Ernteschiff.
Es juckt mir unter den Schuppen, als ich sehe, wie Melerk-2 und drei seiner Mitarbeiter aussteigen, alle in schwere Raumanzüge gehüllt und zusätzlich noch durch Individualschirme abgesichert.
Es kommt mir vor, als ob die gehirnähnliche Masse dort unten stärker als vorher pulsiert und zittert, aber dieser Eindruck wird durch die Sensoren des Schiffes nicht bestätigt. Das SHADDOCK-KREK scheint ahnungslos zu sein.
Ahnungslos?
Ich fühle mich bei abwegigen Gedanken ertappt.
Wie kann etwas Ahnungen haben oder nicht haben, wenn es gar nicht intelligent ist?
Ich schüttle diese Gedanken unwillig ab. Sie sind völlig fehl am Platz und hindern mich nur an der Erfüllung meiner Pflicht.
Da, ich hätte bereits einschreiten müssen! Melerk-2 und seine drei Mitarbeiter stehen untätig herum. Dabei kommt es auf entschlossenes, zügiges Vorgehen an.
„Ich erteile euch einen Tadel!" sage ich scharf. „Euer Zögern ist strafwürdig."
Sie reagieren sofort.
Ich halte unwillkürlich den Atem an, als ich sehe, daß sie ihre Schutzschirme deaktivieren. Aber das muß sein, denn sonst
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