1283 - Der Kartanin-Konflikt
Panoramagalerie in der kreisrunden Hauptzentrale der ESTARTU. Das Schiff bewegte sich schon wieder mit hoher Überlichtgeschwindigkeit durch ein psionisches Netz. Ringsum stoben energetische Entladungen in Form von explodierenden Farben auseinander, Sonnen leuchteten in Fehlfarben und schwangen gleich Kirchenglocken hin und her, magnetische Sterne schleuderten ihre Strahlen, und die hyperenergetischen Schockwellen von Supernova stürmten gleich kosmischen Brandungswellen durch die gesamte Sterneninsel.
Und mit einemmal wurde der „Film" abrupt angehalten.
Die ESTARTU fiel aus dem psionischen Netz hinaus und in den sogenannten Normalraum hinein.
Ich hielt unwillkürlich den Atem an, als schräg unter uns eine weißgelbe Sonne vom Sol-Typ im All hing, umkreist von zwölf unterschiedlich großen Planeten (ein Bild, das natürlich nur von einem hochwertigen Computer mit Hilfe von Ortungsdaten auf den Bildschirm „gezaubert" werden konnte). Der stark abgeblendete Hintergrund verriet mir, daß wir uns im äußeren Randsektor des Zentrums von M33 befanden.
„Das Guunen-System", kommentierte Stalker und ließ eine Ausschnittvergrößerung entstehen, die einen etwas mehr als erdgroßen Planeten mit ausgedehnten Poleiskappen und blauer, wolkengesprenkelter Atmosphäre darstellte. „Kartan, der vierte Planet Guunens", stellte er fest, als ob es die selbstverständlichste Sache der Welt wäre, daß wir unmittelbar vor dem Heimatplaneten der Kartanin standen.
Domo Sokrat lachte brüllend.
Daß Haluter immer so schrecklich laut lachen mußten!
„Die kartanische Ortung wird uns schon erfaßt haben!" schrie Lelila, um das Gebrüll Domos zu übertönen.
„Unser Ortungsschutz ist perfekt", wehrte Stalker ab.
Er drehte den Kopf und musterte uns Shana durchdringend.
„Eure Hamosh-Probe ist nahe", stellte er mit vibrierender Stimme fest. „Ihr werdet meinen Freund Gershwin befreien und dabei den Kartanin eine Lehre erteilen."
„Eine Lehre erteilen?" echote ich verwundert. „Aber wir haben sie ja selber erst dazu veranlaßt, Homer zu entführen."
„Sie sollten ihn in die Upanishad auf Arkon Ibringen", stellte Stalker richtig. „Hätten sie das getan, wären längst Verhandlungen zwischen ihnen und der Hanse in Gang gekommen. Aber sie haben das durch ihren Verrat verhindert. Dafür müssen sie bestraft werden."
„Mit dem Tode?" warf Lelila Lokoshan ein.
Ich lächelte darüber. Wir waren doch keine Mörder.
„Natürlich nicht", entgegnete Stalker, wie ich nicht anders erwartet hatte. „Wir bestrafen sie dadurch, daß wir ihnen beweisen, wie wenig ihre technischen Ausrüstungen und ihre Sternsöldner gegenüber drei Shana wert sind. Sie sollen sich für eine kurze Zeit völlig hilflos fühlen, um so aufgeschlossener werden sie dann unseren Friedensbemühungen gegenüber sein."
„Wir sind zur Hamosh-Probe bereit, Sotho!" grollte unser halutischer Bruder.
„Gut!" erwiderte Stalker. „Ihr bekommt ein speziell für Kommandoeinsätze ausgerüstetes Beiboot und werdet auf Kartan landen - und zwar in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Tozinkartan. Homer befindet sich entweder schon dort oder wird in Kürze dorthin gebracht werden."
„Woher weißt du das alles?" erkundigte sich die Kamashitin.
Ich blickte sie prüfend an.
Mißtraute sie unserem Panish Panisha etwa? Das wäre ja lachhaft gewesen!
Stalker lächelte verständnisvoll und winkte sie zu einem Kontrollpunkt. Wir Shana folgten ihr.
„Hier!" sagte Stalker und deutete auf einige Bildschirme, die Orte auf Kartan, Ausschnitte der unmittelbaren Umgebung des Planeten sowie zahlreiche Ortungsdiagramme zeigten.
„Im Guunen-System kommen laufend schwerbeschädigte Raumschiffe an. Abgehörte Hyperfunkgespräche beweisen, daß sie aus dem N'jala-System geflüchtet sind, das anscheinend eine Schlüsselrolle im Kartanin-Imperium spielt.
Dadurch bedingt, herrscht ein ziemlich heilloses Durcheinander innerhalb des Guunen-Systems. Deshalb haben die Kartanin die MASURA in eine außergewöhnlich niedrige Kreisbahn um Kartan geschickt - und sie werden ihre wertvolle Geisel in ihre Hauptstadt in Sicherheit bringen beziehungsweise schon gebracht haben."
Ich sah auf einer Sektorvergrößerung die MASURA, auf einer anderen einen außerordentlich tiefen Canon und in seinen Felswänden die Bauwerke einer gigantischen und hochmodernen Metropole - und ganz in der Nähe davon eine zeltdachähnliche Konstruktion.
„Das ist ihre Ratshalle", erläuterte Stalker und deutete
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