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1284 - Am Paß der Icana

Titel: 1284 - Am Paß der Icana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verzog, vor sich hin gemurmelt: „Seltsam. Ich hätte geschworen, ihr wäret drei."
    Davon hatte Bull sich überzeugen lassen. Die Bewußtseine der beiden Siganesen, die sich in Jo Polynaises Leib aufhielten, waren dem psionischen Spürsinn des Ulupho nicht entgangen.
    Chimba dagegen war ein ganz und gar handgreifliches Geschöpf. Sein Bewußtsein und gewisse Teile seines Körpers waren die eines Nyundo. Die Nyundo waren, so hörte man von Chimba, ein ehrwürdiges, altes Volk mit hochentwickelter Zivilisation, dessen Stammwelt irgendwo nahe dem Zentrum der Galaxis Siom Som, im Bereich der Heraldischen Tore, lag. Im Dienst des Ewigen Kriegers hatte Chimba sich zahlreiche Verletzungen zugezogen, die letzte davon so schwer, daß er nur mit Hilfe eines synthetischen Ersatzkörpers weiterzuleben vermochte. Anstatt sich von der Trostlosigkeit seines Geschicks niederdrücken zu lassen, hatte er aus einer verfahrenen Situation das Beste gemacht. Er hatte Wert darauf gelegt, daß nur die wertvollsten Materialien, nur die ausgefeiltesten Mechanismen zur Stützung seines malträtierten Körpers verwendet wurden. Er hatte es auch nicht bei der ersten, lebensrettenden Operation bewenden lassen. Er war Stammkunde geworden bei etlichen Spezialisten, die sich mit der Rekonstitution lebensunfähiger Leiber befaßten, und bei jeder Gelegenheit hatte er sich ein neues Gerät, eine weitere Funktion in den Rumpf operieren lassen. Im Lauf der Jahre war er zum wandelnden Werkzeugkasten geworden, einem Roboter weitaus ähnlicher als einem organischen Wesen. Er sah aus wie eine surrealistische Skulptur, zusammengesetzt aus Dutzenden von Kasten und Kästchen, Behältern, Schalen, Scheiben, Antennen und Kristallfragmenten. Irgendwo aus dem Durcheinander lugte ein großes, blaues Auge hervor, eines der wenigen noch übriggebliebenen Originalbestandteile des Nyundo-Körpers. Chimba hatte einst drei Augen besessen; zwei waren ihm abhanden gekommen.
    Aber im Innern des zirka anderthalb Meter hohen Gerätehaufens, der sich auf unsichtbaren Extremitäten bewegte, hin und wieder auch den Boden verließ und schwerelos durch die Luft glitt, pochte ein organisches Bewußtsein. Chimba artikulierte sich mit Hilfe einer Sammlung von Synthesizern. Es geschah selten, daß er zwei Sätze mit derselben Stimme sprach. Die Synthesizer-Ausgänge waren über den ganzen Körper verteilt. Man wußte nie im voraus, woher Chimbas Stimme kam.
    Im Gegensatz zu Twik war Chimba ein überaus bescheidener Charakter.
    „Ich weiß nicht, was du mit mir Blechkasten anfangen willst", sagte er, als Bull ihm seine Entscheidung mitteilte. „Aber ich werde mir auf jeden Fall Mühe geben, dir nützlich zu sein."
    Später betrat Salov den Raum. Er sah sich um. Ein amüsiertes Grinsen huschte über sein knochiges Gesicht.
    „Ich sehe, du hältst nicht viel von einem umfangreichen Troß", sagte er. „Ich muß sagen: Ich an deiner Stelle hätte mich ebenso entschlossen."
    Ein Fahrzeug hatte Bull sich inzwischen ausgesucht. Geräte, die er für wichtig hielt, entnahm er einem umfangreichen und bestens ausgestatteten Lager. Für Jo Polynaise und sich selbst wählte er je eine mit Antigrav und Feldschirmgenerator ausgestattete Einsatzmontur. Viel lieber hätte er seinen SERUN getragen, aber der war in dem Haus im Park zurückgeblieben. Was hätte Kuursen Ton wohl dazu gesagt, wenn er zum Besuch der Galerie der Dreizehn Krieger mit seinem Überlebenssystem angetreten wäre?
    Nachdem die Vorräte ins Fahrzeug geladen waren, wandte Bull sich an Salov.
    „Ich möchte mit dir abrechnen", sagte er. „Wie viel schulde ich dir?"
    Salov nannte einen Preis, dessen Geringfügigkeit Bull überraschte. Er musterte den Mann mit dem knöchernen Gesicht.
    „Du gibst mir manches Rätsel auf", bemerkte er. „Du hast mir, dem Fremden, bessere Dienste geleistet, als mancher Freund es hätte tun können. Ich will dich nicht übervorteilen und bitte dich, deine Forderung zu verdoppeln. Ich sehe Dinge, die mich ahnen lassen, daß du einer planetenweiten Organisation angehörst, die der mardakaanschen Obrigkeit nicht freundlich gesinnt ist. Du weißt, daß auch ich mit den Behörden nicht im besten Einvernehmen lebe. Wir ziehen also beide am selben Strang.
    Nimm mein Geld, und sag mir, wer du wirklich bist."
    Salov kniff die Lippen zusammen, so daß sein Mund fast vollends verschwand. Dann sagte er: „Komm mit mir. Ich will dir's erzählen."
     
    *
     
    Sie schritten einen kahlen, hell beleuchteten

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