1284 - Am Paß der Icana
Susa knapp über zehn, Luzian elfeinhalb Zentimeter groß. Sie konnten dorthin vordringen, wo Wesen von Normalgröße der Weg versperrt war. Und vor allen Dingen: Kaum jemand nahm sie wahr. Niemand erwartete, intelligente Wesen von dieser Winzigkeit zu sehen.
Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, wandte Bull sich an Kuursen Ton.
„Das ist ein Ausflug, der sich lohnt", sagte der Schiedsrichter. „Die Geschichte der dreizehn Helden ist wirklich faszinierend, und sie wird in der Galerie gut dargestellt. Ich selbst war wenigstens schon zwanzigmal dort."
Man vereinbarte den Aufbruch für kurz vor vierzehn Uhr. Bull hatte längst festgestellt, daß der kürzeste Weg zum Platz der Dreizehn Krieger tatsächlich über die Straße Lemma führte. Er legte Wert darauf, daß er sein eigenes Fahrzeug benützen könne und Kuursen Ton mit seinen Begleitern ihm in einem zweiten folgte. Dagegen erhob der Schiedsrichter keinen Einwand.
Die beiden Schweber stiegen aus dem Park auf und gingen zunächst auf eine der für den stadtüberquerenden Verkehr zugelassenen Flughöhen. In Zielnähe dirigierten die Autopiloten die Fahrzeuge in die Tiefe. Die Straße Lemma war eine reine Fahrstraße.
Schweber aller Typen, glitten, von der Funkleitung zu Kolonnen geordnet, in beiden Richtungen ruhig dahin. Sie bewegten sich in drei Flugebenen von acht, sechzehn und vierundzwanzig Metern Höhe. Bulls Schweber fädelte sich auf die unterste Flugebene ein.
Bull sah, daß Kuursen Tons Fahrzeug ihm getreulich folgte. Weiter vorne weitete sich die Straße. Dort mündete sie auf den Platz der Dreizehn Krieger. Auf dem Platz gab es auch Fußgängerverkehr. Die Funkleitung verringerte daher die Geschwindigkeit der Fahrzeuge.
„Ich glaube, es geht los", sagte Jo Polynaise.
Am Rand des Platzes war ein Blitz aufgezuckt. Ein Ruck fuhr durch den Schweber. Ein Alarmsignal gellte, und der Autopilot rief mit durchdringender Stimme: „Manuellsteuerung! Funknetz gestört."
Bull griff in die Kontrollen. Der Bug des Fahrzeugs hatte sich der Straßenoberfläche entgegengeneigt. Bull fing es ab, bevor es zum Aufprall kam. Über die Funkverbindung hörte er Kuursen Ton sagen: „Wir kehren am besten um und versuchen es von Süden her. Da vorne scheint es einen Unfall gegeben zu haben."
„Kann nicht", stieß Bull hervor. Er keuchte, als habe er Mühe mit den Kontrollen. „Das Ding stürzt mir ab, wenn ich jetzt eine Wendung probiere."
Darauf hatte Kuursen Ton nichts mehr zu sagen. Bull stellte fest, daß er ihm auf den Fersen blieb. Ahnte der Schiedsrichter jetzt, daß der Unfall inszeniert war, um seinem Schützling das Entkommen zu ermöglichen?
Dicht über dem Boden schoß der Schweber dahin. Auf den höheren Fahrebenen herrschte Verwirrung. Es kam zu Zusammenstößen, die allerdings von ungefährlicher Art waren, weil die Fahrzeuge ihre Geschwindigkeit drastisch vermindert hatten. Bulls Hochachtung Salov gegenüber wuchs. Es gehörte einiges dazu, das nahezu unstörbare Funkleitsystem aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Die Häuserwände zu beiden Seiten der Straße blieben zurück. Der Platz war erreicht.
Die qualmenden Trümmer eines kleinen Schwebers lagen am Boden. Das Fahrzeug mußte explodiert sein; seine Aufbauten waren eine zerknüllte Masse schwarzen, zur Hälfte geschmolzenen Polymermetalls. Das war der Blitz gewesen, den sie gesehen hatten.
Bull schaute sich um. Kuursen Ton war knapp dreißig Meter hinter ihm. Bull hielt geradewegs auf den Platz hinaus. Von rechts kam ein großer Transporter herangetaumelt. Er schien außer Kontrolle zu sein. Einen Augenblick lang befürchtete Bull eine Karambolage. Dann sah er, daß der Transporter etliche Meter hinter ihm seine Bahn kreuzen würde. Über Funk hörte er Kuursen Ton mit schriller Stimme einen singenden Entsetzensschrei ausstoßen.
„Weich aus, du Narr! Wir sind..."
Es gab einen Krach. Die beiden Fahrzeuge waren zusammengestoßen. Kuursen Ton hatte im letzten Augenblick die Geschwindigkeit verringern können. Der Schweber und der Transporter gingen zu Boden. Bull sah, wie sich an dem Schweber die Luke öffnete und der Schiedsrichter herausgestürmt kam, vor Entrüstung mit allen zwölf Tentakeln wedelnd.
„Wir sind am Ziel", sagte Jo Polynaise ruhig.
Unmittelbar vor ihnen, dicht über dem Boden, schwebte ein langgestrecktes Fahrzeug, auf dessen Rumpfverkleidung das Symbol des Dritten Weges prangte: Ein gleichseitiges Dreieck mit drei Pfeilen, die aus dem Mittelpunkt zu den drei
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