1284 - Am Paß der Icana
Ijarkor, ich fordere dich heraus! Niemand nahm mich ernst.
Immerhin sprach man in Mardakka von dem Narren, der durch die Straßen zog und den Ewigen Krieger zum Zweikampf herausforderte. Und eines Tages stellte sich mir ein Wesen in den Weg, das in einen stachelbewehrten Panzer gekleidet war. Es trug einen Helm, der vorne mit Gitterstäben verkleidet war, und hinter den Stäben leuchteten zwei grüne Punkte wie Augen..."
„Ein Elfahder", sagte Bull.
„Ja, ein Elfahder. Er sagte, der Ewige Krieger hätte keine Zeit, sich um einen Toren wie mich zu kümmern, und ob ich an seiner Statt mit ihm kämpfen wolle. Selbstverständlich nahm ich an."
Salov schwieg eine Zeitlang. In seinem sonst so starren Gesicht hatte es zu arbeiten begonnen. Die Erinnerung machte ihm zu schaffen.
„Der Kampf dauerte mehrere Stunden", fuhr er schließlich fort. „Nicht weil ich so gewandt und kräftig war, sondern weil der Elfahder sich vorgenommen hatte, meinen Stolz Stück um Stück auseinander zu nehmen. Er trieb mich bis an den Rand des Todes; dann ließ er von mir ab. Ich brauchte Monate, um wieder auf die Beine zu kommen, und in diesen Monaten formte sich in meinem Bewußtsein ein Bild des Universums, wie es wirklich war.
Die Macht der Ewigen Krieger war, verglichen mit dem, was die Gavvron zu bieten hatten, unendlich. Wenn sie überhaupt gebrochen werden konnte, dann würde dies ein Prozeß sein, der die Kräfte vieler Völker benötigte und sich über Jahrhunderte erstreckte.
Ich allein konnte überhaupt nichts ausrichten. Mir war am besten damit geraten, daß ich mich von jetzt an nur noch um die Angelegenheit kümmerte, deretwegen ich nach Mardakaan gekommen war.
Ich suchte nach meinem Bruder und meines Vaters Bruder und fand sie unter den Sklaven, die für die Planform-Architekten Frondienste verrichteten. Sie hatten an einem Spiel des Lebens teilgenommen und verloren. Sie hatten sich auch störrisch betragen und des öfteren gegen die Gesetze des Kodes verstoßen. Dafür hatten sie nun ein Mardakaan-Jahr lang den Architekten zu dienen. Die Welt der Sklaven war die Hölle. Für ihre Dienste bezahlten ihnen die Architekten einen lächerlichen Lohn, der nicht einmal zum Stillen des Hungers reichte. Die Fronarbeiter lebten in Höhlen. Sie froren durch die kalten Nächte; denn angemessene Kleidung war viel zu teuer, als daß sie sie sich hätten leisten können. Sie arbeiteten fünfzehn Stunden unter härtesten Bedingungen, dann hatten sie fünf Stunden Ruhe. Mein Bruder und mein Vatersbruder waren zu Skeletten abgemagert, als ich sie fand. Die Architekten kümmerten sich nicht um ihre Sklaven.
Wozu sollten sie auch? Es gab ihrer genug. Die Fronarbeiter starben wie die Fliegen, aber für jeden, der tot umfiel, wurde ein neuer geliefert.
Es gelang mir, den Bruder meines Vaters zu befreien. Er war auf den Tod krank. Wir waren unterwegs nach Mardakka, als ich merkte, daß es mit ihm zu Ende ging. Ich landete hier zwischen den Felsen. Dort, wo du jetzt sitzt, hockte ich und hielt den Sterbenden in den Armen. Er starb friedlich. Aber er nahm mir das Versprechen ab, daß ich mich um die Fronarbeiter kümmern werde. Ich verbrannte die Leiche, wie es die Sitte der Gavvron verlangt. Der Ort ist mir seitdem heilig.
Meinem Bruder konnte ich nicht helfen. Ich lieferte ihm heimlich Proviant und Kleider, auch den anderen Mitgliedern des Trupps, zu dem er gehörte. Er leistete seinen Frondienst ab, und als er freikam, kehrte er nicht nach Gavvr zurück, sondern blieb auf Mardakaan, um mir zu helfen.
Ich hatte nämlich inzwischen erfahren, daß bei den Wetten, die man auf die Spiele des Lebens abschließt, Milliardensummen umgesetzt werden. Die Fronarbeiter haben des öfteren Kontakt mit Teilnehmern des Spiels, wenn diese kommen, um sich eine bestimmte Bühne, ein für sie interessantes Szenario anzusehen. Ich vertiefte mich in die Technik des Wettens und erkannte rasch, daß es zahlreiche Möglichkeiten gab, die Spielchancen zu beeinflussen. Die Kämpfer, die sich an den Spielen beteiligten, sind keineswegs alle bis zum Scheitel hinauf mit den Lehren des Kodex angefüllt. Viele kämpfen, um Geld zu verdienen. Mit Geld kann man sie locken. Man kann sie veranlassen, im entscheidenden Augenblick zu versagen oder sich kodexwidrig zu verhalten - mit anderen Worten: das Spiel zu werfen. Zwar laufen sie dann Gefahr, ein Mardakaan-Jahr lang Frondienst leisten zu müssen, aber wen kümmert das schon, wenn sie nur genug Geld an der Sache
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