1284 - Am Paß der Icana
die Felsenhalle verlassen.
„Das scheint mir ein unverhältnismäßig großer Aufwand für eine Expedition zum Nordpol", bemerkte Bull, während Salov zur Landung anschwebte.
Dessen dünner Mund zog sich noch mehr in die Breite. Hörbar amüsiert, antwortete Salov: „Sorge dich nicht. Deine Expedition kommt mit einem einzigen Fahrzeug aus. Die Höhle ist ein Sammelpunkt, an dem wir einen Teil unseres Geräts unterbringen."
Bull atmete auf, und Salov fuhr nach kurzer Pause fort: „Du machst dir Sorge, daß die Sache zu teuer wird, nicht wahr?"
Bull nickte.
„Die Frage, wie viel das alles kostet, ist mir durch den Kopf gegangen", gab er zu. „Die Mittel, die mir zur Verfügung stehen, sind nicht unbegrenzt. Außerdem bin ich der Ansicht, daß beim Vorstoß zum Nordpol ein kleiner, unauffälliger Trupp mehr Aussicht auf Erfolg hat als ein umfangreiches Expeditionskorps."
„Mach dir keine Sorge", beruhigte ihn Salov. „Du bekommst genau die Truppe, die du dir wünschst. Und zu teuer werde ich es dir auch nicht machen."
*
Im Hintergrund der Höhle, an den großen Hangar angrenzend, lagen zahlreiche kleinere Räume, die für die Unterbringung der Besatzung des unterirdischen Stützpunkts gedacht waren. Je mehr Reginald Bull von der Einrichtung der Anlage inmitten des Felsmassivs zu sehen bekam, desto deutlicher wurde ihm, daß Salov keineswegs ein dahergelaufener Geschäftemacher war, der sein Geld damit verdiente, daß er wahllos Fremde aufgriff und ihnen illegale Dienstleistungen vermittelte. Hier existierte offenbar eine mit großem Organisationstalent aufgezogene und bedeutenden Mitteln ausgestattete Untergrundorganisation, in der Salov eine wichtige, wenn nicht gar die tonangebende Rolle spielte.
Die Einrichtung der Unterkünfte war gediegen und behaglich. Sie variierte von Raum zu Raum; die Räume selbst waren in Größe und Form einer vom ändern verschieden. Das alles gab Aufschluß darüber, daß Salovs Organisation sich aus den Mitgliedern verschiedener Spezies zusammensetzte.
In einem dieser Räume hatte Reginald Bull während der vergangenen Stunden Auslese gehalten. Eines nach dem ändern waren ihm die Wesen vorgestellt worden, von denen Salov meinte, daß sie ihm bei seinem Vorhaben von Nutzen sein könnten. Bull hatte sich mit ihnen unterhalten, hatte sich ihre Fähigkeiten demonstrieren lassen - und dann seine Wahl getroffen. Viel war nicht übriggeblieben von Salovs umfangreichem und vielfältigem Angebot: Twik, der Ulupho, und Chimba, der Droide.
Twik kauerte auf dem Tisch, ein struppiges, schwarzbraunes Pelzknäuel. Auch jetzt, im grellen Schein der künstlichen Beleuchtung, ließ sich nicht erkennen, wieviel Gliedmaßen er besaß. Die Art, wie er sich bewegte, deutete darauf hin, daß er wenigstens sechs Füße zur Fortbewegung benutzte. Er war überaus flink. Wenn er von einer Seite des Tisches zur anderen rannte, sah es aus, als schösse eine Kanonenkugel durch den Raum.
Merkwürdig stach das helle, fast weiße Gesichtchen mit der rüsselförmigen Schnauze gegen die dunkle Haarpracht ab. Die dunklen Knopfaugen blickten wach und intelligent.
Mit erstaunlich kräftiger Stimme brachte das fremdartige Wesen hervor: „Du wirst es nicht bereuen, mich ausgewählt zu haben, Vironaut. Wir Ulupho, besonders die Movari und in allererster Linie die von der Sippe Tantos, sind tapfer und treu. Unser Mut kennt keine Grenzen, und in unseren zierlichen Körpern wohnen Kräfte, die die Welt aus den Angeln heben können."
Es war jedoch ein ganz anderer Grund, weswegen Reginald Bulls Wahl auf den Ulupho gefallen war. Twik hatte sich gerühmt, gewisse parapsychische Fähigkeiten zu besitzen.
Er war wissenschaftlich nicht geschult; deswegen hatte er nicht besonders klar ausdrücken können, welcher Art seine Begabung sei. Er hatte ein Gehabe an sich, das ohne weiteres als großsprecherisch bezeichnet werden konnte. Deswegen hatte Bull seinen Beteuerungen zunächst mißtrauisch gegenübergestanden. Aber Twik hatte ihn überzeugt, ohne es eigentlich zu wollen. Während der Unterhaltung war Jo Polynaise eingetreten. Bull hatte ihn begrüßt und dem Ulupho vorgestellt. Nachdenklich hatte Twik zu dem Hünen aufgeblickt und ihn in eigenartigem Tonfall gefragt: „Bist du sicher, daß du alleine bist?"
Jo hatte daraufhin gelacht und gemeint: „Falls sich nicht mein alter ego hier irgendwo als Gespenst herumtreibt - gewiß doch."
Und Twik hatte, wobei er die Schnauze auf ganz merkwürdige Weise
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