Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1285 - Das Spiel des Lebens

Titel: 1285 - Das Spiel des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
wollen das Land aus der Unfreiheit führen. Ob sie uns schmähen und steinigen - wen kümmert's? Hauptsache, wir haben unser Ziel erreicht."
    Ich mußte mich räuspern; denn beinahe hätte mich angesichts so viel Idealismus die Rührung übermannt.
    „Ich bin nicht ganz so opferbereit wie du", sagte ich zu Wrash. „Wenn wir den Tyrannen gestürzt haben, halten wir selbst die Zügel in der Hand. Gewiß, wir wollen sie abgeben.
    Das Volk mag selbst bestimmen, von wem es regiert werden will. Aber solange wir an der Macht sitzen, möchte ich den sehen, der es wagt, uns kreuzigen, steinigen oder auch nur schmähen zu wollen. Ich jedenfalls hätte keine Bedenken, ihm kräftig auf den Schädel zu klopfen."
    Da sah er auf und lächelte. Es war ein kaltes, freudloses Lächeln. Es trieb einem einen kalten Schauder über den Rücken. Später erfuhr ich, daß Wrash von seinen Mitkämpfern auch der Lächler genannt wurde. Aber er lächelte nur, wenn er einen Entschluß gefaßt hatte, der für seinen Gegner tödliche Gefahr bedeutete.
    „Dein Plan gefällt mir", sagte er. „Es ist gut, daß du zu uns gefunden hast. Keiner von uns hätte sich etwas derart Heimtückisches ausdenken können."
    Da konnte ich nicht mehr länger an mich halten. Ich mußte unbedingt die grundlegende Philosophie meines Lebens loswerden.
    „Es ist ehrenhaft, zu siegen und zu sterben", sagte ich feierlich. „Vernünftig dagegen ist es, den Sieg zu überleben und seine Früchte in Ruhe zu genießen."
     
    *
     
    Es war ein kahler, fensterloser Raum. Die achtundvierzig terranischen Shana hatten sich im Halbkreis hinter Reginald Bull aufgestellt. Vor sich hatte er Graucum, den Ophaler, der den Titel Panish Panisha trug. In dessen Nähe standen etliche Panisha, Gestalten, die wie eine verkleinerte Ausgabe Stalkers wirkten.
    Ganz im Hintergrund, vor einer der kahlen Wände, waren Jo Polynaise und Chimba postiert worden. Der Droide sah wie ein Abfallhaufen aus. Die Explosion draußen am Projektor des Psi-Felds hatte nicht viel von seiner Körpersubstanz übriggelassen, und das wenige, das noch da war, trug Brand- und Schmelzspuren.
    Bis jetzt war noch kein Wort gefallen. Man hatte Reginald Bull in den Raum geführt, und kurze Zeit später waren der Panish Panisha, die Stalker-Abbilder und die beiden Gefangenen erschienen. Besorgt hielt Bull nach Twik und den beiden Siganesen Ausschau. Was war aus ihnen geworden? Da öffnete Jo Polynaise den Mund, und ehe ihn jemand daran hindern konnte, sagte er auf sothalk: „Wir sind alle da!"
    Wütend und mit zitternden Organtrauben fuhr der Panish Panisha herum.
    „Schweig!" donnerte er Jo an. „Ich bin der einzige, der hier spricht."
    Reginald Bull jedoch fiel eine Zentnerlast von der Seele. Susa Ail und Luzian Bidpott befanden sich offenbar wieder an ihrem gewohnten Standort, und der Ulupho mochte sich in einer von Jo Polynaises geräumigen Taschen verkrochen haben. Graucum und seine Panisha hatten die drei Zwerge nicht bemerkt. So und nicht anders war Jos Bemerkung zu deuten.
    „Ich wußte von Anfang an, daß du ein Frevler bist", sang der Panish Panisha in düsteren, elegischen Tönen. „Dein Vergehen ist nicht das einer vorübergehenden, kurzdauernden Verwirrung. Du widersetzt dich bewußt und andauernd der Lehre vom Permanenten Konflikt und der Weisheit der Ewigen Krieger. Du hast dich des Ultimaten Frevels schuldig gemacht, als du die Faust des Kriegers von dir schleudertest und zuließest, daß sie durch die thermonukleare Glut einer Sonne vernichtet wurde. Man ist dir mit Rücksichtnahme begegnet Man hat zur Kenntnis genommen, daß du irgendwann in der Vergangenheit einmal würdig gewesen sein mußt, die Faust des Kriegers zu empfangen. Davon ausgehend, hat man dir den Status eines ehemals Privilegierten zugestanden.
    Aber was tatest du? Du entzogst dich dem Schiedsrichter, der keine andere Aufgabe hatte, als über deine persönliche Sicherheit zu wachen. Du machtest dich auf den Weg nach Norden, um ohne Einladung in die Hohe Schule einzudringen. Du wurdest geleitet von dem Wahn, daß die, die hinter dir stehen - achtundvierzig Wesen deiner eigenen Spezies - hier als Gefangene gehalten würden und sich nach Rettung sehnten. Abermals verkanntest du die grundlegende Weisheit der Ewigen Krieger. Wer hier ist, ist freiwillig hier. Wer hier ist, lebt für die Lehre des Permanenten Konflikts. Wer hier ist, steht im Dienst der Krieger. Einmal ein Shad, immer ein Shad. Du erkanntest das nicht, weil dein verwirrter

Weitere Kostenlose Bücher