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1287 - Wiedersehen im Jenseits

1287 - Wiedersehen im Jenseits

Titel: 1287 - Wiedersehen im Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht ausreden. »Genaues weiß ich nicht, aber ich könnte mir vorstellen, wo wir Helena und diesen Abraham Ascot finden.«
    »Wo denn?«
    »Auf dem Friedhof…«
    ***
    Abraham Ascot spürte noch den Schwindel, obwohl er mit beiden Füßen den Boden berührte. Deshalb drehte er sich auch nur langsam um. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, die wie ein Netz über dem Friedhof lag, aber vom harten Silberlicht des Mondes etwas aufgeweicht wurde.
    Deshalb sah er auch das große Grab!
    Das Dach ragte in die Höhe wie die Spitze einer Pyramide. Er sah es direkt vor sich, und wenn er ein paar Schritte gegangen wäre, dann hätte er auch die Eingangstür erreicht.
    Um ihn herum war es still. Niemand war zu sehen. Nicht mal Tierstimmen hörte er, und seine Gedanken drehten sich um sein Schicksal. Er wusste, was mit ihm passiert war. Die Bilder aus dem Büro liefen wie ein Film vor seinen Augen ab, und das Letzte wurde zu einem Standbild, in dem er sich als Mittelpunkt befand.
    Nur er. Wo aber steckte Helena?
    Er drehte sich auf der Stelle. Ihm war so kalt, dass er zu zittern begann. Kalte Schauer rannen über seinen Körper. Er hatte so etwas noch nie erlebt, und er sah tief in seinem Innern ein, dass er sich zu den Verlierern zählen musste.
    Warum? Er hatte immer darauf gesetzt, ein Gewinner zu sein. Zusammen mit Helena. Der Plan war gut gewesen. Er war zukunftsträchtig. Er war so perfekt. Menschen und Geistwesen zusammenzubringen, das war ihm gelungen. Seine Affinität zu der Ahnin hatte sich ausgezahlt, aber jetzt hatte sie ihn allein gelassen.
    Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Er schnappte nach Luft und fuhr herum.
    Von innen her öffnete jemand sehr langsam die Tür zur Gruft. Sekundenlang erwischte Ascot das Gefühl der Angst kalt wie der Stahl einer Messerklinge. Er stellte sich einiges an Grauenvollem vor, was da wohl aus dem Grab kam, aber er atmete sehr schnell auf, als er Helena erkannte.
    Trotz der Dunkelheit war sie gut zu sehen, weil ein schwaches Leuchten ihren Körper umgab. Sie musste es aus der anderen Welt mitgebracht haben, doch der Körper selbst war normal und fest wie immer.
    Ascot ging einen Schritt nach vorn, zog das Bein jedoch sofort wieder zurück. Wie jemand, der es sich anders überlegt hat.
    Helena hatte die Bewegung trotzdem gesehen. »Ja, ja, komm ruhig näher, Abraham. So will ich es. Wir beide gehören jetzt zusammen. Komm in mein Haus.«
    Ascot fiel ein Stein vom Herzen. Er war froh, das gehört zu haben. Die Aufforderung hatte den Druck von seiner Seele genommen. Seine schlimmsten Befürchtungen waren nicht eingetreten, denn er hatte damit gerechnet, dass sie ihn für das bestrafen würde, was sie in der Praxis erlebt hatte.
    Ein tiefer Atemzug sollte seine letzten Bedenken wegfegen, bevor er ihrem Wünsch nachkam.
    Der Psychologe ging trotzdem nicht normal. Er, der oft antrat, um anderen Menschen die Angst zu nehmen, merkte instinktiv, dass trotzdem nicht alles in Ordnung war, doch einen Rückzieher wollte er auch nicht machen. Und so ging er über die Vorderseite des Grabes auf die offene Tür und damit auf die dort wartende Helena zu.
    Sie sagte nichts mehr und ließ ihn kommen. Als er nahe genug bei ihr war, ging sie wieder zurück in die Gruft, wobei die Tür nicht zufiel, denn sie hatte sie festgekantet.
    Ascot betrat die Gruft!
    Er war schon öfter auf diesem Friedhof gewesen, doch den Platz der Toten hatte er noch nie betreten.
    Hier war alles anders. In dieser Umgebung verlor sich das Menschsein. Hier regierte der Tod mit seinem kalten Schrecken.
    Er dachte nicht mehr daran, dass es Helena gelungen war, den Tod zu überwinden. In einer Umgebung wie dieser musste ein normaler Mensch einfach Angst bekommen.
    Ascot reagierte wie andere Menschen auch. Er zog den Kopf ein, und seine Gestalt wurde kleiner. In den Augen spürte er das leichte Brennen. Er kam sich hier völlig fehl am Platze vor, und er wartete darauf, dass Helena etwas sagte.
    Schön wie immer stand sie vor ihm. Der leichte Schimmer um ihren Körper herum war geblieben und erreichte ihr Gesicht. Als Ascot genauer hinschaute, glaubte er die Totenblässe darin zu erkennen, und er stellte zudem fest, dass die Haut viel dünner geworden war, als befände sie sich im Prozess einer Veränderung.
    »Willst du mir etwas sagen, Abraham?«
    Ja, das wollte er. Nur wusste er nicht, wie er damit anfangen sollte. Er hob die Schultern und suchte nach den passenden Worten. Die Entschuldigung floss als

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