1287 - Wiedersehen im Jenseits
mitnehmen«, sagte sie und streckte ihm den rechten Arm entgegen.
Der Moment der Entscheidung stand dicht bevor. Das betraf nicht nur ihn, sondern auch mich, und ich fragte mich, ob ich wirklich noch warten sollte.
Alwin tat es nicht. Er ging vor.
Auch ich zögerte nicht länger. Mit einer heftigen Bewegung riss ich die Tür auf, und stand nach einem langen Schritt im Raum. Ich zog meine Beretta hervor und sagte in die Stille hinein. »Du nimmst keinen mit, Helena!«
***
Das war der Auftritt, der auch von einem Drehbuchschreiber nicht besser in Szene gesetzt werden konnte. Es war der Moment der Überraschung, und auch Helena war perplex. Sie hatte nicht damit gerechnet, denn ihre Gesichtszüge froren ein.
Ich ließ hinter mir die Tür weit auf, damit noch mehr Licht in den Raum fallen konnte. Im Moment behielt ich die Oberhand, und ich wollte, dass dies auch so blieb.
Es bewegte sich tatsächlich niemand. Ascot hockte wie angeklebt auf seinem Stuhl. Sein Mund stand offen. Er konnte mit mir nichts anfangen, da wir uns nie zuvor begegnet waren.
Alwin drehte sich mir zu und glotzte. Und Helena stand wie eine Königin, die über allem wachte, im Hintergrund.
Sie gab mir keine Antwort, obwohl sie von mir angesprochen worden war. Sie hielt die Luft an, und ihr gesamter Körper schien aus Eis zu bestehen, doch den beiden Männern erging es nicht besser.
Abraham Ascot war hier der Chef. Daran erinnerte er sich wieder, und so fing er sich als Erster. Er wollte aufstehen, aber meine Worte verhinderten das. »Lieber nicht, Ascot, bleiben Sie sitzen!«
»Was wollen Sie?«
»Von Ihnen zunächst nichts. Ich will sie. Ich will Helena, das ist alles.«
Ascot begann schrill zu lachen, und er schüttelte dabei den Kopf. »Nein, nein, das ist verrückt. Wer immer du bist, du kannst sie nicht haben. Verschwinde aus meinem Blickfeld, zum Teufel.«
Ich winkte ab. »Lass ihn aus dem Spiel. Aber es bleibt dabei, mein Freund. Ich will sie, und Sie werden mich daran nicht hindern können, Ascot. Ich werde sie mir holen, denn sie hat genug Unheil angerichtet. Ihr Platz ist nicht hier, sondern in der Gruft. Nur weiß das…«
Alwin brüllte. Er schrie, als hätte jemand in seinen Hals eine Sirene gesteckt. Er war wie von Sinnen.
Er drehte durch, denn für ihn war in diesen Augenblicken eine Welt zusammengebrochen.
Er sah mich, er sah auch die Waffe in meiner Hand, aber die störte ihn nicht. Ich hatte seine Helena indirekt angegriffen, und das konnte er sich nicht gefallen lassen.
Wie ein Irrer stürzte er mir entgegen. Er wollte mich mit den eigenen Händen töten, das las ich in seinen Augen. Der Blick war voller Hass, weil ich dabei war, ihm das Liebste zu nehmen, und dagegen musste er etwas tun.
Ich hätte schießen und ihn so stoppen können. Aber ich schoss nicht, denn ich bin kein Killer. Aus dem linken Augenwinkel nahm ich noch wahr, dass Ascot von seinem Platz in die Höhe sprang. Ob er mich ebenfalls angreifen wollte, interessierte mich im Augenblick nicht. Alwin war wichtiger.
Er hatte tatsächlich Schaum vor dem Mund, als er mich mit einem Rundschlag von den Beinen fegen wollte.
Die Faust pfiff über meinem Kopf hinweg, denn ich hatte mich geduckt. Der Schwung ließ meinen Gegner taumeln, und er rannte in einen Ellbogenstoß hinein, der ihm die Luft raubte.
Ich vernahm ein Keuchen, als wollte er Galle spucken. Sein Gesicht verzerrte sich, und ich setzte sofort nach. Der nächste Hieb streifte sein Gesicht und schleuderte ihn auf die beiden schmalen geschlossenen Schränke zu. Dort fing er sich wieder. Er kam hoch, er schnappte zwar nach Luft, aber er warf sich mir entgegen.
Mir war längst klar, dass ich mich nicht auf einen langen Kampf einlassen konnte. Helena war wichtiger und sicherlich auch Ascot, ihr Verwandter.
Wir prallten zusammen. Alwin hatte Kraft. Sie und sein Gewicht setzte er ein, um mich zu Boden zu stoßen, was ihm nicht gelang, denn ich ging schnell nach hinten und nahm dem Rammstoß einiges von seiner Wucht.
Er kam wieder hoch.
Ich schlug zu. Diesmal mit der Waffe. Und ich erwischte seinen Kopf, als dieser sich noch in Bewegung befand. Der Laut, der dabei entstand, gefiel mir gar nicht, aber er läutete gewissermaßen den Anfang vom Ende dieses Mannes ein, dem jetzt auch die Kraft einer Helena Ascot nicht mehr helfen konnte, denn seine Knie wurden weich. Plötzlich war das eigene Gewicht zu schwer für ihn, und vor meinen Füßen sackte er zu Boden.
Ich kannte die Wucht der Schläge. Um
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