1289 - Desteros Söhne
würde, aber diese Hoffnung war sehr gering, weil sie sich nicht vorstellen konnte, wo er sich aufhielt.
Ich hatte da meine eigenen Ideen. Wenn Johnny Conolly mitmischte, und wenn sich Dave Norris ihm anvertraut hatte, konnte es durchaus sein, dass die beiden zusammen waren. Doch das sagte ich der Frau nicht.
Der Besuch bei Mrs. Norris hatte mir nicht viel gebracht. Aber aufgeben würde ich auf keinen Fall.
Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich dranbleiben musste.
Ich kam mir vor wie ein Detektiv, der von einer Adresse zur anderen läuft und darauf hofft, irgendwann die Spur zu erwischen, die ihn weiterbringt.
Meinen Freund und Kollegen Suko wollte ich mit diesem Fall nicht belästigen, und so war meine nächste Anlaufstelle der Anwalt mit dem Namen Gerrit Price. Es gab ihn noch. Das hatte ich in Erfahrung bringen können und fuhr nun auf dem direkten Weg zu ihm. Seine Praxis lag in einem altehrwürdigen Haus in Notting Hill. Sie war nur von der Hofseite zu betreten, und dort fand ich sogar noch eine Parklücke für meinen Rover. Das Krankenhaus stand als nächstes Ziel auf meiner Liste. Zunächst wollte ich herausfinden, ob Mr. Price sich noch an den lange zurückliegenden Vorgang erinnern konnte.
Ich stieg aus und ging dorthin, wo sich nicht nur die Treppe befand, sondern auch einige Schilder, die an der Wand befestigt waren. Es gab in diesem Haus mehrere Firmen, aber mich interessierte nur eine einzige.
Eine Klingel fand ich ebenfalls und drückte sie. Die schwere Tür ließ sich nach dem Summton recht leicht nach innen drücken. Ich betrat den edlen Eingangsbereich des Hauses und musste nur eine Treppe hoch, um den Bereich des Hochparterre zu erreichen. Dort befand sich eine ebenfalls stabile Holztür, die geöffnet wurde, kaum dass ich meinen Fuß auf die letzte Stufe gesetzt hatte.
Eine ältere Frau schaute mich durch die Gläser ihrer Brille an. Sie trug ein braunes Kostüm und darunter eine weiße Bluse. Das graue Haar war sorgfältig frisiert, und sie begrüßte mich mit den Worten:
»Gut, dass Sie so schnell gekommen sind.«
Ich machte das Spiel mit. »Das war ja klar.«
Sie ließ mich eintreten. »Gehen Sie direkt durch bis zu seinem Arbeitszimmer.«
»Danke.«
Ich wusste nicht, was mich hier erwartete. Mir war nur klar, dass ich nicht der Besuch war, den die Frau erwartet hatte. Ich hörte hinter mir die Absätze auf dem Boden klappern, und bevor ich die Tür öffnen konnte, hatte mich die Person erreicht.
Sie hielt mich am Arm fest. »Moment mal, Sir.«
»Ja, was ist denn?«
»Sind Sie wirklich der, den ich angerufen habe?«
»Wieso?«
»Wo haben Sie Ihre Werkzeugtasche?«
Ich schaute in ihre misstrauischen Augen. »Darf ich fragen, wen Sie erwartet haben?«
»Ja, das dürfen Sie. Und zwar den Mann, der unsere Alarmanlage warten soll.«
»Das bin ich nicht.«
Sie trat einen schnellen Schritt zurück. »Sir, es war mein Fehler, das gebe ich zu. Wenn Sie nicht der Mann sind, den ich erwartet habe, wer sind Sie dann?«
»Das wollte ich Ihnen soeben erklären.«
»Dann begleiten Sie mich bitte in mein Büro.«
»Moment, das können wir auch hier regeln.« Ich holte meinen Ausweis hervor und ließ sie ihn kurz lesen.
»Scotland Yard?«, flüsterte sie.
»Genau.«
»Aber… aber… Sie hatten keinen Termin.«
»Das weiß ich.«
»Bedaure, Mr. Sinclair, aber dann kann ich nichts für Sie tun.«
»Das sollen Sie auch nicht, Mrs…«
»Ich heiße Ann Baxter.«
»Gut, Mrs. Baxter. Ich möchte den Anwalt in einer dringenden Angelegenheit sprechen.«
»Oh, da haben Sie Pech gehabt.«
»Wieso?«
»Er ist nicht da. Ich bin momentan allein hier. Und ich werde auch gehen, wenn der Techniker wieder verschwunden ist, der die Alarmanlage warten soll.«
»Dann werde ich wohl mit Ihnen reden müssen, Mrs. Baxter.«
»Das ehrt mich zwar, aber ich werde Ihnen wohl kaum helfen können. Ich bin keine ausgebildete Juristin und…«
»Darum geht es nicht.«
»Was ist dann der Grund?«
»Ich hätte mal eine Frage, Mrs. Baxter. Wie lange arbeiten Sie schon für Mr. Price?«
»Seit er die Praxis eröffnet hat. Und das ist über zwanzig Jahre her.«
»Hervorragend.«
»Wieso?«
»Das werde ich Ihnen erklären. Haben Sie ein Büro?«
»Ja, kommen Sie mit.«
Wir gingen dorthin, wo sie das Kommando führte. Alles war sehr edel eingerichtet, und auch der Teppich war vom Feinsten. Hier roch es nach allem, nur nicht nach Arbeit, aber in gewissen Kanzleien weiß man eben, was man seinen
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