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1289 - Desteros Söhne

1289 - Desteros Söhne

Titel: 1289 - Desteros Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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begriffsstutzig.
    »Er wohnt hier im Haus. Er hat es gekauft und nutzt die obere Wohnung für sich.«
    »So ist das. Dann hat er sich nur mal für ein paar Stunden zurückgezogen?«
    »Genau.« Sie lächelte wieder. »Aber in dringenden Fällen lässt er sich schon stören. Ich werde ihn anrufen.«
    »Ja, tun Sie das.«
    Ich hätte nicht gedacht, zum Schluss doch noch Glück zu haben, aber man muss eben nur hartnäckig genug sein, dann laufen die Dinge wie von selbst. Wie eben hier.
    Mein Glück hielt nicht lange an, denn Ann Baxter legte den Hörer nach kurzer Zeit schon wieder auf und schüttelte den Kopf. »Es ist komisch«, sagte sie, »aber er meldet sich nicht.«
    »Vielleicht hat er das Haus doch verlassen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Besitzen Sie einen Schlüssel zur Wohnung?«
    Ann Baxter lächelte. »Man merkt, dass Sie Polizist sind. Ja, ich habe einen Nachschlüssel.«
    »Dann wäre es ja kein Problem, wenn Sie mir aufschließen.«
    Sie zögerte noch. »Es ist wieder irgendwie gegen das Gesetz, wenn ich Sie jetzt in die leere Wohnung lasse.«
    »Ist sie denn leer?«, fragte ich.
    »Wieso? Sehen Sie das anders?«
    »Das kann durchaus sein, Mrs. Baxter. Die Wohnung braucht nicht unbedingt leer zu sein. Als Polizist muss man immer wieder mit allem rechnen.«
    »Malen Sie den Teufel nicht an die Wand. Das alles kommt mir sowieso unheimlich vor.«
    »Wir werden es gemeinsam lösen.«
    »Gut, Sie haben mich überredet.« Um den Zweitschlüssel zu holen, brauchte sie nicht mehr an den Tresor. Er lag in einer Lade ihres Schreibtisches.
    Als die Frau an mir vorbeiging, sah ich es ihrem Gesicht an, dass sie sich alles andere als wohl in ihrer Haut fühlte. Was sie jetzt vorhatte, schien ihr sehr unangenehm zu sein.
    Ich wollte endlich weiterkommen oder erfahren, ob ich ins Leere getreten hatte. Nur dieses Abwarten und die Ungewissheit gefielen mir nicht, aber ich lauschte auch auf mein dumpfes Gefühl, das sich in mir ausgebreitet hatte.
    Wenig später nahm uns die Kühle des breiten Hausflurs auf. Der Hauch kam mir vor, als wäre er aus einer Gruft gestiegen. Es war sehr still, und wir hörten unsere eigenen Schritte, als wir uns der Treppe zuwandten.
    »Oder möchten Sie den Lift nehmen, Mr. Sinclair?«
    »Ja, danke.«
    Auch der Lift war edel getäfelt. Er hielt in der vorletzten Etage. Zur Wohnung des Anwalts mussten wir dann die Treppe nehmen. Die Stufen sahen blank und wie frisch geputzt aus. Der Handlauf des Geländers bestand aus teurem Wurzelholz, und das Geländer selbst war beste Handarbeit.
    Vor der breiten Tür, die durch eine Scheibe nicht so kompakt aussah, blieben wir stehen. Ann Baxter traute sich nicht, sie aufzuschließen. Sie wollte es normal versuchen und klingelte.
    Wir hörten den Gong bis zu uns nach draußen. Aber das war auch alles, was wir hörten, denn eine Antwort blieb aus.
    Mrs. Baxter war schon nervös geworden. Sie sprach davon, dass es sonst nicht die Art ihres Chefs war, sich klammheimlich zu verdrücken.
    Der flache Schlüssel zitterte etwas in ihrer Hand, als sie ihn in das Schloss steckte. Er glitt weich hinein, und es gab auch keine Probleme mit dem Öffnen der Tür. Seidenweich schwang sie nach innen.
    Uns drang der Geruch von edlem Leder entgegen. Mir kam es vor, als wäre ich in ein nagelneues Auto mit Ledersitzen gestiegen.
    Ich trat über die Schwelle, doch Ann Baxter traute sich nicht. Sie blieb zurück und rief in den vor uns liegenden Flur hinein: »Mr. Price, sind Sie da?«
    Er war es nicht. Zumindest gab er uns keine Antwort. Ich schaute mich um, und meinen Kopf drehte ich dabei nach links, weil ich dort eine breite Öffnung gesehen hatte, hinter der ein großer Raum mit einem sehr breiten Fenster lag. Vor dem Fenster hing etwas von der Decke nach unten.
    Plötzlich wurde ich schnell!
    Ich hatte den Anwalt noch nie in meinem Leben gesehen, aber ich wusste sofort, dass der Erhängte kein Geringerer war als Gerrit Price…
    ***
    Es war die Zeit der Totenstille, die mich umgab. In ihr fühlte ich mich regelrecht eingepackt und wie weggetragen. Es war einfach der Schock, der mich bewegungslos machte, denn mit einer derartig grausamen Überraschung hätte ich nicht gerechnet.
    Ich wartete auf den Schrei der Frau, der aber erfolgte nicht. Es war nicht wie im Film. Dafür hörte ich andere Geräusche. Das schwere Auftreten von Schuhen mit Blockabsätzen und dazwischen ein würgendes Geräusch.
    Ich drehte

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