129 - Der Vampir von Budapest
bereits verdorben.
»Wie kann ein Vampir vor dem Hotel stehen?« fragte Albina, »Wieso fiel das keinem auf?«
»Da sind noch einige Fragen mehr zu klären«, knurrte Vladek Rodensky. »Ich denke, ich werde mich mal mit Janos Selpin, dem Hoteldetektiv, unterhalten.«
Er hob die entzweigegangene Brille auf und steckte sie ein. Der Schaden war zu verschmerzen. Vladek hatte stets mehrere Ersatzbrillen bei sich.
»Komm, wir gehen ins Hotel«, sagte er.
»Hoffentlich befindet sich unter den Angestellten nicht noch ein Vampir«, sagte Albina kleinlaut.
***
Die Stewardeß lächelte mich an und fragte, ob ich einen Wunsch hätte.
»Okay«, antwortete ich grinsend, »aber… ich bin leider in Begleitung.« Ihre Wangen überzogen sich mit einer hübschen Röte.
Ich wurde ernst. »Whisky«, sagte ich, und sie bediente mich. Dann ging sie weiter.
Vicky schhug langsam die Augen auf. »Habe ich eben richtig gehört?«
»Es war mit Sicherheit ein Hörfehler«, sagte ich und hielt ihr den Whisky hin. »Darf ich dich zu einem Schlückchen verführen?«
»Weil du ein schlechtes Gewissen hast?«
»Ich bin mir keiner Schuld bewußt«, behauptete ich.
»Ich denke, ich werde von nun an etwas besser auf dich aufpassen, wenn ein hübsches Mädchen in deiner Nähe ist«, sagte Vicky. »Das kann bestimmt nicht schaden.«
»Hör mal, ich bin treu wie Gold«, protestierte ich.
Vicky wedelte mit der Hand. »Na, ich weiß nicht. Die Hand würde ich für dich nicht ins Feuer legen.«
»Weil wir gerade von hübschen Mädchen sprechen… Ich bin gespannt, wie Vladeks neue Flamme aussieht. Soll ein äußerst attraktiver Käfer sein.«
»Ich bin sicher, du wirst sie sofort in dein Herz schließen«, sagte Vicky spröde. »Bei schönen Mädchen fiel dir das ja noch nie schwer,«
Ich leerte mein Glas und erwiderte grinsend: »Ein Mann ist eben ein Mann, wenn er ein Mann ist.«
Vicky rollte die veilchenblauen Augen. »Ich möchte bloß wissen, worauf ihr Männer euch soviel einbildet.« Die Stewardeß holte sich mein Glas, und kurz darauf wurden wir aufgefordert, das Rauchen einzustellen und uns anzuschnallen, denn wir würden in Kürze in Budapest landen.
***
Janos Selpin kratzte sich hinter dem Ohr. Er war ein mittelgroßer Mann mit Hakennase und zurückgekämmtem glattem Haar. Er trug einen Anzug aus grauem Flanell, war eine unauffällige Erscheinung.
Zuerst hatte er sich gefreut, Vladek Rodensky wiederzusehen, doch als ihm der Brillenfabrikant erzählt hatte, was vorgefallen war, legte sich ein Ausdruck tiefer Betroffenheit auf sein Gesicht.
»Das war Istvan Graf Lazar«, sagte der Hoteldetektiv mit belegter Stimme, Er wollte sich eine ungarische Zigarette anzünden, doch Vladek Rodensky sagte; »Nehmen Sie eine von meinen,«
Sie rauchten Vladeks bevorzugte Marke. Das war nicht so ein »Lungenreißer« wie die ungarische Sorte, »Ihr habt einen echten Grafen vor eurer Tür stehen?« fragte Vladek Rodensky. »Sie wissen, daß der Mann ein Blutsauger ist, und unternehmen nichts gegen ihn?«
»Er gehört doch nicht zum Hotel, wo denken Sie hin.«
»Er war wie ein Angestellter gekleidet«, sagte Vladek Rodensky.
»Der Blutgraf von Budapest ist ein Meister der Maske«, sagte Janos Selpin. »Ich hatte gehofft, daß er sich bei uns nicht blicken läßt, Offiziell weiß niemand von ihm, Schließlich wissen sicher die meisten Menschen nichts mit einem Vampir anzufangen. Man versucht ihn totzuschweigen, aber hinter den Kulissen kursieren eine Menge Gerüchte. Kein Bezirk unserer Stadt ist vor ihm sicher. Er kann überall auftauchen.«
»Er ist nicht gerade eine Reklame für Budapest.«
»Dessen sind wir uns bewußt. Wir würden ihm liebend gern das Handwerk legen, das können Sie mir glauben, aber er ist nicht so leicht zu erwischen. Ständig verändert er sein Aussehen. Er kann der Mann sein, der Ihnen auf dem Bahnhof als illegaler Geldwechsler entgegentritt, der Polizist, der Ihnen auf der nächtlichen menschenleeren Straße begegnet. Drüben im Hilton soll er sich als Zimmerkellner an ein weibliches Opfer herangemacht haben.«
»Das heißt, man muß sich jeden Mann, der einem begegnet, sobald es dunkel geworden ist, genau ansehen, denn es könnte der Blutgraf von Budapest sein«, knurrte Vladek Rodensky.
»Die Angst geht um in Budapest«, sagte Janos Selpin, »Ich würde es Ihnen nicht sagen, wenn wir uns nicht so gut kennen würden und ich nicht wüßte, daß Sie ein Geheimnis für sich behalten können. Offiziell gibt es
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