129 - Der Vampir von Budapest
mit dieser erfreulichen Nachricht nicht dienen.
Aber Begeisterung funkelte in seinen Augen, als er hörte, daß es meiner Freundin gelungen war, den Blutsauger zu verletzen.
»Wenn der Tag um ist, wird er’s aber verdaut haben«, sagte Vladek Rodensky grimmig. »Das heißt, er wird wieder so stark und gefährlich wie immer sein. Gefährlicher sogar noch, und grausamer.«
»Ich hatte gehofft, Sie würden dem Vampir gewachsen sein«, sagte Bela Kornö enttäuscht. »Doch leider ist das nicht der Fall. Auch Sie können Lazar nicht daran hindern, zu tun, was ihm beliebt.«
»Wenn es uns gelänge, ihn tagsüber in seinem Versteck aufzuspüren…« begann Vladek.
»Sie haben es bereits versucht.«
»Wir würden es heute gern noch mal versuchen«, sagte Vladek. »Mit Hilfe Ihrer Frau.«
Kornö sah uns an, als würde er an unserem Verstand zweifeln. »Das kommt nicht in Frage!« lehnte er entschieden ab.
»Es bestand zwischen dem Vampir und Ihrer Frau eine sehr enge Verbindung«, sagte ich. »Vielleicht spricht ihr Unterbewußtsein auf seine Nähe an.«
»Natalja soll Sie zu ihm führen? Das kann sie nicht. Außerdem würde sie das nervlich überfordern. Sie wissen, was wir mitgemacht haben…«
»Eben deshalb müßte Ihnen besonders viel daran liegen, daß wir dem Vampir endlich den Garaus machen«, sagte ich. »Ihrer Frau kann nichts passieren.«
»Weil Sie bei ihr sind? Dieser Schutz erscheint mir nicht ausreichend. Sie haben die besten Möglichkeiten, den Vampir zu erledigen, verpaßt. Sie müssen verstehen, daß mein Vertrauen in Sie beide nicht mehr allzu groß ist.«
»Ihrer Frau kann deshalb nichts geschehen, weil wir den Vampir bei Tag suchen«, erklärte Vladek Rodensky.
»Außerdem haben Sie sie für den Vampir ja mit Weihwasser vergiftet. Er kann Nataljas Blut nicht trinken«, sagte ich.
Schweigend hatte Natalja dagesessen und zugehört. Nun meldete sie sich zu Wort: »Laß es mich versuchen, Bela.«
»Es wird deine Kräfte übersteigen«, sagte ihr Mann. »Du wirst einen Nervenzusammenbruch erleiden.«
»Ich darf mir mehr zumuten, als du annimmst, Bela. Wir wollen doch beide, daß das blutige Treiben des Vampirs ein Ende hat. Wie viele Menschen soll er noch unglücklich machen, in seinen Bann schlagen, grausam hinmorden? Wenn diese Männer ohne meine Hilfe nicht auskommen, darf ich sie ihnen nicht verwehren.«
»Aber es ist ja nicht einmal erwiesen, daß du ihnen wirklich helfen kannst !« sagte Bela Kornö leidenschaftlich.
»Die Sache ist einen Versuch wert«, sagte Natalja.
Ich hatte Verständnis für seinen Standpunkt, und wenn er bei seinem Nein blieb, war ich bereit, das zu akzeptieren. Er hätte uns auch mit Sicherheit fortgeschickt, aber Natalja wollte uns helfen, und sie wäre keine Frau gewesen, wenn sie ihren Willen nicht durchgesetzt hätte.
Seufzend gab er nach, und wir brachen sofort auf. Allerdings mußten wir Berla Kornö mitnehmen, denn er bestand darauf, ständig in Nataljas Nähe zu sein.
Er nahm eine lichtstarke Handlampe mit.
Mir war schon fast, als würden wir »nach Hause« kommen, als wir das Schloß des Vampirs erreichten.
Wir begaben uns sofort in die Unterwelt und hofften, daß Natalja Kornö so ähnlich funktionierte wie das Gerät, von dem Vladek Rodensky gesprochen hatte.
Bela Kornös Lampe war uns eine große Hilfe. Wir schlugen den Weg, den wir schon einmal gegangen waren, wieder ein, sahen jetzt aber alles viel besser.
Wir zeigten dem Ehepaar das eingemauerte Skelett nicht. Es war nicht von Bedeutung. Natalja und ihr Mann wären lediglich geschockt gewesen.
Wir beobachteten Natalja sehr genau. Falls es zu einer Reaktion kam, wollten wir sie sofort erkennen. Immer wieder empfahl ich der jungen Frau, sich voll auf den Vampir zu konzentrieren.
»Schirmen Sie Ihren Geist von allen anderen Einflüssen ab«, riet ich ihr. »Denken Sie nur an Istvan Graf Lazar.«
Nach einigen Schritten blieb sie unvermittelt stehen. War das die Reaktion, auf die wir so sehr hofften?
Bela Kornö wollte etwas sagen, doch ich legte ihm schnell die Hand auf die Schulter. »Stören Sie sie jetzt nicht«, raunte ich leise.
Natalja ging auf eine Wand zu, blieb davor stehen, legte die Hände auf die Steine.
»Ist es hier?« fragte Vladek Rodensky aufgeregt.
Nataljas Lider flatterten. »Ich weiß es nicht. Für einen Moment war mir, als bestünde zwischen Lazar und mir eine Verbindung, doch nun bin ich nicht mehr sicher.«
Vladek nahm die Wand in Augenschein. Auch ich sah sie
Weitere Kostenlose Bücher